Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

SOMOGYI Péter DIE ERSTEN BESTANDSAUFNAHMEN UND DEREN WIRKUNG Wie es eine bereits im Jahre 1943 veröffentlichte Liste belegt, begann Csallány noch als Museums­direktor, sich für die byzantinischen Grabfundmün­zen zu interessieren. Außer den byzantinischen Münzen und ihren Imitationen enthält die Liste den versehentlich ebenfalls für eine byzantinische Münzimitation gehaltenen Münzersatz aus Grab 1(7) von Dunapentele^ 8 sowie die byzantinischen Münzgewichte von Kunszentmárton. Ein klarer Beleg dafür, dass Csallány zugleich auf alle Grab­fundobjekte achtete, die wegen ihrer gut bestimm­baren Fertigungszeit ebenfalls zur Datierung der Grablegung geeignet waren. Die Reihenfolge der Einträge scheint der Reihenfolge ihrer Aufnahme zu entsprechen. Auf die wohlbekannten Grabfund­münzen von Kunágota bis Szeghegy folgen Jutas und Kiskörös. Zum Letzteren nimmt Csallány nicht auf den Aufsatz des Elemér Jónás, sondern auf die ebenfalls im Jahre 1935 erschienene Dok­torarbeit des Gyula László Bezug, worin László die von Jónás erstellte Expertise zu den von ihm frei­gelegten Imitativprägungen von Kiskörös in der ursprünglichen ungarischen Fassung wiedergab (LÁSZLÓ 1935, 28-30). Darauf folgen die im Museum Szeged verwahrten Grabfundmünzen. Die Liste schließt mit der Erwähnung einer Goldmünze des Mauritius Tiberius von Nyíregyháza, der zwei Goldstücke des Constans IL von Orczyfalva und einer Kupfermünze des Iustinianus I. von Hód­mezővásárhely-Kardoskút, die vermutlich erst kurz vor der Drucklegung ins Museum Szeged gelangte. Der damaligen Praxis entsprechend sind die Prä­gezeiten durch die Regierungsjahre der jeweiligen Münzherren angegeben. Deshalb überrascht, dass zu dem Solidus des Constans II. von Szeged-Mak­koserdö, der im Jahre 1939 noch mit den Regie­rungsjahren (642-668) erwähnt wurde, hier bereits die Prägezeit des entsprechenden Typus (654-659) angeführt ist. Obwohl der Hinweis fehlt, dürfte diese Bestimmung auf die Prägechronologie des Warwick W. Wroth zurückgehen, wofür vermutlich Elemér Jónás, der den ebenfalls im Museum Sze­ged verwahrten Focas-Solidus von Kiszombor O nachweislich untersuchte, verantwortlich zeichnet. Die Übertragung derselben Prägejahre für die Solidi des Constans II. von Orczyfalva war jedoch in Ermangelung jeglicher Angaben der Münzbilder grundlos und — wie mittlerweile bekannt — auch verfehlt. Das Ergebnis seiner kompletten Materialauf­nahme erschien dann im Jahre 1952 in russischer Sprache. Jemand in der Redaktion der Acta Ar­chaeologica, der neu gegründeten archäologischen Fachzeitschrift der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, konnte jedoch bewirken, dass Csallánys Beitrag, lediglich ohne Anmerkungen, auch ins Französische übersetzt und als klein ge­drucktes Resümee dem Haupttext angehängt wurde (CSALLÁNY 1952). Der erste Teil der Arbeit ist der Münzkatalog. Hier sind die byzantinischen Münzen, ihre lokalen Imitationen, Exagien und zwei Brakteaten nach Fundstellen aufgelistet, wobei die Reihenfolge we­gen der Abweichungen zwischen dem russischen und dem französischen Alphabet im Haupttext und im „Resümee" jeweils eine andere ist (CSALLÁNY 1952, 235-239, 245-246). Csallány ordnete alle von ihm erfassten Münzen des Iustinianus I., auch die unbe­fundeten Exemplare, in die Awarenzeit ein. Nur die Münzen seiner Vorgänger, von denen er einige, die ihm aus gepidischen Gräbern oder aus der älteren Literatur bekannt waren, auch erwähnt, spricht er als vorawarisch an. Deshalb ist es merkwürdig, dass der Solidus des Anastasius I. aus Grab 40 des gepidischen Gräberfeldes Kiszombor B trotzdem Eingang in den Katalog fand." 4 Aber auch die geographischen Grenzen des Arbeitsgebietes waren etwas großzügig abgesteckt, weil auch einige Funde aufgenommen sind, die bereits definitiv außerhalb des awarischen Siedlungsraumes zutage kamen/ " Bei seiner Materialaufnahme sah Csallány nicht nur die ältere Literatur beinahe restlos ein, sondern versuchte, so gut es ging, die in den verschiedenen ungarischen Museen verwahrten, unveröffentlich­ten Stücke ebenfalls zu berücksichtigen. Eine außergewöhnliche Leistung, wenn man sich vor Augen hält, dass während der Wirren des Zweiten Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren die Be­stände der meisten Museen und Bibliotheken, in Kisten verpackt, der Forschung unzugänglich wa­ren. Dadurch lässt sich aber erklären, warum er die relevanten Stücke im Münzkabinett des Ungari­58 Dies wurde von BÓNA 1983, 123 lapidar als ein Kapitalfehler bezeichnet. 59 CSALLÁNY 1952. 237, 240, Anm. 69, 246-247jedoch aus dem französischen Katalog bereits gestrichen. 60 Kranj (SLO), Maratice und Zasovice (CZ), Split (HR), Linz-Zizlau und Untereching (A). 198

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