Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

RACZKY Pál: Nyomozás egy őskori edény összefüggései után (A régészeti, múzeumi emlékezet rövid és hosszú távú torzulásairól, valamint a régészeti forrásokkal kapcsolatos adatvesztések szakmai környezetéről.)

RACZKY Pál NA CHFORSCHVNGEN ZU DEN ZUSAMMENHANGEN EINES URZEITLICHEN GEFÄßES (ÜBER KURZ- UND LANGFRISTIGE ENTSTELLUNGEN DES ARCHÄOLOGISCHEN UND MUSEALEN GEDÄCHTNISSES SOWIE ÜBER DATENVERLUSTE BEI ARCHÄOLOGISCHEN QUELLEN) Pál RACZKY Im Tornyai János Museum, Hódmezővásárhely erschien in der archäologischen Ausstellung „Kunst des Neolithikums und der Kupferzeit" („Az újkőkor és rézkor művészete") und im zugehörigen Katalog aus dem Jahr 2005 ein Gefäß mit besonderer Form. Die bauchige Röhrenfußschüssel mit einem in der Aufsicht ovalen Körper war gemäß der Katalog­beschreibung in das Umfeld der „Pécel-Kultur" eingeordnet, als Fundort gaben die Verfasser Öcsöd an. Nach der Inven­tarnummer im Katalog schien es zum Tornyai János Mu­seum, Hódmezővásárhely zu gehören. Wegen s«iner besonderen Form war ich schon 1986 im Magazin des Koszta József Museums in Szentes auf das vorgestellte Gefäß aufmerksam geworden, deswegen mach­ten wir davon auch ein Foto (Abb. 3, 1). Es war noch damals klar geworden, dass das Gefäß als Teil eines grö­ßeren Fundensembles aus der Ausgrabung von József Csa­log in Öcsöd-Kendereshalom stammte. Das Grab wurde vom Ausgräber eindeutig als hochkupferzeitlich, Bodrog­keresztúr-Kultur bestimmt. Der Fundort lag nach der Beschreibung von József Csalog ca. 1,5 km östlich der Körös-Brücke des Dorfes, unmittelbar am linksseitigen Prallhang des Flusses Körös (Abb. 1, 1-4). Dieser Fundort ist zugleich auch der ver­mutliche Herkunftsort der „Venus von Öcsöd" aus der Körös-Kultur. József Csalog begann am 7. September 1958 eine klei­nere Sondierung am Ort. Im Rahmen der Grabung legte er zwei Schnitte an (Abb. 1, 3; Abb. 2, 1), deren Schichten­verhältnisse wir nach den Angaben des Grabungstagebuchs zu rekonstruieren versuchten. Im Schnitt II wurden 3 Gräber der Bodrogkeresztúr-Kultur freigelegt, über die damals keine Detailzeichnungen angefertigt wurden (Abb. 2, 3). In Grab 1 und 2 lag je ein Skelett ohne Beigabe auf der linken Seite in Hockerlage. Grab 3 war stark zerstört, in der ursprünglichen Lage waren nur die mit rotem Ocker belegten Beine geblieben. Aus der Bestattung wurden insgesamt 9 Beigaben geborgen: 1. Gefäß auf niedrigem Röhrenfuß mit in der Aufsicht ovalem Körper und gewölbter Wandung. Unterhalb der eingekerbten Randverzierung schließen sich in 2-1-2-1-An­ordnung 6 vertikale säulenartige Henkel bzw. Griffe an. An den beiden engeren Randkrümmungen des Öffnungsovals sind an den Innenseiten zwei kleine Näpfe angeformt. Der niedrige Röhrenfuß ist an 4 Stellen von symmetrisch angeordneten, kleeblattförmigen Ausschnitten durchbrochen (Abb. 3, 1, 2a-c). 2. Tonnenförmiger Topf, auf der Schulter und am Bauch mit je 4 symmetrisch angeordneten Buckeln verziert (Abb. 4, 1). 3. Tonnenförmiger Topf am Bauch mit 4 symmetrisch angeordneten Buckeln verziert (Abb. 4, 2). 4. Tonnenförmiger Topf an Rand und Bauch mit je 4 symmetrisch angeordneten Buckeln verziert (Abb. 4, 3). 5. Tiefer Topf mit Vierpassmündung und leicht aus­ladendem Rand sowie 2 Vertikalhenkeln am Bauch (Abb. 4, 8a-c). 6. Tiefe Schüssel mit leicht eingezogenem Rand und 4 symmetrisch angeordneten Buckeln am Rand (Abb. 4, 4). 7. Unterteil und Halsstück eines „milchtopf' förmigen Gefäßes (Abb. 4, 5). 8. Rand- und Halsfragment eines „milchtopf' förmigen Gefäßes mit aus dem Rand abgehendem Vertikalhenkel (Abb. 4, 6). 9. Scheibenförmiges, in der Mitte gelochtes Ockerstück (Abb. 4, 7). Eigenartig ist, dass bei der Inventarisierung der Funde aus Öcsöd, die 1961 im Koszta József Museum, Szentes restauriert wurden, nur 4 Gefäße (1-^1) dem Grab 3 zu­geordnet worden waren. Die 4 restlichen Gefäße bzw. Gefäßfragmente sowie der Ockerklumpen wurden als Beigaben (5-9) des Grabes 2 registriert, die ursprünglichen Zusammenhänge der Ausgrabung dadurch entstellt. Besondere Aufmerksamkeit verdient das Röhrenfuß­gefäß in Grab 3 (Abb. 3, 1, 2a-c) aus Kendereshalom, das durch seine Stilmerkmale in der Tat mit den Keramikformen der Badener Kultur verbunden ist. So zeigt vor allem der ovale Schüsselteil eine Ähnlichkeit mit dem Typ, der von János Banner als „fischbuttenförmiges Gefäß" beschrieben worden war. Gleichzeitig können die zwei kleinen Näpfe, die im Inneren der Schüssel von Kendereshalom erscheinen, mit der eigenartigen Funktion der zweigeteilten Schüssel in Verbindung gebracht werden. Die kleinen, tassenförmigen Scheiben in der Mitte der beiden längeren Ovalseiten auf den Außenseiten des Gefäßes unterhalb vom Rand weisen ebenfalls in Richtung der Badener Formenwelt. Über das frühe Auftreten der zweigeteilten Schüssel innerhalb der Badener Kultur und auch über deren eventuelle Verknüp­fung mit der mittleren Kupferzeit verfügen wir über neue Erkenntnisse. In der Hunyadihalom-Fundumgebung der ausgehenden mittleren Kupferzeit von Tiszalüc-Sarkad gibt es Fragmente mehrerer innen geteilter Schüsseln, welche eine Aufteilung bzw. Abtrennung des Gefäßinneren aufwei­sen, die früher nicht oft vorkam. Das alles lässt offensicht­lich auch auf eine besondere Tätigkeit in Verbindung mit diesem speziellen Gefäßtyp schließen, der also am Ende der mittleren Kupferzeit in der Tiefebene erscheint und in der folgenden spätkupferzeitlichen Badener Kultur allgemein verbreitet ist. Die unteren Fortsätze der 6 Henkel bzw. Griffe am Gefäß 1 aus Grab 3 können auch als Imitationen von Scheibenhenkeln bewertet werden. Gefäß Nr. 5 mit seiner Vierpassmündung (Abb. 4, 8a-c) kann mit Sicherheit als ein charakteristischer Bestandteil der 52

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