Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)
SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010
Byzantinische Fundmiinzen in der Awarenforschung Da ich über den aktuellen Stand der Erforschung der in der pontischen Steppe zutage gekommenen Grabfundmünzen in meinen früheren Arbeiten bereits berichtet habe (SOMOGYI 2005, 200-202, 211-212; SOMOGYI 2008, 108-109, 128, 130-131; SOMOGYI 2008a, 361-362, 375-376), möchte ich hier nur auf zwei wichtige Erkenntnisse hinweisen: Zum einen, dass im Gegensatz zum damaligen Wissensstand die letzten Münzen aus den Gräbern des Kreises von Mala Perescepino die frühen, in den Jahren 642-646 geprägten Solidi des Constans II. sind, und zum anderen, dass die Zufuhr byzantinischer Goldmünzen in die Region, trotz der allgemeinen Krise der byzantinischen Wirtschaft, bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts bestand. Während die genaue Prägezeit der Solidi des Constans II., die in István Bónas Theorie eine Schlüsselrolle spielten, zur damaligen Zeit vor dem Erscheinen des DOC unbekannt war, wusste István Bona bereits nachweislich, dass in der pontischen Steppe byzantinische Solidi des 8. Jahrhunderts in reiternomadischen Bestattungen sehr wohl vorkommen. Und ausgerechnet nach der Fußnote, worin er diese Solidi, die Grabfundmünzen von Stolbica und Romanovskaja Stanica, aufzählt, kommt er zu dem Schluss, dass vom Jahr 668/69 an sowohl im Osten als auch im Westen keine byzantinischen Münzen mehr umliefen. 7 2 Somit entstand ein offensichtlicher Bruch in seinem Gedankengang, den István Bona im Bann des Kazdan'schen Erklärungsmodells womöglich gar nicht realisierte. Wenn schon vom gänzlichen Versiegen des Zustroms byzantinischer Münzen zu den Awaren die Rede ist, möchte ich kurz auf die Arbeit des Numismatikers István Gedai aus dem Jahre 1969 hinweisen, weil hier außer der irrtümlich dem Anastasius II. (713-716) zugewiesenen Goldmünze von Oszöny zum ersten Mal in der ungarischen Literatur zwei „richtige" Fundmünzen des 8. Jahrhunderts, die von Media§ und Voila, erwähnt sind. Aber auch der Münzfund von Bernecebaráti, der wegen der von Römer überlieferten Focas-Münze für einen awarenzeitlichen Münzhortfund gehalten wurde, kommt in der Sekundärliteratur erst in Gedais Beitrag vor. Weil auch er den awarenzeitlichen Münzbestand nur auf der Ebene der Münzherren betrachtete, erschien auch ihm der Zustrom der byzantinischen Münzen bis zum Ende des 7. Jahrhunders ohne Unterbrechung gewesen zu sein. Dass die meisten Münzen die des Heraclius sind, war bereits auch József Hampel wohlbekannt. In Kenntnis der drei, in Wirklichkeit nur zwei, Fundmünzen des 8. Jahrhunderts fällt Gedais Formulierung bei weitem nicht so kategorisch aus wie die des István Bona: „Am Ende des 7. Jh. werden die Münzen seltener, und im 8. hören sie so gut wie völlig auf. " 7 3 Über die 1973 von Zlata Cilinská und Kornél Bakay veröffentlichten Ausführungen gegen den Datierungswert der byzantinischen Grabfundmünzen (BAKAY 1973, 85; CILINSKÁ 1973, 22-23) möchte ich hier nicht viele Worte verlieren. Ihr merkwürdiger Zugang zu der Quellengruppe und die daraus abgeleiteten sonderbaren Folgerungen wurden von István Bona ausreichend besprochen und mit vollem Recht kritisiert (BÓNA 1983, 81-82, 124-125). Obwohl ihr Argwohn angesichts der widersprüchlichen Angaben, die über manche Grabfundmünzen in die Literatur eingingen, nicht ganz unbegründet war, hätten sie nur aus diesem Grund, wenn ansonsten die Existenz der byzantinischen Münzen, Münznachahmungen und Münzersätze in ihre chronologischen Vorstellungen gut hineingepasst hätte, das Kind mit der Bade bestimmt nicht ausgeschüttet. Während der Archäologe István Bona ab Beginn der 1970er Jahre trotz kleinerer Anlaufschwierigkeiten zweifelsohne einen neuen Weg in der Erforschung der byzantinischen Fundmünzen eingeschlagen hat, bespricht die Numismatikerin Katalin Sey in ihrem Aufsatz aus dem Jahre 1978 die silbernen Imitativprägungen immer noch in der altgewohnten Manier. Anlass dazu gab ihr eine in Endröd gefundene silberne Imitativprägung (Sa-22), die 1970 ins Münzkabinett des Ungarischen Nationalmuseums kam. Nach der Vorlagenbestimmung, wonach das Stück in Anlehnung an Solidi und Silbermünzen des Constans II. gefertigt worden wäre, deren Typen und Prägezeiten immer noch mit Hilfe des BMC, des zu jener Zeit bereits überholten BMC angeführt sind, geht die Autorin auf die silbernen Imitativprägungen ähnlichen Typus ein, die zuletzt vor über 40 Jahren Elemér Jónás bearbeitet hatte (SEY 1978,49-50). 72 BONA 1970. 260- „Ettől kezdve keleten és nyugaton egyaránt megszűnik az érmek használata. " 73 GEDAI 1969. 107. Anm. 13.15, mit den Hinweisen auf Median und Voila. Die kritische Neubearbeitung des Münzvorrats des 8. Jahrhunderts wurde unlängst von SOMOGYI 2009. 255-261. Abh. 9 vorgelegt. 207