Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

Tamás Hoffmann: Die Marktflecken in Ungarn - ein kulturelles Phänomen

DIE MARKTFLECKEN IN UNGARN - EIN KULTURELLES PHÄNOMEN Tamás Hoffmann, Budapest Historiographen könnten ausführlicher darüber sprechen, worauf sie den ei­genartigen Charakter der ungarischen Städte, ihre von den mittel- und west­europäischen Städten abweichenden Wesenszüge zurückführen. Manche meinten, die letzten Ursachen in den Stadtbewohnern nomadischer Provenienz zu finden, andere bezeichneten die während der Türkenzeit erfolgte Entvölkerung als de­terminierenden Faktor. Wie immer es auch sei, die ungarischen Städte wurden zum Teil /z.B. in Pannonien/ auf römischen Fundamenten aufgebaut und über­trafen ihre antiken Vorgänger bis zum 18. Jahrhundert nicht an Grundfläche. Andere, im Zwischenstromgebiet Donau-Theiss sowie am rechten Theissufer, sind mittelalterlichen Ursprungs. Wahrscheinlich ist auch die Kontinuität der römischen Städte fraglich, was eindeutig für den mittelalterlichen Ur­sprung des ganzen Stadtbestandes spricht. Tatsache ist andrerseits auch das Völkersterben unter der Türkenherrschaft, wodurch fast im ganzen Gebiet die Diskontinuität der ausschlaggebende Faktor, das 18. Jahrhundert aber jene Periode wurde, in der sämtliche Begebenheiten für das Entstehen von Städten in der ungarischen Geschichte bereits vorhanden waren. Bemerkenswert ist immerhin, dass vor fünf bis sechs Generationen, in den 1800er Jahren, in der Zone, die sich östlich der Linie Königsberg-Warschau- Krakau-Wien-Graz-Triest bis zur Linie Riga-Minsk-Kiew-Odessa erstreckte, al­so auf dem ehemaligen Territorium des Habsburger und des Ottomanischen Rei­ches /bis zum heutigen Griechenland/, die Landschaft; von solchen Städten geprägt war, deren Bevölkerungszahl nicht mehr als 40.0G0 bis 60.000, aber auch nicht weniger als 10.000 hetrug. Bezeichnend ist die besonders hohe Be­völkerungskonzentration - in der Mehrheit der Fälle zwar mehr als 15.000 bis 20.000 Personen, doch nur in Ausnahmefällen über 30.000. Andrerseits trenn­te sich in solcheiner Stadt nur ein ziemlich geringer Teil /Gewöhnlich ein Zehntel/ der Bevölkerung von und wählte eine Beschäftigung, die von der Ar­beit in der Landwirtschaft völlig unabhängig war. Die Industrie, der Handel und das Transportwesen beschäftigten relativ kleine Gruppen; der Bevölkerungs­anteil der in der Administration Tätigen - in der Zeit vor der Industriege­sellschaft - kann vernachlässigt werden. Trotz der hohen Bevölkerungskonzentration in den Städten muss die berufliche Schichtung (entsprechend der Verteilung der Wohnbevölkerung nach Wirtschafts­abteilungen), verglichen mit jener in den von der Industrierevolution betrof­fenen Städten, als rückständig bezeichnet werden. Zwar scheint es sich hier­bei lediglich um technisdhe und als Folge um wirtschaftliche Mängel zu han­deln, doch blieben sie auch noch nach dem in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erfolgten Eisenbahnbau bestehen. Allerdings verursachten .die Agrarprodukte Osteuropas und jene von Nordamerika(bedingt durch den Dampf­­schiffverkehr)in der Wirtschaft der.ost-mitteleuropäischen Zone eine Krise­in jener Zone, die den städtischen Markt Mitteleuropas versorgte. 164

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