Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

P. F1SCHL Klára - KULCSÁR Gabriella: Tiszán innen, Dunán túl. A kora bronzkor kérdései a kiskundorozsmai temető kapcsán

P. FISCHL Klára - KULCSÁR Gabriella DIESSEITS DER THEIß, JENSEITS DER DONAU. FRAGENDER FRÜHBRONZEZEIT HINSICHTLICH DES GRÄBERFELDES VON KISKUNDOROZSMA Klára P. FISCHL - Gabriella KULCSÁR Mit der Geschichte der Frühbronzezeit 2-3 nach der unga­rischen Chronologie (Wende des 3. zum 2. Jahrtausend v. Chr.) der Region am Unterlauf der Theiß in Ungarn be­schäftigten sich um die letzte Jahrtausendwende zahlreiche Publikationen. Im Gebiet westlich der Theiß wurden mehre­re kleine Gräberfeld- und Siedlungsfragmente freigelegt bzw. ältere Fundmaterialien veröffentlicht, die territorial und auch typologisch eine eng zusammenhängende Einheit bilden (Sándorfalva-Eperjes, Szatymaz-Jánosszállás, Rösz­ke-Iskola, Baks-Sövényháza, Baks-Homokbánya) (Abb. 1). In diesem Zusammenhang haben im Jahr 2002 Lívia Bende und Gábor Lőrinczy das frühbronzezeitliche Gräberfeld­fragment mit 5 Gräbern von Kiskundorozsma-Hosszúhát­halom publiziert. Ihre Arbeit über Kiskundorozsma bedeutet einen forschungsgeschichtlichen Fortschritt in sogar drei Richtungen: im Bereich der traditionellen archäologischen (typologischen und relativ-chronologischen) Untersuchung, der Analyse der Zusammensetzung der Metallbeigaben sowie im Bereich der absolutchronologischen Daten. In unserer Arbeit gehen wir entlang dieser drei Hauptlinien weiter. Ritus, Tracht, Gegenstände: Traditionen und Stile Aufgrund der typologischen Analyse der Beigaben des Gräberfeldfragments von Kiskundorozsma kann man sagen, dass die Analogien in den Kreis der frühen Maros und der frühen Nagyrév führen. Die Beigaben nähern sich dabei eindeutiger dem Kreis der bekannten frühen Maros (Óbé­ba/Pitvaros/frühe Mokrin/frühe Ószentiván) als dem Fund­kreis der Nagyrév an. Die klar umrissenen Bestattungsriten und Gegenstands­typen der Maros-Kultur, also das sog. „Maros-Paket" (Ma­ros package), wird von Folgendem charakterisiert: 1. ge­schlechtsspezifische Bestattungen (Ausrichtung, Beigaben), 2. komplexe Trachtelemente (Kopfschmuck, Brustschmuck, Annschmuck), 3. Blech- und Drahtschmuck, Halsringe, zyprische Nadeln, trianguläre Dolche, 4. Zweihenkelgefäße. Das Fundensemble von Kiskundorozsma wird durch den geschlechtsspezifischen Ritus der Bestattungen und eine Beigabengruppe (Knochennadeln in den Frauengräbern, Zwillingshenkelgefäße in jedem Grab, Hängegefäß in Grab 15 sowie die Metallgegenstände der Gräber 55, 56, 66) mit der Maros-Kultur verbunden (Abb. 2). Das Fundensemble von Kiskundorozsma-Hosszúhát-halom beinhaltet also zwei Elemente des Pakets, es fehlen aber die komplexen Tracht­elemente und die führende Gefäßform der Kultur: das Zwei­henkelgefäß. Im Aufsatz haben wir neben den Fundensembles der älteren Óbéba (Abb. 3) und der etwas jüngeren Pitvaros (Abb. 4) den starken Kontakt mit der Phase I des Grä­berfeldes von Mokrin hinsichtlich der Typologie und der Tracht betont. Als Basis dazu nahmen wir die neue Analyse des Gräberfeldes von Mokrin, die auf Seriation und Korres­pondenzanalyse beruht (Abb. 5; WAGNER 2005). Dazu ge­hört, dass in dieser Phase des Gräberfeldes die Anzahl der Zweihenkelgefäße verhältnismäßig niedrig ist. Die wenigen Zweihenkelgefäße der frühen Phase der Maros-Kultur zeigen eine enge typologische Übereinstim­mung mit einem südlicheren Fundkreis. Dieser Typ ist im Material der Bubanj Hum III-Kultur bzw. im Material der Fundorte zu finden, die früher als Pre- oder Proto-Vattina bezeichnet und neuerdings als Fundkreis von Ljuljaci I-Pan­cevo-Donja Varos erwähnt werden (BOGDANOVIC 1996; GRCKI-STANIMIROV 1996; P. FISCHL-KISS 2002; GARASANIN 2007). Die Verbreitung des erörterten Krugtyps zeigt ein Beziehungsgeflecht, das sich entlang des Flusses Morava in südlicher Richtung ausbreitet (STOJIC-NIKITOVIC 1996). Den anderen Ausgangspunkt unter den Keramikfunden bilden der Typ des Henkelbechers und die kleinen Hen­keltöpfe, die sich von den Proportionen her dem Becher annähern, aber größer sind (Abb. 2). Ihre Analogien sind am Unterlauf der Theiß zu finden. Ihre Varianten treten als Beigaben von Hockerbestattungen (Sándorfalva-Eperjes, Röszke, Baks-Sövényháza, Hajdukovo/Hajdújárás), als Teil eines Gefäßdepots (Szatymaz-Jánosszállás), sowie manch­mal auch in Siedlungen (Baks-Homokbánya) auf. Das Er­scheinen des Bechertyps kann auf die Wende der 2. zur 3. Phase der frühen Bronzezeit datiert werden, seine kultu­rellen Wurzeln sind in der Keramiktradition der frühen Maros- und der frühen Nagyrév-Kulturen zu suchen. Hinsichtlich der Gefäße von Jánosszállás erschien auch eine Interpretation als Gefäßdepot denkbar. Deshalb haben wir auch die Möglichkeit einer verhältnismäßig fernen Ana­logie aus Niederösterreich aufgeworfen. Hier traten nämlich Gefäßdepots auf, deren Gefäße den Formen der kleinen Becher und Schüsseln der Theißgegend ähneln. Diese Gefäß­depots können mit der Zeit der Leithaprodersdorf / Leitha (Lajta)-Gruppe (österreichische Frühbronzezeit la / Ende der ungarischen Frühbronzezeit 2) verbunden werden (Siegen­dorf/Cinfalva, Trausdorf an der Wulka/Darázsfalu, Enzers­dorf an der Fischa). Als Erklärung könnte dienen, dass die Beziehungen des Karpatenbeckens mit dem östlichen Öster­reich und den mährischen Gebieten Tschechiens schon ab Beginn der frühen Bronzezeit nachgewiesen werden können. Bei der Untersuchung der Deponierungsgewohnheiten der Trinkgefäße, zwar nicht im Falle der Henkelbecher, aber der Zweihenkelgefäße mit ähnlicher Funktion, können wir zwei Angaben aus dem Balkan wieder beleben (früher dazu: KULCSÁR 2000, 61) (Abb. 1, 18-19). Im Rahmen der Untersuchung des südlichen Bezie­hungsgeflechts haben wir im Aufsatz auch die Bestattung von Zemun-Sljunkara detailliert analysiert und sie mit der untersuchten Fundortgruppe verbunden. 74

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