Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

SOMOGYI Péter dass zur Verbreitung der Goldblattkreuze nördlich der Alpen zwei Exemplare mit dem Abdruck einer Münze des Mauritius Tiberius bzw. des Focas den terminus post quem liefern. Meines Wissens ist dies nach Pulszky der erste explizite Hinweis auf diesen trivialen, jedoch gerne außer Acht gelas­senen Umstand. Darüber hinaus ist auch neuartig, wie Bona die Vorlagenbestimmung des László Barkóczi bezüglich des Münzabdruckes aus Grab 8 von Fenékpuszta korrigiert. Aber den Leitfund der onogur-bulgarischen Einwanderer, Ozora-Tóti­puszta, datiert auch er durch die im Jahre 668/69 geprägte Münze des Constantinus IV., und zu­gleich spricht er sich für den exakten Datierungs­wert dieser und anderer Grabfundmünzen aus (das zweite „Grundübel"), deren Prägezeit eigentlich nur durch die Regierungszeiten der Münzherren bestimmt wurde (das erste „Grundübel"). 7 0 Die als Münzersatz gedachten runden Goldplätt­chen, deren Verwendung als Oboli in Gräbern des Kreises Tótipuszta-Igar einwandfrei belegt ist, be­wertet Bona als die onogur-bulgarische Antwort auf das bereits von Dezső Csallány festgehaltene plötz­liche Versiegen des Zustroms byzantinischer Mün­zen ins Awarenland und misst ihnen einen hohen Datierungswert bei. In diesem Zusammenhang weist er darauf hin, dass Byzanz nach der Regie­rungszeit des Constantinus IV. eine schwere Wirt­schafts- und Finanzkrise durchstehen musste, in de­ren Folge die Münzproduktion und der Münzumlauf im byzantinischen Reich empfindlich zurückfielen. Dabei bezieht er sich auf die von einem sowjeti­schen Wirtschaftshistoriker, A. P. Kazdan, zusam­mengestellten Statistiken über die Verteilung der by­zantinischen Münzen des 6.-8. Jahrhunderts in der Sammlung des Britischen Museums, in der Sammlung Tolstoj, im Katalog Kropotkin und Csal­lány bzw. im Gebiet einiger byzantinischer Städte (Korinthos, Pergamon, Priene, Athen, Cherson). Im Lichte dieser Datenreihen schließt er sich der von Kazdan bereits 1954 geäußerten Meinung an, wo­nach das Verschwinden der byzantinischen Münzen bei den Awaren im Gegensatz zu den früheren Er­klärungen auf keine ereignishistorischen (die Unter­brechung der byzantinisch-awarischen Handels­kontakte bzw. das Einstellen der Tributzahlungen an die Awaren durch die Entstehung Donau-Bulgariens im letzten Drittel des 7. Jahrhunderts), sondern auf wirtschaftsgeschichtliche Gründe zurückzuführen ist. Sein Resümee: Seit dem Ende des 7. Jahrhun­derts kommen die byzantinischen Goldmünzen in awarischen Gräbern nicht mehr vor, weil sie auch innerhalb des Byzantinischen Reiches beinahe ver­schwanden. 7 1 Unabhängig davon, dass die Schwä­chen dieser Theorie mittlerweile offensichtlich sind (SOMOGYI 2005, 214-218; SOMOGYI 2008, 135-141; SO­MOGYI 2008a, 379-383), war zu jener Zeit Bónas Zu­gang zweifelsohne bahnbrechend. Vor ihm kam nämlich niemand auf die Idee, den awarenzeitlichen Münzvorrat in einem größeren Kontext im Zusam­menhang mit der byzantinischen Wirtschaft und Münzproduktion zu betrachten. Dieser neuen Sichtweise entsprechend hat Bona auch noch die von Vladislav V. Kropotkin ver­mittelte Verbreitung der byzantinischen Fundmün­zen in der pontischen Steppe und im Kaukasus untersucht. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass diese an byzantinischen Schmuckstücken reiche „kaukasisch-pontische" Fundgruppe (der Kreis von Mala Perescepino, Sukko, Kamunta), die Bona als onogur-bulgarisch bzw. ogurisch ansah und mit dem historisch überlieferten Bulgarien des Kuvrats verband, der Münzen des Constans II. und des Constantinus IV. zufolge, mit denen die Reihe der in die Region gelangten byzantinischen Münzen schließt, kurz nach 668 ebenfalls endete. Ein Teil der Onogur-Bulgaren, die vor einer hier näher nicht genannten Gefahr aus dem Osten flüchten mussten, dürfte dann im Einklang mit der histo­rischen Überlieferung über die Wanderung des vierten Kuvrat-Sohnes zu den Awaren gekommen sein. Die archäologischen Denkmäler der Zuwan­derer sieht dann Bona folgerichtig in den an by­zantinischen Schmucksachen ebenfalls reichen und erst nach 669 angelegten Bestattungen des Kreises Tótipuszta-Igar (BÓNA 1970, 259-260). Wie oben be­reits angemerkt, wurden die gegenüber dieser Theorie seitdem aufgetauchten Bedenken unlängst von Csanád Bálint zusammengefasst und ausführ­lich behandelt. 70 BÓNA 1970, 257-258, 260 mit Hinweis auf CSALLÁNY 1952, 239, wo jedoch die Prägezeit der Münze nach HAMPEL 1905, 2, 349 als 669/70 angeführt ist. Wie es die von Bona zitierte Prägezeit 668/69 belegt, griff er auf HAMPEL 1894, 57, auf die ungarische Erstfassung der „Alterthümer" zurück. Eine innovative Tat, weil sich die Forschung fast ausschließlich nur der deutschen „Alterthümer" des József Hampel bediente. 71 BÓNA 1970. 258-,, A VII. század végétől kezdve azért tűnnek el tehát a bizánci aranyak az avar sírokból, mert magában a bi­rodalomban is csaknem kimennek a forgalomból. " 206

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