Fitz Jenő (szerk.): Forschungen der Steinskulptur der Arpadenzeit in Ungarn - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 24. A Pannon konferenciák aktái 3. (Székesfehérvár, 1979)

E. Szakál: Bemerkungen zur Steinbearbeitung der Romanik in Ungarn

Rogerius aus Apulien deutet um 1243, nach dem Tatarenstrum, daß der Gesteinsabbau und das Be­hauen in der Steingrube auch in Ungarn ineinander­­greifende Arbeitsphasen waren. Ich zitiere: „Auf den Feldern und den Straßen lagen viele Leichen, ohne Kopf oder in Stücken; in den Dörfern und Kirchen wohin sie geflüchtet waren gibt es viele angebrannte Leichen. Auf zwei Tagesreisen sah man nur Verwesung und Zerstörung, der ganze Boden ist von Blut gerötet, und die Leichen lagen beieinander wie die weidenden Schafe, oder wie behauene Bau­steine in den Steingruben. ” Viele Bausteine wurden nicht erst in die Werkstatt, sondern direkt an die Baustelle befördert, meistens in halbfertigem Zustand, wie dies die unvollendeten Werksteine beweisen. Vieles wurde bereits im Steinbruch behauen, und sehr viel an Ort und Stelle des Baues bearbeitet, wo die Vollendungsarbeiten am bereits versetzten Stein vorgenommen wurden. Dies beweisen eindeutig halb­fertige Flächen und Architekturteile, oder — wenn vollendet — die Fugenteilung der Steine. Mit dem Handwerk zusammen erneuert sich die althergebrachte Tradition der Bearbeitung an Ort und Stelle. In Straßburg, Reichenau, Hildesheim und Limburg sind auf den Quaderoberflächen mit Spitz­meißel Rillen geritzt. Karl Friederich bewertet in seiner Publikation diese als Motive und nannte sie „ornamentierte Abspitzungen”. Er betonte dabei nicht genügend, daß es sich hier um unvollendet bear­beitete Flächen handelt. Die mit Spitzmeißel aufgetragenen Motive hatten bei der Flächenbearbeitung immer eine praktische Rolle und zeugen von einem auch den Geist beschäfti­genden, spielerischen Zeitvertreib. Die mit unbe­zahnten Werkzeugen oder breiteren Flacheisen auf­getragenen Fischgrätmuster, sowie dekorative Werk­zeugspuren anderer flächenformender Methoden wür­den wir nicht in diese Kategorie einreihen; in der Romanik deuten sie auf Unvollendung, und werden erst in der Gotik selbstbezweckt. In der Tihanyer Krypta zum Beispiel, wurde die Oberfläche der Säulenschäfte an Ort und Stelle nicht mehr vollendet, und blieb nur mit Spitzhacke behau­en. Die einzelnen Trommeln sind viel genauer ange­paßt. In Bélapátfalva zeigen mehrere Säulenbasen kubistische Formen, in Pécs ein kleiner Pfeiler oder Fries mit drei Flechtbandmedaillonen, darinnen Konturen von Palmettenblättern, sowie die Orna­mente eines Bogenbruchstücks mit gevierten herz­förmigen Ranken und Blättern eine unvollendete Bearbeitung an Ort und Stelle. An einem Bogen­bruchstück ist das Motiv an seinem Rand durchschnit­ten, was beweist, daß die Zeichnung und die Vertie­fung des Hintergrundes erst hergestellt wurden, als sie bereits mit dem anschließenden Bogenstück eine Fläche bildeten, d. h. eingebaut waren. Im nördlichen Abstieg zur Krypta ist das Ornament an den Gliedern des Gesimses nicht zu Ende geführt. Im Nordwinkel wurde das Glied sogar eingedrückt, um dort der Skulptur Platz zu schaffen; das Orna­ment wurde nur bis zu jenem Punkt eingemeißelt, wo die Fläche erreicht werden konnte. Oft zeigt nur die Teilung der Steine an, daß das Ornament an Ort und Stelle bearbeitet wurde, z. B. die Bogenleibung mit gewundenen Säulen und die Ornamente der Gewölberippen in Pécs, genau so wie das Blattornament an der Leibung des Rundfensters der königlichen Kapelle in Esztergom. Klassische Beispiele können für diese Arbeitsmethode am Tor­pfosten und dem Tympanonrelief der St. Peter Kirche von Moissac, sowie in Autun und Carennac genannt werden. Es gibt sehr viele Beispiele; für uns ist wesentlich, daß in der Romanik das Behauen an Ort und Stelle ebenso allgemeiner Brauch war, wie die Vorbearbeitung. Das Erkennen dieser Differenzen wirkt sich von Fall zu Fall auf unser Bewerten aus. Die Methode „après la pose” kann durch folgende Züge charakterisiert werden: die Fugen sind genau angepaßt, die Steine werden von den Steinmetzen versetzt. Die Verteilung der Steine wird von der Struktur und nicht vom Ornament bedingt. Klammer und Zapfen sind kaum benötigt. Der Behau hat spontanes, individuelles Gepräge, weil „après la pose” immer mit der Arbeitsmethode „taille directe” verbunden ist. Bei der Vorfertigung sind die Fugen grob an der sichtbaren Fläche genau bearbeitet und die Steine werden won Maurern eingefügt. Die Teilung der Steine bestimmt das Ornament und die Konstruktion wird angepaßt. Klammer und Zapfen sind unentbehrlich. Bei der Vorfertigung gibt es keine Spontaneität oder Individualität, und das Schema und Typisieren treten in den Vordergrund. Beide Methoden lebten nebeneinander vom antiken Ägypten bis zum 20. Jahrhundert; das Behauen an Ort und Stelle verschwand jedoch immer mehr, der­art daß es heute kaum mehr existiert. Es muß auch über die Steinkonstruktion gesprochen werden. Sowohl die Abstiege zur Krypta, als auch der Laienaltar in Pécs wurden ähnlich wie Wandbeklei­dungen an bereits bestehende Mauern angebaut. Die Friese und Gesimse bestehen bloß aus Läufersteinen, ohne tiefere Einspannungen. In den fließend ineinandergreifenden figuralen Kompositionen der Kryptenabstiege bemerken wir, daß eine jede ikonographische Szene auf eine, seltener auf zwei Steinplatten komponiert wurde, welche dann einfach aneindergereiht waren, so wie das Aneinder­­reihen von Metopen einen Fries ergibt. Zum Beispiel werden die als zusammenhängend empfundene Kompositionen des „Ave Maria”, „Maria und Elisa­beth”, „Geburt Jesu” und die „Hirten von Bethle­hem” durch eine senkrechte Teilung der Steine ge­trennt, d. h. die Größe der Steine entsprach der Größe der figuralen Komposition. Auch bei den anderen Reliefs kann dasselbe beobachtet werden. Derselben strukturellen Komposition begegen wir bezüglich der Teilung der Steine und der ikonographi­­schen Gliederung im Werk des Meisters Wilhelm im Dom zu Modena. Bei einem der Reliefs sind auf den einzelnen Steinplatten folgende Szenen verteilt :

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