Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Ofal Bockhorn: "Anno 1757. Jahr, hab ich Michael Polster an gefangen zum Hauss Bauen" Der Bau eines Blockhauses in Oberwart/Felsőőr

aus, so ergibt sich für das Gebäude eine Länge von fünf­zehn bis achtzehn Metern, was in etwa jener Länge ent­spricht, welche die von F. Simon dokumentierten ver­gleichbaren Blockbauten der Wart (natürlich ohne an­schließende Stadel) aufweisen)69). Unser Dach besaß auch den für die Region charakteristischen „Schopf“, eine zu Halb- oder Viertelwalm verkürzte Walmfläche. A. Haberlandt nahm — wohl zurecht — aufgrund seiner Forschungen eine ursprüngliche Verbindung von Scherendach („Schardach“) mit Rofen und Abwalmung an(70). Zur Herstellung dieses Schopfs benutzten die Zim­merleute Nägel, „eyßerne Schopff Negel“, deren Preis von drei Kreuzern wir die Kenntnis von diesem Walm ver­danken. (Alle übrigen Verbindungen haben die Hand­werker somit aus Holz hergestellt). Die nächste Angabe betraf die für die Dachdeckung nötigen Strohschauben („Dekh Schááb“, mundartlich Deckschabelnf71)), die von den „Schabaufdeckern“ —- sicherlich in der im südlichen Burgenland üblichen Weise, welche u. a. J. R. Bün­­k e r(72), F. T h i e 1(73) und R. A. H r a n d e k(74) be­schrieben haben — aufgebracht wurden. Drei Personen waren mit dem „Firsten“ beschäftigt, wofür zwei Fuhren Lehm besorgt worden waren; daraus läßt sich eindeutig auf einen „Kotfirst“ schließen: Für diesen wurden die für die Firsteindeckung vorgesehenen „Schab“ mit einem relativ dünnen Lehmbrei „kotig“ gemacht, was nach B ü n k e r in Oberschützen in einer Grube geschah. Danach zog man sie hoch, bog sie knieförmig über den First und schlug sie zu beiden Seiten mit einem Brett an die Dachflächen an(75). Weitere 10 Fuhren Lehm wurden für spätere Arbeiten sowie für das Anschütten des Stuben­bodens (-Fletzes) zur Baustelle gebracht. Diese Arbeit wurde sicherlich gleich vorgenommen, denn sie ist Vor­aussetzung für die Durchführung der nächsten, dem Auf­mauern von Herd und Ofen. Dafür kaufte Michael Polster bei zwei Erzeugern insgesamt 600 Ziegel, wobei hinsicht­lich des Verwendungszweckes an gebrannte Ziegel gedacht werden muß. Herrschaftliche Ziegelöfen, die allerdings primär der Eigenversorgung dienten, sind seit dem 16. Jahr­hundert nachweisbar)76). Der Lehmreichtum des Gebietes förderte späterhin die Ausübung des Handwerks der Töp­fer und Ziegler — wobei sich speziell im 18. Jahrhundert die Zahl der Handwerker zusehends vermehrte; E. Deák hat in diesem Zusammenhang die These aufgestellt, daß sich mit dem Kleinerwerden der Wirtschaften die Nach­kommen der Kleinadeligen auf Anregung der zugewander­ten Gewerbetreibenden verstärkt dem Handwerk zu­wandten)77). Mit diesen Ziegeln wurden von einem Maurer Herd und Ofen aufgemauert, wobei der Handwerker für den Ofenfuß zwei Fuhren Lehm benötigte. Ebensoviel Lehm brauchte der Hafner, der den Ofen setzte und (natürlich auch) die erforderlichen Kacheln lieferte. Es ist anzunehmen, daß beim Setzen des Ofens Lehm bes­serer Qualität verwendet wurde, denn dieser kostete mehr und stammte von einer anderen Abbaustelle; der Bauherr mußte ihn, wie er mit Akribie vermerkt, „hintern wait las­sen herunterführen“. Aufgund der Angaben läßt sich zu den beiden Feuerstätten folgendes sagen: In der Küche wurde aus Ziegeln eine Feuerbank — der Herd — auf­gemauert. Es handelt sich hier um einen recht frühen Beleg für die Verwendung von Ziegeln für den Herd, der ansonsten aus Stampflehm oder Natursteinen gebaut wurde(78). Auf dieser Feuerbank brannte das offene Kochfeuer, von hier wurde auch der Ofen beschickt, wel­cher zum Backen und Garen)79) sowie zum Heizen der somit rauchfreien Stube diente(80). Dieser Ofen bestand aus einem gemauerten Ofenfuß (Sockel) und war, wie aus der Abrechnung hervorgeht, ein Kachelofen. Allerdings ist anzunehmen, daß unter „Káchel“ noch nicht die ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts mehr und mehr ge­bräuchlichen quadratischen Tafelkacheln und nicht mehr die schon im Jahrhundert vorher zum Ofenbau verwende­ten runden Topfkacheln, sondern die (nach ihrer Form benannten) Schüsselkacheln gemeint waren(81). Für das Setzen derartiger „Schüsserlöfen“ benötigte man noch relativ viel Lehm, wie etwa das von F. Simon in Kroatisch-Ehrensdorf dokumentierte Exemplar zeigt(82). — Die nächsten Ausgaben betrafen den Ankauf und Transport von 4 Paar „Sturzladten“, Schwartlingen (13 Stück „Schwardlin“) sowie weiterer insgesamt 19 „Lad­­ten“ für Bank und „Binnet“ (in Stube, Küche, Kammer und Stall). Im Gegensatz zu anderen „Sitzmöbeln“ wurde die Bank offensichtlich schon beim Hausbau in die Stube eingepaßt und galt als Teil des Hauses; weitere Hinweise auf die Stuben- bzw. Hauseinrichtung (deren Entwicklung in der Wart K. Gaál dargelegt hat(83)) fehlen leider völlig. Das von M. Polster mehrfach verwendete und unterschiedlich geschriebene Wort „Binnet“ bedeutet(e) im südlichen Burgenland sowohl Holzfußboden als auch Zimmerdecke aus Holz(84). Nun sind Bretterböden in den Vorderstuben von Bauernhäusern großteils erst ab der Mitte des vorigen Jahrhunderts belegt(85). Doch spricht nicht nur diese Datierung, das vorher erwähnte Anschüt­ten eines Stubenfletzes (= Bodens) sowie das noch zu erörternde Aufträgen des Esters in allen Räumen gegen die Bedeutung „Fußboden“; die Bemerkung vom „Küchel binet legen“ schließt diese Version vielmehr völlig aus. In Küchen mit offener Feuerstelle war — wegen der Brandgefahr — ein Lehm- und später ein Ziegelboden un­(69) Simon, Bäuerliche Bauten; vgl. z.B.: S. 104 ff, S. 136 ff, S. 144 ff (70) Haberlandt, Volkskunde, S. 15 (71) Komzak, Südburgenland, S. 55 (72) Bünker, Mittelsteiermark, S. 139 f. (73) Thiel, Dachgestaltungen, Bd. 1, S. 147 ff, Bd. 2, S. 296 ff. (74) Hrandek, Strohscharendach, S. 132 ff. (75) Bünker, Mittelsteiermark, S. 140.— Vgl. dazu auch : Hornung, Lehm, S. 62; Ortner, Restbestände, S. 111 (76) Prickler, Neuzeit, S. 173 f. (77) Deák, Wirtschaftshistorische Aspekte, S. 199 (78) Später waren Ziegel allgemein üblich; vgl. dazu u.a.: Schöbitz, Haus, S. 104 ff; Pauly, Küche, S. 143 ff; Komzak, Südburgenland, S. 37 ff. (79) Zum Kochen am Herd und im Ofen : Gamerith, Speise; Pauly, Küche, S. 143 ff (80) Zur Entwicklung der Stube siehe allgemein : Geramb, Rauchstuben, S. 1 ff; Hähnel, Stube (81) Komzak, Südburgenland, S. 41 ff. (82) Simon, Bäuerliche Bauten, S. 66 f. (83) Gaál, Volkskultur, S. 327 ff. (84) WBÖ, 21. Lfg. = Bd. 3, Sp. 1313 f. (vgl. Anm. 26) (85) Bockhorn, Haus und Hof, S. 358 34

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