Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

Vilmos Voigt: Pannonischer Folklorewarenaustausch

fänglich eine deutsche Orientierung in Sprache und Kultur vor, so wich die­se später einer jeweils nationalen (ungarisch, kroatisch, slowakisch glei­­chermassen). Obzwar nicht die ganze Arbeiterfolklore Warencharakter hat,- im Vergleich zu den Nicht-Waren-Produkten der Bauernfolklore -, so ist sie doch der internationale Warenaustausch viel charakteristischer, als für die früheren gesellschaftlichen Schichten. Die Industrialisierung bestimmt auch in anderer Hinsicht den Austausch folkloristischer Handelsware: in die­ser Periode gehen die grossen Veränderungen hinsichtlich der Produkte (in­dustrielle Fertigung von Trachtenequisiten, Keramik, Ziergegenstände, Pho­tos, Musikinstrumente, religiöse Schriften, Kolportageliteratur etc.), des Warenvertriebes und auch der Zahlungsmittel (Geldwirtschaft, Wechsel als Zahlungsmittel) vor sich. Die Entfaltung des eigentlich modernen, kapitalistischen Warenumsatzes fällt in Ungarn in die Jahre zwischen 1867 (in ungarisch-kroatischer Relation 1363) und 1913. Nach dem ersten Weltkrieg kam es eben in "pannonischer Hin­sicht" zu einer völlig neuen Situation. Infolge der Pariser Firedensverträ­­ge entstanden zwischen Agram, Wien, Pressburg und Budapest Staatsgrenzen, durch die natürlichen Richtungen des Warenverkehrs in bedeutendem Masse ver­ändert wurden. Heute noch ist diese Situation unverändert, und wer sie kennt, Wciso, wie sehr dadurch der Umsacz der folkloristischen handelsprodukte beein­flusst wird. Bereits zu Anfang des 2o.Jahrhunderts bereichtet Aladár Kovách uber dio Volkstracht des Sárköz, dass dia Kleiderstoffs grösstenteils aus Fab­riken Stamm can und in don nahe!'egenden Städten oder in fjudapest besorgt wur­den. Seide und Kaschmir liessen die Kaufleute von Szekszárd und Baja aus Wien, ja sogar aus Frankreich (Lyon) einführen, Perlen und glitzernde Flit­ter wiederum aus Böhmen. Nach 1918 und auch heute wurden und sind diese Wa­ren unausführbahr. Ist man also bestrebt, den "pannonischen" Folklore-Warenaustausch in einer einheitlichen Periode zu untersuchen, bietet sich praktisch nur der Zeit­raum vor dem ersten Weltkrieg an. Vorher wie nachher ist mit derartig dif­ferenzierenden Verhältnissen zu rechnen, dass ein Vergleich nahezu unmöglich erscheint. Die ethnographischen Forschungsergebnisse bezüglich der ungarischen Handels­beziehungen sind bekannt. Die Wissenschaftler zogen auch folkloristische Ge­sichtspunkte in Betracht. 1976 erschien sogar eine Kurzmonographie von Imre Katona unter dem Titel "Die Folklore der ungarischen Märkte". Es ist jedoch kein Zufall, dass der Studienband, in dem diese Arbeit erschien, vom Verwal­tungsausschuss Hortobágy herausgegeben wurde; auch die geographische Vertei­lung der Beispiele von Imre Katona spricht für sich. Gyula, Hódmezővásár­hely, der Brückenmarkt von Hortobágy, der Turer Markt, die Märkte in Jász­ság, die Marktrufe aus Kiskunhalas, die Märkte in Gyöngyös werden bei ihm erwähnt. Beispiele aus Transdanubien kommen nur in Bezug auf einen ob­wohl sehr wichtigen, Themenkreis vor: es handelt sich um dem am meisten aus dem Komitat Baranya bekannten "Mädchenmarkt" mit dem sich vor allem Berta­lan Andrásfalvy eingehend beschäftigt hat. Unter den "auswärtigen" Gestal­ten der Märkte tritt der Wanderkrämer aus Gottschee (ung. kucséber) ebenso auf wie der Hausierer (ung. bosnyák, weniger bekannt ist die Benennung bo­tár) . Neuere Forschungen liegen bedauerlicherweise nicht vor. Dass die Nicht­­btnandlung dieses Themenkreises nicht an den ungarischen Wissenschaftlern lag, zeigt auch jene Übersicht von Imre Dankó über die wichtigsten ungari­schen Marktorte, die etwa 60 Ortschaften nennt, von denen mehr als 30 heute nicht mehr in Ungarn liegen. Dennoch ist auffallend, dass über Győr, Kapos-145

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