Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)
P. F1SCHL Klára - KULCSÁR Gabriella: Tiszán innen, Dunán túl. A kora bronzkor kérdései a kiskundorozsmai temető kapcsán
Tiszán innen, Dunán túl Gold, Kupfer, Bronze: Angaben zur frühbronzezeitlichen Metallurgie Die Metallbeigaben des Gräberfeldes von Kiskundorozsma (Abb. 2) fügen sich prinzipiell gut in den Tracht- und Gegenstandskreis ein, der an der Wende der Phasen 2 und 3 der Frühbronzezeit am Unterlauf der Theiß erscheint. Der einund mehrwindige Armschmuck, der als allgemein verbreitet anzusehen ist, kann aus anderen Fundorten des frühen Fundkreises mit einem ziemlich geschlossenen Metalltyp-Ensemble ergänzt werden: Halsringe (Ösenhalsring), zyprische Nadeln (Schleifennadel), Brillenspirale, und aus Gold (Elektron) angefertigte Gegenstände: einfache und spiralförmige Haarringe (Lockenring und Noppenring), „bootsförmige" Haarringe und punzierte Blechscheiben mit durchbohrtem Rand können hier eingeordnet werden (Óbéba/ Pitvaros /frühe Mokrin/Sändorfalva, vgl. Abb. 3^4; Abb. 7). In Verbindung mit dem Haarring aus Elektron im Grab 56 von Kiskundorozsma wurde die Materialuntersuchung von anderen Goldfunden ähnlichen Alters durchgeführt (Tab. 1). Bei den untersuchten Gegenständen hat sich eindeutig herausgestellt, dass die Gegenstände aus Elektron (lat. electrwn) hergestellt waren, eine natürliche Goldlegierung, in der der Silberanteil um die 20% oder mehr beträgt. Diese Materialgruppe hat A. Hartmann bei der Analyse der „Goldgegenstände" von Mokrin mit den Minen um Brád/ Brad/Tannenhof (RO) des goldenen Quadrats im Siebenbiirgischen Erzgebirge verbunden (HARTMANN 1972, 108). Die Halsringe (Ösenhalsring) und zyprischen Nadeln (Schleifennadel) haben lange als Beweis der südlichen bzw. südöstlichen Herkunft der Maros-Kultur gedient. In diesem Aufsatz möchten wir, dem Gedankengang von Sabine Gerloff (GERLOFF 1993) folgend, mit der Durchsicht des frühesten westlichen Vorkommens der Gegenstandstypen eher die frühen nordalpischen Beziehungen (Singen) und jene mit der Proto-Aunjetitz bzw. Nitra betonen. Durch die Bewertung der Analogien des Dolches aus dem Männergrab 66 von Kiskundorozsma wird dieses Beziehungsgeflecht auch unterstützt. Ein wichtiger Schritt der Aufarbeitung der Metallfunde von Kiskundorozsma war die Untersuchung ihrer Materialzusammensetzungen. Das erste Mal nach langer Zeit ergab sich die Möglichkeit, unsere Kenntnisse über die Metallurgie der Epoche zu erweitern. In den 1950-60er Jahren wurde im Zuge des Metallanalyse-Projekts in Stuttgart die Analyse zahlreicher Kupfer- und Bronzegegenstände aus Ungarn durchgeführt (JUNGHANS-SANGMEISTER -SCHRÖDER 1968; JUNGHANS-SANGMEISTER-SCHRÖDER 1974). In diesem Rahmen wurde unter anderem auch die Analyse mehrerer Metallfunde der Maros-Gegend vorgenommen. Auf der Basis dieser Ergebnisse haben sich viele Forscher u.a. mit der Metallurgie der Óbéba/Pitvaros/Perjámos/Maros-Gruppen und Kulturen beschäftigt (z.B. LI VERSAGE 1994, Table XI. 70-71. 97 100; GOGÄLTAN 1999). Die quantitativen Untersuchungen der Ergebnisse des SAM-Projekts haben zuletzt Ernst Pernicka und Rüdiger Krause mit der sog. average link cluster analysis Methode modifiziert (PERNICKA 1995; KRAUSE 2003) und diese mit weiteren Ergebnissen ergänzt. Über die Verwendung der Ergebnisse dieser Methode hat zuletzt Viktoria Kiss geschrieben, sie hat sich mit der Problematik der Metallurgie, besonders in Transdanubien, befasst (KISS 2009). In Bezug auf die Verwendbarkeit und Vergleichbarkeit der Daten der Metallanalysen, die in verschiedenen Labors und mit unterschiedlichen Methoden durchgeführt wurden, äußerte sich zahlreiche Kritik. Die folgenden Ausführungen liefern auch dazu einige Daten. Im Rahmen des früheren SAM-Projekts wurden frühbronzezeitliche Proben, darunter insgesamt 8 aus Óbéba (SAM 13090-13097) und 14 aus Pitvaros (SAM 1311613129), mit Hilfe der Farbbildanalysenmethode (JUNGHANSSANGMEISTER-SCHRÖDER 1974; KRAUSE 2003, CD als Anlage: Stuttgarter Datenbank) untersucht. Zwischen 1999 und 2001 hat Miklós Kis-Varga (MTA ATOMKI, Debrecen) mit dem Röntgenfluoreszenz-Verfahren neben weiteren 8 Proben aus Kiskundorozsma und 4 Proben aus Sándorfalva auch die früheren Metallbeigaben aus Pitvaros und mit Ausnahme von zweien (SAM 13090-13091) auch die Beigaben aus Óbéba neu untersucht. Im Aufsatz von Lívia Bende und Gábor Lőrinczy waren nicht alle Angaben veröffentlicht. In der Tab. 2 unseres Aufsatzes haben wir die Möglichkeit bekommen, die Untersuchungsergebnisse zu publizieren. Anhand des Vergleichs der früheren SAM und der neuen Ergebnisse aus Debrecen, die sich auf dieselben Gegenstände beziehen, ist gut zu sehen, dass in der Materialzusammensetzung bei fast allen Messungen einige bedeutende Abweichungen von 0,5-1%, sogar eine von 4,5% aufgezeigt werden können, bzw. wird mehrmals die reine Anwesenheit bestimmter Elemente bei der gegebenen Untersuchung gar nicht nachgewiesen. Die Erklärung für die Unterschiede können die voneinander abweichenden Untersuchungsmethoden sein. Innerhalb des jetzt untersuchten Fundmaterials kann Folgendes festgestellt werden: Der größte Teil der Rohstoffe der Gegenstände aus den Gräbern von Kiskundorozsma kann als Reinkupfer mit geringem Silbergehalt bzw. als Arsenkupfer mit Silbergehalt interpretiert werden. Im Falle des Dolches und seiner Nieten wird der Rohstoff aufgrund der Zusammensetzung den Fahlerzen mit hohem Nickel- und Arsengehalt zugeordnet. In Sándorfalva treten neben Gegenständen aus Reinkupfer mit Silbergehalt auch Kupferarten mit Antimongehalt auf. Wegen der oben erörterten Abweichungen der Messdaten aus Debrecen und denen des SAM-Projekts zu den Funden aus Óbéba und Pitvaros werden die Funde jetzt nach den SAM-Daten innerhalb von Gruppen, die Rüdiger Krause bestimmt hat (KRAUSE 2003), kurz bewertet. In beiden Gräberfeldern können Rohstoffe mit leicht abweichenden Anteilen, aber gleichen Typs, nachgewiesen werden. Das Arsenkupfer mit hohem Silberanteil (Cl. 34/3) und der sog. Ostalpische Kupfertyp (Cl. 34/4) kommen in beiden Gräberfeldern vor. Das silberhaltige Arsenkupfer (Cl. 34/6) und das sog. Singen-Kupfer (Cl. 34/8) treten nur im Gräberfeld von Pitvaros auf. Die Variante des Reinkupfers (Cl. 34/2) und des Antimonkupfers mit Silber- und Nickelgehalt (Cl. 34/11) ist nur in Óbéba zu finden. Daten zum Auftreten von Zinnbronze haben wir jetzt durch einen Streufund aus Pitvaros ( Pit varos-szórvány/1) und einen Annring aus Grab 6 von Óbéba (6/2), wo wir schon mit Sicherheit einer bewussten Legierung gegenüberstehen. Aufgrund der obigen kurzen Übersicht lassen sich, bezogen auf die Zukunft, zahlreiche neue Fragen formulieren. 75