Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)
Gabriella Schubert: Ungarische Einflüsse im Handelswesen der Nachbarvölker
doch die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ein, und rum. marfa gehört heute als Bezeichnung der Ware zum Grundwortschatz./467ff./(12l Der Viehhandel verlief im 18. Jahrhundert auch in umgekehrter Richtung:- Südslavische Händler trieben ihre Schweine und Schafe aus dem Savegebiet entlang der Donau nach Pest zur Schlachterei oder zum Verkauf; im Skr. findet man für sie die Bezeichnung gazda, das auf ung. gazda "Wirt, Verwalter, Brotgeber" zurückgeht'. /329/. Südslaven, vor allem Serben, belieferten auch als Fuhrleute ungarische Märkte in Eger, Balassagyarmat und anderwärts.(13) Infolge der hier beschriebenen Verhältnisse kamen Ungarn mit Deutschen, Tschechen, Mähren, Slowaken, Polen, Ukrainern, Russen, Rumänen, Serben, Bulgaren, Kroaten, Bosnjakén, Slovenen und anderen Nationalitäten zusammen, und sie nahmen in ihre Handelspraktiken in gleicher Weise fremde Einflüsse auf wie sie eigene an andere Ethnien vermittelten. Die Komplexität dieses Vorgangs sei an einem Beispiel demonstriert: Während der osmanischen Herrschaft kamen häufig serbische Händler nach Ungarn, um auf Versteigerungen Kriegsbeute unter dem Preis zu "verscherbeln". Die dabei ständig wiederholte Frage Ko'de vece? "Wer bietet mehr?" prägte sich bei den Ungarn ein und wurde hier als kótyavetye in der Bedeutung "Versteigerung, Lizitation, Auktion" verallgemeinert. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wanderte dann dieses Wort nach Kroatien in der Bedeutung "Auktion, Versteigerung" (kroat.-kajk. kocevece) zurück und ist seit dem 17. Jahrhundert auch im Rumänischen, zunächst in der Moldau, dann auch in Siebenbürgen, bekannt (rum. cochiovéche "ds.") /439f./ Es gibt viele solche Erscheinungen der gegenseitigen Anpassung, für die der Handel ein Medium darstellt. Im folgenden will ich mich jedoch einem Teilaspekt dieses Komplexes zuwenden, nämlich spezifisch-ungarischen Handelspraktiken, die sich bei den Nachbarn der Ungarn eingebürgert haben. Ausgangspunkt bilden dabei die ungarischen Lehnwörter des Handelswesens bei den Nachbarvölkern.(14) Zeitlich konzertrieren sich die hier behandelten Vorgänge auf die Spanne vom 11.bis zum 16. Jahrhundert. Gewerbe und Handel waren bei den Ungarn bereits vor der Landnahme ausgeprägt. Auf den Märkten der alanischen, krimgriechischen und chasarischen Handelsstädte, wo sie die Erzeugnisse ihrer Kürschner, Waffenschmiede und Töpfer gegen Eisen, Silber, Gold und Seidenstoffe eintauschten, lernten sie östliche Handelspraktiken kennen.(15) In dem Zusammenhang entlehnten sie aus dem Alanischen unter anderem vám "Zoll',' híd "Brücke", vásár "Markt" und vasárnap "Sonntag". Ung. vasárnap ist eine Lehnübersetzung zu türk, pazar günü "Markttag"; erst in christlicher Zeit wurde aus diesem Markttag ein Kirchgangs- und Ruhetag unter dem Verbot der Abhaltung von Märkten.(16) Ung.' vásár finden wir in allen Nachbarsprachen des Ungarischen, im Serbo - kroatischen, Slovakischen, Karpatoukrainischen und Rumänischen (vgl. skr. vasar, karp.-ukr. Bamau rum. vagarli ung. vásárol "einkaufen"). Im Serbokroatischen gehört vasar zum Grundwortschatz. Vor allem in Slawonien und in der Vojvodina, mit einer gemischten ungarisch-kroatischen bzw. ungarischserbischen Bevölkerung, ist das Wort seit der Mitte des 18. Jahrhunderts zahlreich belegt; häufig im Zusammenhang mit Ochsenmärkten, skr. marvinski vasar. Das Lehnwort finden wir auch in der Volksdichtung und in Sprichwörtern), was als Indikator für seine allgemeine Verbreitung angesehen werden kann. /656ff./ Auch die westeuropäische Variante zu ung. vásár, nämlich piac, das auf das 53