Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)
SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010
SOMOGYI Péter mismatisch-historischen Überlegungen erarbeitete Prägezeit des mit ins Grab gelegten Imitativsolidus (nach 583/4), der Bónas Meinung nach unter dem archäologisch erfassten Grabinventar das zuletzt erworbene Stück darstellt, scharf datierte, kommt er nach der typochronologischen Analyse des von Fremdobjekten bereinigten Inventars von Kunágota zu dem Schluss, dass das Grab kaum vor Beginn des 7. Jahrhunderts angelegt worden sein konnte. Somit ist der Solidus des Iustinianus I. (545-565) für eine „direkte Datierung" nicht geeignet (BÓNA 1980, 35-36, 92; BÓNA 1983, 97-98). Auf dem von Bona aufgezeigten Weg, dass die archäologische Bewertung der Grabinventare auch im Falle der Münzgräber nicht erspart bleiben kann, ging dann Attila Kiss weiter, als er das Inventar von Kunágota ohne Rücksicht auf die Prägezeit der Iustinianus-Münze untersuchte. Auch wenn die von ihm erarbeitete archäologische Datierung „in das III. Viertel oder das III. Drittel des 7. Jh. (...) in den Anfang der Mittelawarenzeit , nach 654 (Gyenesdiás, Grab 64) bzw. nach 668/669 (Tótipuszta) ..." zu weit gegriffen ist, ist aus methodischer Sicht sein Ansatz zum Umgang mit Münzgräbern vollkommen richtig. 8^ Die in der Literatur mehrmals angekündigte, von Eva Garam vorgenommene Bearbeitung der awarenzeitlichen Münzgräber erschien letztendlich im Jahre 1992 als Beitrag in den von Falko Daim herausgegebenen zweibändigen „Awarenforschungen". Mit der Vorlegung des Inventars der Münzgräber hatte die Autorin zum Ziel, den Kreis der „münzdatierten" Fundtypen zu bestimmen, worauf man später eine zuverlässige Absolutchronologie aufbauen könnte. Die Voraussetzung dafür sah Garam in der stetig wachsenden Anzahl der Münzgräber, in der genauen Prägechronologie der byzantinischen Münzen und in der Vielfalt der Fundtypen, die den von ihr ausgewählten Inventaren angehören. Obwohl ihr zu dieser Zeit 25 Münzgräber bekannt waren, schieden in Ermangelung typologisch bewertbaren Inventars neun Bestattungen im Voraus aus. Das Inventar der 16 „aussagefähigen" Münzgräber ist in der Reihenfolge der Prägezeit der Fundmünzen, d.h. von Kunágota bis Kiskörös, in Wort und Bild vorgelegt. Die Prägezeit der meisten Münzen teilte Garam nach den Bestimmungen des István Bona mit, bei denen, wo dies nicht möglich war, griff sie auf die ungenauen und oft verfehlten Angaben in der alten Literatur zurück. s 6 Die von Eva Garam klassifizierten Fundtypen der 16 Grabinventare sind nach ihrer Funktion (Schmuckstücke, Gürtelgarnituren, Tascheninhalte, Waffen und Gefäße) gruppiert und der Reihe nach besprochen. Die typologisch zusammengehörenden Fundobjekte werden konsequent durch die Prägezeit der mit ihnen vergesellschafteten Münzen datiert und die sich dadurch ergebenden „absoluten" Zeitstufen mit der „Absolutdatierung" von geeigneten Analogien verglichen. Dabei lässt Eva Garam den Umstand, dass die Münzen nur den terminus post quem der Grablegung bestimmen und ihre Umlaufzeit unterschiedlicher Länge uns gänzlich unbekannt ist, außer Acht und folgt der altgewohnten Praxis der Münzdatierung, wonach das Grab oder Fundobjekt X durch eine Münze des Münzherren Y in die Zeit Z datiert wird (das zweite „Grundübel"). Obendrein kommt auch öfters vor, dass die Prägezeit einer Grabfundmünze einmal zur Datierung der Grablegung, ein andermal zur Datierung eines Fundtypus aus dem Grabinventar verwendet wird. Eva Garam verfolgt nämlich den Grundsatz, dass die byzantinischen Imperial- und Imitativprägungen aus den Jahren von 567/68 bis 670/80 einen hohen „Datierungswert" haben, d.h. vor ihrer Deponierung nur kurze Zeit umliefen. Durch ihre Prägezeit lässt sich also sowohl die Grablegung als auch die Verbreitung der mit ins Grab gelegten Objekte „relativ genau" datierend Trotz alldem stellt die Bearbeitung der bis 1992 bekannt gewordenen typochronologisch relevanten Münzgräber einen Meilenstein in der Awarenforschung dar. Darüber hinaus machte Eva Garam auf den früher nicht beachteten Umstand aufmerksam, dass es auch aus der sonst münzlosen Spätawaren85 KISS 1992. 67-72. Den Verlauf der Diskussion über die Datierung von Kunágota fasste SOMOGYI 1997,144, Anm. 24 zusammen. 86 GARAM 1992, 136-137, 137-147 (der Katalog), 170-171 (Chronologische Übersicht der münzdatierten Fundtypen). Zu den Fehlbestimmungen und anderen Ungenauigkeiten s. SOMOGYI 1997, 111, Anm. 3. 126, Anm. 14, 156. Anm. 17, 164. Anm. 39! Bei Fragen der Absolutchronologie zogen bereits DAIM-LIPPERT 1984, 83-86 sechs Münzgräber zu Rate. 87 GAHAM 1992,148-162. Es fragt sich mit Recht, warum es in der Awarenforschung von den Anfängen bis zu den frühen 1990er Jahren nur wenige Forscher (Ferenc Pulszky, András Alföldi, István Bona und Attila Kiss) gab, die betonten, dass die Grabfundmünzen allein nur den terminus post quem für die Grablegung liefern können. 216