Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)
Gabriella Schubert: Ungarische Einflüsse im Handelswesen der Nachbarvölker
nach der Krim und zum Don Getreide und zurück Salz und Fische beförderten. Die Bezeichnung soll aber letzten Endes auf den Namen der Magyaçen zurückgehen, also "magyarische" Wagen bezeichnen, /471ff./ Zu IV. Verkaufspraktiken: Mehr als alle anderen Begriffskreise dokumentieren die hier behandelten Entlehnungen die Bedeutung der ungarischen Händler im wirtschaftlichen Leben der Nachbarn. Zunächst sei der Gebrauch des Kerbstocks, ung. rovás, erwähnt. Das Kerbholz war in Ungarn bis in das 18. Jahrhundert hinein im Steuerwesen gebräuchlich. In Kerbhölzer wurden bestimmte, die Steuerzahlungen registrierende Zeichen eingekerbt; auch Strassenzüge, die von den Steut beamten zwecks Einzug der Steuern der Reihe nach abgelaufen wurden. Doch war das Kerbholz in Ungarn - ähnlich wie in Deutschland - auch ein unentbehrliches Hilfsmittel des primitiven Handels. Es diente der Aufzeichnung und Überprüfung gegenseitiger Schulden und Pflichten. Die Schulden bzw. Pflichten der Geschäftspartner wurden in die beiden Hälften eines längs gespalteten Holzstabes eingeschnitten. Die Inhaber der Hälften kontrollierten dann die Richtigkeit der Kerben durch deren Aneinanderfügen.(33) Dieser Brauch ist teils über das Wanderhirtentum, teils aber auch über den Warenaustausch zwischen den Ungarn und den Nachbarn bei diesen verbreitet worden. Es bezeichnet hier sowohl den Vorgang des Einkerbens, als auch das Kerbholz selber. Bei den Rumänen wurde - so berichtet Tiktin 1923 - wie folgt verfahren: "Beim Gebrauch macht der Schuldner in das Kerbholz und ein daran gelegtes zweites Stäbchen (tencu^a) gleichzeitig eine dem betreffenden Betrage entsprechende Kerbe und übergibt das letztere dem Gläubiger. Im Verkehr zwischen und mit Analphabeten noch jetzt allgemein gebräuchlich."(34) Im 16 Jahrhundert spielt das Kerbholz allgemein eine wichtige Rolle in den Abrechnungen der rumänischen Dorfgemeinschaft. Auf dem Kerbholz wurden alle von Hirten und Bojaren zu leistenden Abgaben festgehalten, aber auch die auf den Markten geschlossenen Tauschgeschäfte auf Kredit, im Hinblick auf die Lieferung von Wein und Vieh, wie auch die an Handwerker vergebenen Aufträge. Auf serbokroatischem Sprachgebiet kennt man diese Sitte auch im Osten, in Serbien und Montenegro (skr. rovás‘V ravâs, râbos'vrâbus), auch in der Bedeutung "Handelsnachlass auf den Warenpreis". Die vielen Formvarianten im Serbokroatischen, Slowenischen, Bulgarischen und Karpatoukrainischen (vgl. neben den skr. obengenannten Varianten slow, rovás*; rovása, búig.padom, paöymf poőymf pi>0ouU ferner auch die Tatsache, dass dieses ungarische Wort auch im Tschechischen (vgl. tschech. rabuse) und im Albanischen (vgl. alban. rabus) anzutreffen ist, lässt auf die Bedeutung des Kerbholzes im Handel Mittel- und Westeuropas schliessen. Ung. rovás ist eines der wenigen Wörter, die sich auch im Deutschen eingebürgert hatten. Hier kommt es zuerst 1427 in Sopron/Ödenburg in der Gestalt rabüsch vor; vgl. darüber hinaus dt. rabasch, rabisch, räbisch, raivisch, rabusch "Kerbholz, Rechnung, Zeuge, Rabatt" und Rabischaufseher, Rabischmeister (Grimm VIII: 12). Innerhalb des Deutschen ist das Wort im Bayr.-Osterr., im Ostmitteldt. und im Siebb.-Sächs. bekannt. Gegenüber den Nachbarn der Ungarn in der östlichen Hälfte der Balkanhalbinsel sowie zu den Tschechen hin nahmen die deutschen Bergleute, die Kerbhölzer für den Bergbau verwendeten, eine entscheidende Mittlerposition ein./557ff./ Schliesslich sei von der Verbreitung des ungarischen Rechtsbrauches berichtet, die Tätigung eines Geschäftes mit einem Umtrunk zu besiegeln. Dieser áldomás genannt, geht ursprünglich auf Opferhandlungen (vgl. ung.áld "opfern") 60