Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

Byzantinische Fundmiinzen in der Awarenforschung nähme der drei zuletzt gefundenen Grabfundmün­zen — ein Solidus des Heraclius (MIB 11, 616-625) von Hódmezővásárhely-Kopáncs, ein Tremissis und ein Solidus des Mauritius Tiberius (MIB 36, 583/4-602 bzw. MIB 13a (583/4-602) von Makó­Ipari park 6'' — sind sie alle auch vorgelegt (SO­MOGYI 1997; SOMOGYI 2009). Aus diesem Grund ist es hier nicht mehr notwendig, die im Laufe der letzten 50-60 Jahre zutage gekommenen byzan­tinischen Grab- und Einzelfundmünzen nochmals aufzuzählen. Stattdessen möchte ich im abschlie­ßenden Teil meiner Forschungsgeschichte die Ar­beiten und Aufsätze aus diesem Zeitraum bespre­chen, deren Autoren die Prägezeit der Münzen bereits nach den aktuellsten Prägechronologien an­führen und über die Münzdatierung hinaus den ihnen zugänglichen Münzbestand als Ganzes be­trachten, um daraus ihre archäologisch-histori­schen Schlüsse zu ziehen. DIE ERSTE WORTMELDUNG DES ISTVÁN BÓNA UND DAS WACHSENDE INTERESSE FÜR DIE QUELLENGRUPPE IN DEN 1970ER JAHREN Es ist mittlerweile allgemein bekannt, dass dieser methodische Wandel, der letztendlich zu einem differenzierten Umgang mit der Quellengruppe führte, von dem renommierten Frühmittelalterfor­scher István Bona ausging. Am 15. März 1972 erhielt er nämlich die ersten zwei Bände des Ka­talogs der byzantinischen Münzen in den Samm­lungen Dumbarton Oaks und Whittemore, worin die Stücke nach der von dem berühmten britischen Numismatiker Philip Grierson unlängst erarbeite­ten Prägechronologie ediert waren (DOC). Bona war von der neuen Prägechronologie, die im Vergleich zu dem System des Warwick Wroth (BMC) in den meisten Fällen eine viel genauere Bestimmung der Prägeperioden ermöglichte, so sehr begeistert, dass er im Laufe der nächsten gut 20 Jahre die in den ungarischen Museen verwahrten byzantinischen Münzen bekannter Provenienz und die nur in der älteren Literatur überlieferten Münzangaben nach und nach kontrollierte und mit Hilfe des DOC ihren Typus und ihre Prägezeit bestimmte (BÓNA 2002. 477; BÓNA 2003, 294). Sein Interesse an den byzantinischen Fundmün­zen des 6.-7. Jahrhunderts ist bereits früher, in sei­nem Iváncsa-Aufsatz aus dem Jahre 1970, belegt. In dieser Arbeit hat István Bona zum ersten Mal seine Theorie formuliert, nach der die Mittelawa­renzeit mit einem historischen Ereignis — der Ein­wanderung der Onogur-Bulgaren — ihren Anfang genommen haben dürfte. Obwohl die Einwande­rung der Onogur-Bulgaren immer noch von der ungarischen Awarenforschung akzeptiert ist, wur­de unlängst nach ausführlicher Analyse der archäo­logischen, historischen und numismatischen Quellen ihr kausaler Zusammenhang mit der Ent­stehung des mittelawarenzeitlichen Fundhorizonts von Csanád Bálint in Frage gestellt (BÁLINT 2004). Als ich am Kommentar zu seinen numismatischen Ausführungen schrieb (SOMOGYI 2005; SOMOGYI 2008a), habe ich nur wenig darauf geachtet, wie eigentlich István Bona selbst mit dem byzantini­schen Münzmaterial umging. Jetzt habe ich die gute Gelegenheit, kurz auch darauf einzugehen. Obwohl István Bona zur Bestimmung der Prä­gezeit der für sein Thema relevanten Fundmünzen, in Ermangelung eines Besseren, noch die Regie­rungszeiten verwendet, die er aus den Bestands­aufnahmen des Dezső Csallány und des Lajos Hu­szár bezüglich der Fundmünzen aus der pontischen Steppe und dem Kaukasus aus dem Katalog des Vladislav V. Kropotkin (KROPOTKIN 1962) ohne Kontrolle übernahm, zeigt sein Zugang zu der Quellengruppe einige bemerkenswerte Elemente. Zur Datierung der Beschläge vom Typ Aradac­Fönlak verwertet Bona nicht nur die einschlägigen Münzgräber aus dem awarischen Siedlungsraum (Aradac, Sänpetru German, Fenékpuszta), sondern auch das Münzgrab aus dem bajuwarischen Grä­berfeld von Linz-Zizlau und natürlich den Schatz­fund von Akalan. Aber auch das unverzierte Goldblattkreuz des Grabes 97 von Linz-Zizlau schloss er in seine Argumentation ein. Er führt aus, 69 Für die Angaben zum Befund und zu der Fundmünze von Hódmezővásárhely-Kopáncs danke ich Orsolya Herendi und At­tila Gyucha, Kulturális Örökségvédelmi Szakszolgálat Szeged (E-Mail vom 2. Juli 2009). Von dem Tremissis und dem Solidus von Makó-Ipari park habe ich von Csilla Balogh. Museum Szeged (E-Mail vom 9. Juni 2010) erfahren, wofür ich ihr an dieser Stelle auch recht herzlich danke. 205

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