Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

János Fatuska: Dörfer und Städte des Totiser Beckens als Produktions- und Abastzgebiet

geschlossene Vererbung, das Majoratserbe vorherrschend, nach der Session und Haus vom ältesten Sohn übernommen wurde. Dieses Erbrecht verhinderte über den gesamten untersuchten Zeitraum hinweg die Zerstückelung der Bauernwirtschaf­ten und trug dazu bei, dass in den deutschen Dörfern drei, gut voneinander zu unterscheidende, Schichten der bäuerlichen Klasse entstanden bzw. weiter­lebten. Zur ersten Schicht gehörten die Abkömmlinge der ehemaligen Grundbau­ern mit Besitz von 22-24 Katastraljoch, die zweite Schicht entwickelte sich aus den Häuslern (Inquilini) mit 7-3 Katastraljoch, die sich aus Allmende und aus im Tausch gegen Waldnutzungsrecht erworbenen Ackerflächen zusammen­­setzten. Zur dritten Schicht gehörten die Nachkommen der Subinquilini und die, welche aufgrund des Majoratserbes nicht zu Besitz von Ackerflächen ge­kommen waren. Da sich die ganz Armen ständig vermehrten, war es für sie nö­tig, wollten sie in der Landwirtschaft bleiben, Grund und Boden im Hotter der Nachbargemeinden zu kaufen. Dies war jedoch nur dann möglich, wenn sich in der Nachbarschaft ungarische oder slowakische Dörfer befanden. Der notwendi­ge zusätzliche Erwerb von Agrarflächen bedingte auch den marktorientierten Anbau und Vertrieb der Produkte. Diesem Ziel wurde die ganze Wirtschaft un­tergeordnet, was ich nun ganz kurz an dem Beispiel der beiden Nachbargemein­­den, dem ungarischen Szomöd und dem deutschen Niklo/Dunaszentmiklós, aufzei­gen möchte. Die Unterschiede im Ackerbau zeigen sich bei den Szomódern in ersten Linie in autarkem Wirtschaftsstreben, wobei der Getreideanbau mehr als 60 \ des Bodens in Anspruch nahm, während sich bei den Nikloern der Anteil der Hack­früchte auf mehr als die Hälfte der bebauten Fläche erstreckte, eine inten­sive Futterproduktion praktiziert wurde und das Brotgetreide grössenteils durch Kauf oder Erntaarbeit erworben wurde. Bedeutende Unterschiede finden wir auch in der Viehhaltung, besonders charakteristisch bei Pferden und Kü­hen. In Niklo/Dunaszentmiklós hielten nur die Bauern mit 22-24 Katastraljoch Pferde, jeweils ein Paar, die anderen keine; die Szomóder dagegen fütterten, bei viel kleinerem Grundbesitz (7-8 Katastraljoch), je ein bis zwei Pferde. Dies war natürlich völlig unrentabel. Dagegen besassen alle Nikioer Familien, ungeachtet der Grösse des Besitzes, zwei Milchkühe, was sogar in Szomód bei Familien mit über 40 Katastraljoch Grund nicht üblich war. Daraus folgt, dass das Verbraucherzentrum Totis/Tata mit Milchprodukten durch das 8 km entfernte Niklo/ Dunkaszentmiklós' und nicht durch das nur 3 km entfernte Szomód ver­sorgt wurde. Auch dadurch ist zu erklären, dass bis zum Ende der genannten Periode mehr als 30 % des Szomóder Hotters von den Nikloern aufgekauft wer­den konnte. ’Ähnlich waren die Verhältnisse bei der Versorgung von Tatabánya mit Milchpro­dukten durch die deutschen Dörfer Untergalla/Alsógalla, Obergalla/Felsőgalla, Schemling/Vértessomló usw. Dort wurden auch in bedeutenden Menge Agrarproduk­te wie Obst, Gemüse usw. intensiv angebaut. Andere Möglichkeiten der Land­wirtschaft nutzten die Bauern des deutschen Dorfes Bay/Baj, indem sie in­tensiven Weinbau betrieben, sowie die Bewohner des deutschen Dorfes Kieme/ Környe, die auf teils gepachteten Feldern Kartoffel zur Versorgung von Ta­tabánya anbauten. Demgegenüber ist festzustellen, dass die ungarischen und slowakischen Dörfer des Totiser Beckens, obwohl sie meistens günstigere geo­graphische Voraussetzungen und Bodenverhältnisse aufwiesen, ein unverhältnis­­massig geringer Anteil an der Versorgung der beiden Städte hatten. Falls sie doch dazu beitrugen, dann fast ausschliesslich mit extensiv erzeugten Produk­ten (Getreide, Schlachtvieh usw.). Eine eher unbedeutende Rolle hinsichtlich der Versorgung beider Städte spielten lediglich zwei deutsche Dörfer: 71

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