Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)
SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010
Byzantinische Fundmiinzen in der Awarenforschung in der untersuchten Region regelmäßig war oder ob sie dort nur sporadisch vorkamen. Aber auch das Münzmetall kann die Länge der Umlaufzeit beeinflussen, zumal die wertvollen Goldmünzen in der Regel länger aufbewahrt worden sein dürften als die kupfernen Scheidemünzen geringen Wertes. In manchen Fällen lässt sich die Richtigkeit der angesetzten Umlaufzeit durch historische Ereignisse überprüfen. 8 3 Seit der Mitte der 1980er Jahre richtete sich Csanád Bálints Aufmerksamkeit immer mehr auf die Erfassung und Erforschung historischer und archäologischer Quellen, die die Beziehungen der Awaren und anderer Steppenvölker zu Byzanz dokumentieren. In einer Bestandsaufnahme der bis 1984 in Ungarn auf diesem Arbeitsgebiet erzielten Ergebnisse hebt er die besondere Bedeutung der byzantinischen Fundmünzen ausdrücklich hervor, da ihre Prägezeit trotz ihrer unbekannten Umlaufzeit gute Anhaltspunkte zur Datierung von Fundobjekten, Form- und Typenvarianten liefert. In diesem Zusammenhang weist er auf die Möglichkeit und Notwendigkeit hin, die Prägezeit der Grabfundmünzen anhand der aktuellen Prägechronologie des Philip Grierson (DOC) oder des Wolfgang Hahn (MIB) zu präzisieren. Zumal zu dieser Zeit István Bona bereits an der Aufnahme und Neubestimmung des awarenzeitlichen Münzbestandes arbeitete und Eva Garam die Veröffentlichung der awarenzeitlichen Münzgräber plante, besteht Csanád Bálints Beitrag darin, dass er die Prägezeit von Fundmünzen, die er in seinen später verfassten, weit ausholenden Großstudien zur Datierung von Bestattungen und Fundtypen aus dem pontischen und kaukasischen Raum verwendete, durch den renommierten Wiener Numismatiker Wolfgang Hahn bestimmen ließ. Er ließ es sich aber nicht nehmen, selbst auch im Münzkabinett des Ungarischen Nationalmuseums zu forschen. Somit konnte auch er erkennen, dass der Anteil der gewichtsreduzierten Solidi im awarenzeitlichen Münzbestand viel größer ist, als dies nach der älteren Literatur angenommen wurde. Unter Hinweis auf die Ergebnisse, die die byzantinische Numismatik auf diesem Gebiet bis jetzt erzielte, hält Csanád Bálint folgerichtig fest, dass die Verbreitung der gewichtsreduzierten Solidi, im Gegensatz zur verbreiteten Meinung, keine spezielle fränkische oder langobardische Erscheinung war. Bezüglich der Münzzufuhr ins Awarenland schloss sich Bálint dem von István Bona erarbeiteten Erklärungsmodell an, wonach die byzantinischen Münzen wegen der im letzten Drittel des 7. Jahrhunderts einsetzenden Krise der byzantinischen Geldwirtschaft auch im Awarenland verschwanden. Damit ist er auch mit Isván Bona einverstanden, dass die byzantinischen Münzen außerhalb des byzantinischen Wirtschaftsraums keine Geldfunktion gehabt haben (BÁLINT 1985a, 210-212). In den oben erwähnten Großstudien, die in der ersten Hälfte der 1990er Jahre sowohl in Ungarisch als auch in Deutsch veröffentlicht wurden, geht es in erster Linie um Fundmünzen aus dem pontischen und kaukasischen Raum, deren historischarchäologischen Kontext Csanád Bálint mit beeindruckender Literatur- und Materialkenntnis meisterhaft analysiert. Deshalb ist es etwas verwunderlich, dass sich in die Besprechung des awarischen Münzbestandes, trotz ihrer Kürze, mehrere Fehlangaben einschlichen. 8 4 Mit den Fragen des Münzzustroms ins Awarenland hat sich Csanád Bálint zuletzt im Jahre 2004 auseinandergesetzt. Obwohl er dabei die mittlerweile vorgelegte aktuelle Bestandsaufnahme verwenden konnte und ihm auch der sich daraus ergebene Befund, nämlich die Unterbrechung der Münzzufuhr in den Jahren nach 626, bekannt war, sprach er sich trotzdem für einen kontinuierlichen Münzzustrom bis in die Jahre um 680 aus und legte sich weiterhin auf das alte Erklärungsmodell fest (BÁLINT 2004, 39-40, 49-50, 55). Da sein Zugang zu den numismatischen Quellen ein ganz anderer als der meine ist, habe ich unter Hinweis auf die grundlegenden methodischen Unterschiede die Frage, diesmal in einem breiten geografischen Kontext, nochmals untersucht. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden unlängst in drei Sprachen veröffentlicht. Durch ihre Aktualität bin ich nun von der Pflicht befreit, auf sie und auf das noch aktuellere Antwortschreiben des Csanád Bálint einzugehen (SOMOGYI 2005; BÁLINT 2008; SOMOGYI 2008; SOMOGYI 2008a). Während István Bóna die Anlegung des Reitergrabes von Szegvár-Sápoldal durch die nach nu83 GEDA1 1985. BÁLINT 1985 mit guten Beispielen dafür, wie unterschiedlich die Umlaufzeiten der Grabfundmünzen gewesen sein konnten. 84 BÁLINT 1992. 331. Anm 62; BÁLINT 1993. 229-231. 238-239. 241: BÁLINT 1995. 50-51. Anni. 47. 292-293. Zu den Fehlangaben s. SOMOGYI 2001. 424. 426. 215