Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)
Vilmos Voigt: Pannonischer Folklorewarenaustausch
PANNONISCHER FOLKL OREWAR ENAUSTAUSCH Vilmos Voigt, Budapest Die räumliche Bestimmung im Titel bezieht sich nicht auf die Provinz Pannonien des Altertums (über deren "folklore-artigen" Warenaustausch ebenfalls gesprochen werden könnte),sondern, den räumlichen Interessen der Symposien Enthnographia Pannonica entsprechend, auf das ungarische Transdanubien, Kroatien und Slowenien, den östlichen Teil Österreichs, Mähren und die westliche Hälfte der Slowakei. Die Geschichte des 'Warenaustausches dieser Region aus ungarischer Sicht ist interessant und wechselvoll. Vereinfacht man die äusserst diffizilen und komplexen Vorgänge in Gesellschaft, Geschichte und Handel, so kann man behaupten, dass sich der ungarische Warenaustausch bereits ab der Landnahme (896) bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts auf das ganze ungarische Land erstreckte;wenn der Handel auch vorwiegend der westlichen (aber auch süd- und nordwestlichen), also im heutigen Sinne "pannonischen" Richtung folgte, war diese nicht die einzige. Die Türkenherrschaft und die "Dreiteilung" des Landes (bis etwa gegen Ende des 17. Jahrhunderts) sowie die sich ausschlisssenden Freiheitsbsstrebungen; ihr Abschluss war der "Friede von Sathmar" im Jahre 1711) bedingten diesen westlichen, "pannonischen Zweig" des Warenaustausches vorwiegend für gewisse Gebiete: für das westliche und nördliche "königliche Ungarn", das heisst für das heutige Westtransdanubien, für Kroatien, für Ost-Österreich und für die Slowakei. Der Handel des Tieflandes und Siebenbürgens, sogar der Ostslowakei und der Karpato-Ukraine war von dieser Richtung natürlich nicht hermetisch abgetrsnnt doch dominierten dort andere regionale, politische, gesellschaftliche und ökonomische Interessen und Möglichkeiten. Als man im 18.Jahrhundert, zur Zeit Maria Theresias und Josefs II., Ungarn immer mehr an Österreich band (Siebenbürgen blieb bis 1848 weiterhin eine selbständige verfassungsrechtliche Einheit; am südöstlichen und südlichen Rand des Landes, in der Mark, galten besondere Bestimmungen für Recht und Handel), war man um die Durchsetzung der gegenreformatorischen Ziele bemüht; gleichzeitig gäbe es Bestrebungen (neben der Unterstützung der Zünfte) die Manufakturen, jene neuen Formen der Industrialisierung, zu fördern. Das ungarische Reformzeitalter (nach dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts) strebte nach Selbständigkeit in Industrie und Handel; zu dieser Zeit wurden der ungarische, kroatische und slowakische Nationalismus zur herrschenden geistigen Tendenz, der sich zwangsläufig auch auf den Warenumsatz der Produkte der Hochkultur und der Volkskultur auswirkte. 1848-1849, während des ungarischen Freiheitskampfes, erstarkten die kroatischen und slowakischen Bestrebungen nach kultureller Selbständigkeit, wobei konfessionelle (katholisch bzw. lutheranisch) Gründe eine wesentliche Rolle spielten. Diese fanden in Form von verschiedenen Schulen, sonstigen Bildungseinrichtungen und auch im Verlagswesen ihren Niederschlag. Zwischen 1849 und 1867 wurden Industrie, Handel und Verkehr sowie der damit verbundene Warenaustausch wieder zentralisierter und mehr von Österreich gelenkt, wenn auch in etwas veränderter Form. Die darauf folgende "Gründerzeit" brachte die rasche Entfaltung der städtischen (ja sogar der großstädtischen) Kultur mit sich. Herrschte bei den Industriearbeitern an144