Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Ofal Bockhorn: "Anno 1757. Jahr, hab ich Michael Polster an gefangen zum Hauss Bauen" Der Bau eines Blockhauses in Oberwart/Felsőőr

bedingte Notwendigkeit)80). Sturzlatten oder -laden(87), Schwartlinge und Laden „zum Bineth“ wurden allesamt für die Raumdecken verwendet, wobei jeder ’’Läden” 7,5 Kreuzer, jede „Sturzladte“ 4,5 Kreuzer und ein Schwart­ling 3 Kreuzer kostete. Dem Ausdruck „Sturz-“ kann man entnehmen, daß zumindest ein Raum — die Stube - eine „gestürzte Decke“, eine „Holzbalkendecke mit ge­stürzter Schalung“ hatte(88). Eine derartige Decke in der Vorderstube des 1969 abgetragenen Hauses Rotenturm an der Pinka Nr. 84 schildert Franz Simon folgender­maßen : „Die Deckbretter sind breit und an beiden Enden mit Falzen verziert. Sie liegen „gestürzt“ auf den Balken. Die Zwischenräume zwischen den nicht eng aneinander ge­schobenen Deckbrettern werden durch darüberliegende abgedeckt. Dadurch kann die Decke keine Risse bekom­men, auch wenn sich die Deckbretter beim weiteren Aus­trocknen zusammenziehen. Die einmal höher, einmal tiefer liegenden Bretter gliedern ansprechend die Decke“(89). In zwei Arbeitsgängen, welche ebensovielen Arbeitstagen entsprachen, wurden Stube und Küche, sodann Kammer und Stall mit einem Plafond versehen. Als nächstes erfolgte das ’’Kien“ und „Ester auftragen“ in Stube und Küche (wofür das Material ja bereits ge­kauft worden war), woran sich 15 Personen beteiligten; nach dem Kauf weiterer acht Fuhren Lehm führten acht Personen dieselbe Arbeit in Kammer und Stall durch. Mit „Aufträgen des .Esters“ “ war das Aufbringen (und wohl auch das Stampfen) des den Fußboden bildenden Lehms gemeint. Ob auch im Dachraum, wie es im südlichen Burgenland durchaus üblich war(90), als Isolierung und Feuerschutz eine Lehmschicht aufgetragen wurde, ist leider nicht vermerkt — auch dafür ist der Ausdruck „Estrich“ gebräuchlich gewesen, wie J. A. Schmeller schreibt („Jetzt versteht der gemeine Mann unter Estrich zunächst die Lehmdecke auf dem Boden über einer Stube“)(91). Das Verschmieren der Blockwände mit Lehm heißt „klenen“, mundartlich „klain“ bzw. ,,glein“(92). Die aufgebrachte Lehmschichte und auch der Fußboden mußten dann regelmäßig mit „Gleinkot“, einem dünnflüssigen Lehm­brei, bestrichen werden, um Unebenheiten auszugleichen. 3 Paar Laden dienten zur Anfertigung von vier genagel­ten Türen (Stube, Haus, Küche und Kammer) einfacher Machart. Erst jetzt war es notwendig, „3 Thür Stökh, und 3 Fenster Stökh außputzen und die Fenster auß­­schneiden lassen“. Es ist eines der Charakteristika des Blockbaus, daß die Öffnungen im nachhinein in die Wände geschnitten werden können, wobei jedoch besondere Rücksicht auf das Gefüge genommen werden mußte. So entstanden kleine Fenster, manchmal auch nur Luken, und niedere Türen mit oft hohen Blockschwellen(93). Auf die verschiedenen technischen Möglichkeiten der Tür­­und Fenstergestaltung braucht hier nicht eingegangen zu werden; sie können dem in dieser Hinsicht immer noch gültigen Werk von H. P h 1 e p s über den Blockbau ent­nommen werden(94). Von den drei Fenstern mit Stöcken be­saßen die zwei größeren Rahmen, das kleine Fenster zwei Fensterbalken. Wiewohl Michael Polster nicht schreibt, wo diese Fenster angebracht wurden, lassen sie sich auf­grund der vielen seit Bünkerschen Zeiten durchgeführten Hausaufnahmen eindeutig zuordnen: Es waren die drei Stubenfenster, die beiden größeren an der Giebel- oder Stirnseite des Hauses, das kleine hofseitig. Daß es sich bei den weiters erwähnten zwei kleinen oberen Fenstern, um die von Küche und Kammer (das Vorhaus war zumeist fensterlos) gehandelt hat, läßt sich hingegen nur vermuten und ebenso, daß mit „ein große Stehln“ jenes Ablagebrett gemeint war, das in der Küche zum Abstellen der Koch­geräte diente)95). Jedenfalls ist das Wort in der Bedeutung „langer Tram, auf den man etwas stellt; Stellage“ mehr­fach belegt(96). Türen und Fenster waren mit Bändern („Bändl, Bändtl, Bändter“) beschlagen und drehten sich um Kegelhaken (,,Kögl“)(97). Die „Führ Hauß und Kam­mer Thüer“ hatten je eine „anhäng Ketten“, die Stuben­türe besaß hingegen einen eisernen Riegel. Kunstvoller gearbeitete Beschläge aus Schmiedeisen und die soge­nannten „deutschen Schlösser“ (in offener Bauweise mit Hebefalle und sperrbarem Schubriegel mit Schlüsselka­sten), wie sie im adeligen und bürgerlichen Bereich damals schon üblich waren, kamen bei ländlichen Bauten erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts in Gebraucht98). — Als nächstes ließ sich der Bauherr aus 4 Laden einen höl­zernen Rauchfang zusammennageln. Da Vorhaus („Labn“) und Küche keine Einheit mehr bildeten, der Rauch also nicht oder nur schlecht durch die Haustüre abziehen konnte, war eine derartige Vorrichtung — welche über­dies die Wohnqualität verbesserte — notwendig geworden. Solch hölzerne Rauchfänge waren laut B ü n k e r „be­sonders im südlichen Teil der Heanzerei“ noch 1894 keine Seltenheit)99). Diese Holzkamine befanden sich entweder in der Küche, dem Herd gegenüber)100), oder — insbeson­dere in der Oberen Wart — häufiger in der „Labm”, oberhalb der Küchentüre, wo durch ein „Rauchloch“ der Rauch heraustrat und durch den viereckigen Schlot, der nicht senkrecht, sondern leicht abgewinkelt die Dachhaut durchstieß, abzog(101). — Erst jetzt wurden (von 5 Perso­nen) Kammer und Stall gedeckt und von 4 Leuten das Haus „außwendig“ geklent, wofür weitere drei Fuhren Lehm benötigt wurden. Notwendig war dieses Verschmie­ren zum einen wegen der nicht gerade sorgfältigen Zim­(86) Schöbitz, Haus, S. 127 (87) Laden = Brett der dicksten Art, Bohle (Schmeller, Wörterbuch, 1. Bd., Sp. 1436) 88) Vgl. Anm. 25 (89) Simon, Bäuerliche Bauten, S. 116 (90) Diese Lehmschichte hat F. Simon (Bäuerliche Bauten) bei vielen Gebäuden dokumentiert (91) Schmeller, Wörterbuch, 1. Bd., Sp. 169 (92) Hornung, Lehm, S. 62; Schöbitz, Haus, S. 128 (93) Vgl.: Komzak, Südburgenland, S. 66 f. (94) Phleps, Blockbau, S. 158 ff. (Tür), S 224 ff (Fenster) (95) Gaál, Volkskultur, S. 328. — Siehe auch die Abbildung eines solchen Brettes in einer Rauchküche aus Rotenturm a.d. Pinka (Simon, Bäuerliche Bauten, S. 115) (96) Hauptkatalog des WBÖ; freundliche Mitteilung von Dr. W. Bauer (97) Vgl. dazu die Abbildung eines Türbandes mit Stützkegel bei Komzak, Südburgenland, S. 73 (98) Komzak, Südburgenland, S. 72 (99) Bünker, Heanzerei, S. 121 (100) Haberlandt, Volkskunde, S. 122; Komzak, Südburgenland, S. 38. — Siehe auch die Abbil­dung eines derartigen Rauchabzuges beim Bauernhaus Neudauberg Nr. 5 (Simon, Bäuerliche Bauten, S. 69 ff.) (101) Vgl. z. B. die Darstellungen hölzerner Rauchfänge bei den Häusern Siget i.d. Wart 58, Unterwart 2 und Unter­wart 33 (Simon, Bäuerliche Bauten, S. 139, S. 147, S. 149) 35

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