Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)
Tamás Hoffmann: Die Marktflecken in Ungarn - ein kulturelles Phänomen
Merkwürdigerweise gibt es in diesem Gabiét kaum eine Landschaft, deren Bewohner - trotz ungünstiger natürlicher Gegebenheiten - die Agrarproduktion durch die Aufnahme einer Gewerblichen Tätigkeit ergänzen würden. Abgesehen von 1 bis 2 Bezirken erreicht das Gewerbe kaum jene Stufe die Hausindustrie, die in der vorindustriellen Zeit erst durch die Organisationsfunktion der Städte möglich wird - vor allem freilich in West- und Mitteleuropa. Die Städte nämlich begünstigten in ihrem Umkreis die technischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen der Industrialisierung. Auch wegen Raummangels möchte ich diese Darlegungen nicht weiterführen, sondern lieber zusammenfassen, was ich für wichtig halte: In der Nord-Süd-Zone Europas, dort wo Mitteleuropa mit Osteuropa in Berührung kommt, entstehen im 18. und 19. Jahrhundert Städte mit relativ zahlreicher Population. Die Städte haben jedoch überwiegend agrarischen Charakter sind und entwickeln nicht einmal in ihrem Umfeld lebendige Beziehungen zwischen Dorf und Stadt, vor allem deshalb nicht, weil der Markt in den besagten Siedlungen nur eingeschränkt funktioniert. Wir wissen, dass sich die feudale Wirtschaft in dieser Zone - im Vergleich zur mitteleuropäischen Wirtschaft, die teils auf römischen Grundlagen beruhte und fast überall kontinuierlich verlief - mit einer Verspätung von gut drei bis vier Jahrhunderten entwickelt hat, während das komplette Städtesystem erst im 13. bzw. 14. Jahrhundert zu funktionieren begann. An späteren Beispielen gemessen, unterschieden sich aber diese Städte in zwei Dingen. Zum einen betrug die durchschnittliche Bevölkerungszahl nicht mehr als 1000r zum anderen war eine Stadt das Zentrum für etwa 20 bis 30 Dörfer. Nimmt man eine Bevölkerung von BO bis 200 Personen je Dorf, so verband die Stadt mithin 1600 bis 6000 Menschen. Obwohl sich die Bevölkerungszahl dieser Siedlungen bis zur Wende des 18. zum 19. Jahrhundert zumindest verdoppelt hat, ist das Proportionssystem des Siedlungsnetzes in manchen Zonen unverändert geblieben. Derartige Beispiele.finden wir auch in Pannonien, vor allem in der westlichen Zone an der österreichisch-ungarischen Grenze, wo die Kriegshandlungen des 16. und 17. Jahrhundert das im Mittelalter entstandene Bild nicht vollständig verändert haben. Wir besitzen nur sehr wenige sichere Belege darüber, wie sich die Beziehungen zwischen Dorf und Stadt in dieser mittelalterlichen Landschaft gestaltet haben. Der Warenaustausch der landwirtschaftlichen bzw. industriellen Güter dürfte viel geringer gewesen sein als in den beiden vergangenen Jahrhunderten, was unsere Aufmerksamkeit zwangsläufig auf die Selbstversorgung der bäuerlichen Haushalte mit Konsumgütern (Kleidung, Küchengerät, Möbel) bzw. auf deren Herstellung im Rahmen des bäuerlichen Hausgewerbes lenken muss. Wir sollten nicht vergessen, dass die Zonen, die von ihren mittelalterlichen Agglomerationseigenarten mehr erhalten haben, ihrer Bevölkerung wirtschaftlich ungünstigere Bedingungen zu bieten hatten als ein Teil der Nachbarbezirke, in denen das ganze Siedlungs- und Wirtschaftssystem verändert wurde. Es ist jetzt unwichtig, welchen Anteil an dieser Umwandlung die Salbstentfaltung der Wirtschaft bzw. die Verheerungen durch Kriegshandlungen hatten. Das Problem lautet vielmehr: Die Veränderung hat tatsächlich stattgefunden, aber wir können ihre Einzelheiten einstweilen noch nicht rekonstruieren. Eines Steht fest: Die Exportorientiertheit der Landwirtschaft hat sich in Ungarn im Mittelalter entwickelt und beruhte ursprünglich auf den Produkten der extensiven Wirtschaftssparten (vor allem auf den Warensorten des Tierexportes). Die natürlichen Voraussetzungen dafür waren der Reichtum an Grund 165