Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)
LŐRINCZY Gábor - TÜRK Attila: 10. századi temető Szeged-Kiskundorozsma, Hosszúhátról. Ujabb adatok a Maros-torkolat Duna-Tisza közi oldalának 10. századi településtörténetéhez
10. századi temető Szeged-Kiskundo rozsma, Hosszúhátról zeitlichen Gräberfeldes Kiskundorozsma-Hoszszúhát. MFMÉ - StudArch 12 (2011) ???-???. ZÁBOJNIK 2007 Zábojnik, J.: Hrob 63. na pohrebisku c Ciernom Brode. Problematika hrobov s parciálnym spolupochovanim zvierat v obdobi avarského kaganatu. — Gräberfeld in Cierny Brod. Problematik der partiellen Tiermitbestattungen in der Zeit des awarischen Kaganats. SlovArch 55-2 (2007)353-386. GRÄBERFELD DES 10. JH. IN SZEGED-KISKUNDOROZSMA, HOSSZÚHÁT. NEUE ERGEBNISSE ZUR SIEDLUNGSGESCHICHTE DES 10. JH. DER REGION ZWISCHEN DONAU UND THEIß GEGENÜBER DER MAROS-MÜNDUNG Gábor LŐRINCZY - Attila TÜRK Zwischen Donau und Theiß im Süden des Komitats Csongrád haben wir in den letzten Jahren auf Höhe der MarosMündung zahlreiche neue landnahmezeitliche Gräberfelder freigelegt. Die Mehrheit davon kam während der vorläufigen Grabungen in Verbindung mit dem Bau der Autobahn M5 zutage. 2004 konnten wir in der Gemarkung von Kiskundorozsma (Abb. 1, 2) herausragendes Fundmaterial bergen. Es erschien in der Nähe der „einzelnen" Bestattung, die wir 2002 veröffentlicht hatten (BENDE-LÖRINCZY-TÜRK 2002). Das reichste Grab dieses Gräberfeldes haben wir zusammen mit Lívia Bende schon 2007 bei einer Tagung im Ungarischen Nationalmuseum vorgestellt. Der sog. Hosszúhát (deutsch: langer Rücken) liegt im Norden der Gemarkung Kiskundorozsma (gehört heute zu Szeged) in der Nachbarschaft der Gemeinden Zsombö und Szatymaz am Rande der Sandrücken zwischen Donau und Theiß, die damals diese Region durchfloss (Abb. 1, 2). Das Sandwerk III Szeged, angesiedelt auf einem beträchtlichen Teil des Hosszúhát, war der größte Sandabbaubetrieb in der Region Szeged. In seinem östlichen Teil haben wir bereits 1999 Grabungen durchgeführt (Abb. 1, 3^1). Im Gräberfeld kamen insgesamt 13 Gräber zutage, 11 davon bildeten eine Gruppe, zwei lagen 60 m entfernt (Abb. 2). Der Anteil der Kleinkinder im Gräberfeld war besonders groß, wir fanden insgesamt 6 Kindergräber, in denen das älteste Kind nur 8-10 Jahre alt war. Die Erwachsenen wurden in einem Sarg bestattet, der aus einem Baumstamm ausgehöhlt war. Unter den Armknochen war die Füllerde dick, zur Wirbelsäule hin nahm die Schichtdicke allmählich ab. Bei der Analyse der Bestattungsriten ist der Gebrauch des Nischengrabes hervorzuheben. Bei den drei derartigen Gräbern waren auf der rechten oder auf der linken Seite Nischen, sowohl Kinder als auch Erwachsene wurden auf diese Weise bestattet (Abb. 28-29). Partielle Pferdebestattungen haben wir in zwei Gräbern beobachtet, in beiden Fällen mit speziellen Merkmalen. Die weit oben in der Verfüllung des Grabes 500 beobachteten Pferdeknochen wurden nachträglich, nach der Beerdigung vergraben (Abb. 3, 5) bzw. ins Grab gelegt. Dieser Brauch ist schon an mehreren Fundorten der südlichen Tiefebene gut belegt (VÖRÖS 2000. 371). Der Pferdeschädel im Grab 595 war im Vergleich zum menschlichen Skelett nicht wie üblich nach Westen ausgerichtet, sondern in N-S-Ausrichtung neben dem Verstorbenen platziert (Abb. 8, 4). Analogien aus dem 8.-9. Jh. gibt es dazu in Osteuropa, in Saltovo und in der Wolga-Gegend (TÜRK 2009, 114-116). Aus den Waffen, die im Gräberfeld freigelegt wurden, ist als der bedeutendste Fund des Grabes 500 ein ziemlich gut erhaltener Köcher zu erwähnen (Abb. 4-5), der mit Eisenbändern und Stäben ausgesteift war. Außen nahe der Öffnung des Köchers war eine Knochenplatte mit PunktKreis Verzierung (Abb. 4, 7; Abb. 5, 3), die nach der Typologie von Peter Straub in der zweiten Hälfte des 10. Jh. häufig auftritt (STRAUB 1999, 420). Das reichste Fundmaterial des Gräberfeldes kam bei der Freilegung der Bestattung einer alten Frau in Grab 595 zutage (Abb. 8). Das Grab fügt sich gut in die Reihe der „üblichen" reichen Frauenbestattungen der südlichen Tiefebene ein, unsere bisherigen Kenntnisse werden aber um einige Neuheiten ergänzt. Die Frau war mit rhombusförmigem, aus goldenem Blech gepresstem Kleidungsschmuck (Abb. 14), Diadembeschlägen (Abb. 9), gepressten, konzentrisch verzierten Kaftanbeschlägen (Abb. 15-17), steinbesetzten quadratischen Gürtel(?)beschlägen (Abb. 18), einem Goldring mit Blasenkopf (Abb. 19) sowie mit Armund Beinringen und Schuhwerk mit Beschlägen (Abb. 20-22) beigesetzt worden. Neben Oberarm und Schulter der Frau fanden wir mehr als 100 winzige, mit Nieten befestigte, vergoldete, runde Silberbeschläge, die unserer Meinung nach ehemals die Lederbänder in den geflochtenen Haarzöpfen verzierten (Abb. 10-13). Winzige Beschläge, die an den — oft mehrsträngigen — Riemen von scheibenförmigen Zopfspangen (Haarflechtscheiben) angebracht waren, kennen wir bis jetzt schon aus Gräbern mit blechernen sowie durchbrochenen scheibenförmigen Zopfspangen. Im Falle des Grabes 595 von Kiskundorozsma können wir aus Mangel an gut dokumentierten Analogien — zunächst keine genaue Rekonstruktion dieser Beschläge erstellen, diese Objekte konnten aber unserer Meinung nach ein „Riemensystem" aus 3-5 schmalen, parallel verlaufenden Riemen verziert haben, die bei den größeren Beschlägen vielleicht auch miteinander verbunden waren. Im selben Gräberfeld wie dem des oben vorgestellten reichen Frauengrabes kam als Grab 600 ebenfalls eine Frauenbestattung zutage. Seine Besonderheit im Gegensatz zu den einheitlichen Beschlagtypen des Grabes 595 ist, dass die sechs Beschläge im Halsbereich sowie die beiden Ösenknöpfe und die zwei Ohrringe von unterschiedlichem Typ und die Armreifen verschieden groß sind (Abb. 26-27). Das ganze Gräberfeld wird naturwissenschaftlich detailliert untersucht. Die anthropologischen und genetischen Forschungen haben neben den charakteristischen mongo449