Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

Zsuzsanna Tátrai: Wallfahrtsgeschenk, Marktgeschenk

gie". Sie haben es verzehrt, damit sie geweiht werden." (Bálint S.: Adatok a búcsújárás néprajzához Ethn. 1939. 199.) Ich will keinen volkommanen Überblick der Geschichte des Lebkuchens geben, doch müssen einige Daten erwähnt werden. Dem Lebkuchen kam im Altertum eine besondere Rolle als Opfergebäck zu. Bei Ausgrabungen in Aquincum kamen graue und rote Negativformen zum Vorschein, die den reitenden Marcus Aurelius oder den Händedruck der Mitherrscher (Marcus Aurelius und Lucius Verus) darstell­ten. Angeblich hatte die Bienenzucht in den ersten Jahrzehnten unserer Zeit­rechnung in Pannonien grosse Bedeutung; die Zucht wurde auch von den Kelten, Germanen, Awaren, Slaven und auch von den Ungarn übernommen. Zur Zeit der Ar­­paden-Könige beschäftigten sich die Klöster mit der Herstellung von Wachsker­zen und-figuren, Lebkuchen und Getränken. Im Laufe des 16. unr' 17. Jahrhun­derts zahlten die Lebkuchenbäcker den Mitgliedsbaitrag an die Wiener Zunft und erst zu Ende des 17. Jahrhunderts entstanden selbständige Zünfte in Un­garn, so in Pressburg 1681, in Buda 1719 und allerdings erst 1832, in Pest. Anstatt der auf das Feinste gemodelten, besonders künstlerischen Lebkuchen­figuren früherer Zeit, kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein­fachere Formen wie das "Rote Herz", der "Husar", die "Puppe" und der'Tantof­­fel" auf. Die Lebküchlerschaft geriet schon hundert Jahre früher in Verfall und wurde auf DorfSiedlungen zurückgedrängt, zumeist in die Nähe von bedeu­tenden Wallfahrtsorten. Im Dorf Andocs im Komitat Somogy betrieben vier Leb­­küchler-Wachsgiesser ihr Handwerk. Für die Kinder kaufte man Husaren, Schwerte oder Wickelkinder aus Lebkuchen. Die Mädchen bekamen von ihren Burschen Lebkuchenherzen, die sie so lange auf­­bewahrten bis sie zerbrachen; schliesslich wurden die Herzen gegessen. An den Wallfahrtsorten, den Kirmesmärkten und auf den Messen waren sowohl die Leb­küchler als auch die Töpfer anwesend. Sie boten vornehmlich die für Kinder hergestellten charakteristischen Geschenkestücke an: für Knaben fertigten die Töpfer Tonpfeifen, zumeist in Vogelform. Den Mädchen waren diese aufgrund der traditionellen Bauernsitte verboten. Dia klsinsn Mädchen erhielten lackier­te oder unlackisrte Tonglocken oder man schenkte ihnen verkleinertes Koch­geschirr, um sie auf diese Weise mit ihrer zukünftigen Tätigkeit spielartig zu konfrontieren. Ein weiteres Töpferprodukt war die Tonbüchse, oft in Form eines Schweines oder aber als Nachbildung eines Üppigkeit (Fülle) symbolisie­renden Frauenkörpers. Noch archaischer waren jene Tonprodukte mit kugelför­migen Ausbuchtungen in Form von Frauenbrüsten gewissemassen als Imitation der stillenden Frau schlechthin. Tonbüchsen dieser Art kamen bei den Ausgra­bungen in Aquincum zum Vorschein. Über die Kirmesmärkte erstellte Gábor Barna einen umfassenden Übersicht. (A bucsuvásár In: Árucsere és migráció. Miskolc, 1986.) Hierin macht er auf die mit verschiedenen Wallfahrtsorten verknüpften Gedenkgegenstände aufmerk­sam: so wurden zum Beispiel verschieden geformte Stöcke mit grünen Ästen und Marienflachs verziert. Die Kroaten an der Drau hängten Lebkuchenfiguren auf die Stöcke, die die Vorsänger als Geschenk bekamen. An manchen Wallfahrtsor­ten wurden weisse Wachskränze verkauft, die die Mädchen zur Zeit der Kirmes auf ihren Kopf setzten und damit nach Hause gingen. Die Spielzeuge und Nippessachen der Basar und Spielzeugverkäufer in den Wall­fahrtsorten, auf den Kirmesmessen und auf den Märkten waren beliebte Geschen­ke. Die einstigen Bauernkinder haben im Allgemeinen ihre Spielzeuge selbst gefertigt und erhielten nur selten fertiggekauftes Spielzeug von einer Kir-142

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