Lajkó Orsolya: „Cserepén ismerem, minemű fazék volt..." (Szeged, 2015)

Irodalom

202 Über die archeologisch-typochronologischen Angaben hinaus führten wir eine interdisziplinäre Arbeit durch, mit dem Ziel eine Verbindung zwischen der ar­chäologischen und der ethnographischen Keramik herzustellen und die Ursprünge der volkstümlichen Keramik von Vásárhely zu erforschen. Während dieser For­schungsarbeit stützen wir uns auch an Beschreibungen historischen Archivmate­rials über Gefäßherstellung (Testamente, Inventare, Zunftlimitationen, höfische Ordnungen, Autobiographien, Memoiren,... usw.), und an die daraus erschließba­ren Konklusionen, um die Keramikkultur der Zeit komplex, historisch, regional, gesellschaftlich und stilkritisch darstellen zu können. Die Auswertung und die Veröffentlichung erfolgt nach Formgruppen, nach archäologisch feststellbaren Gefäßtypen; Schüsseln und Teller, Töpfe, Pfannen mit Fuß, kleine Küchengefäße, Deckel, Krüge und Kannen. Auch material- und ziertechnische Untersuchungsergebnisse werden erörtert. Durch Auseinanderhal­ten der am Ort hergestellten und der auf Handelswegen zugekommenen Produk­te nützte ich die Möglichkeit die damaligen Handelsbeziehungen zu analysieren. Hinsichtlich des Materialvorkommens im Karpatenbecken, wird der Handel mit weitliegenden Gegenden vor allem durch das Vorhandensein feuerfester Gefäße (Töpfe und Pfannen) in der südlichen Tiefebene bewiesen. Ihre chronologische Lage knüpft diese Fundkomplexe an die ungarische Kultur des 17. Jahrhunderts an, die Zusammensetzung und die Verzierungstechniken des Geschirrs weisen auf eine Verbindung mit dem einheimischen und europäischen frühneuzeitlichen Kulturkreis hin. In dieser Hinsicht zeigt der zeitgenössische Keramikstil eine Art Einheitlichkeit, trotzdem gibt es auf territorialer Ebene ge­wisse, archäologisch nachweisbare regionale Unterschiede. In der südlichen Tiefebene - so auch in Vásárhely - treffen sich gleichzeitig mehrere Stilrichtungen und gestalten den späteren, aus ethnographischen Quellen bekannten, eigenartigen Stil von Vásárhely. Die bei den archäologischen Ausgra­bungen gefundenen Gefäßbruchstücke aus dem 17. Jahrhundert sind überwiegend Produkte der ungarischen Töpferindustrie. Dominierend ist das mit der schnellge­drehter Töpferscheibe geformte, feingeschlämmte, aus roten, braunen, gelbweißli­chen Materialien gefertigte, glasierte und engobierte Gebrauchsgeschirr: innen gla­sierte dünnwandige Töpfe, enghalsige, henkelige Wasserkrüge, Kannen mit runder Öffnung und Pfannen mit Fuß und Henkel. Charakteristisch sind - sowohl für die Epoche als auch für die Region - die eigenartig dekorierten, auf weißem Grund braun gerahmten, bunt (rot und grün) linienverzierten Schalengefaße mit farblo­ser Überschicht, die zu ihrer Erscheinungszeit einem repräsentativen Anspruch zu entsprechen versuchten. Neben diesen Produkten - aber in wesentlich kleineren Mengen - kommt das Tischgeschirr aus der Zeit der türkischen Herrschaft vor, das mit den Eroberern in Verbindung gebracht werden kann: Schüsseln mit Füßen, Kannen mit runder Öffnung und mit Ausgussrohr, sowie die sogenannten balkani- schen Verzierungen, die Ritzglasierung, Gerinnglasierung und Fleckenglasierung.

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