Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)
SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010
Byzantinische Fundmiinzen in der Awarenforschung sehen Nationalmuseums nicht erfassen konnte. Dafür wusste Csallány auch über einige Fundmünzen Bescheid — eine Kupfermünze des Iustinianus I. aus einem awarischen Grab von Hódmezővásárhely-Kardoskút, eine in Regöly aufgelesene Münze, die 1950 angeblich ins Ungarische Nationalmuseum kam, oder über eine Goldmünze des Heraclius von Győr — die in den angeführten Sammlungen weder vorhanden noch in Form von Aufzeichnungen belegbar sind. 6 1 Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war sein Katalog zweifelsohne auf dem letzten Stand. Die jüngste Fundmünze darin ist nämlich der erst im Jahre 1951 entdeckte Solidus des Heraclius von BékéscsabaRepülőtér (Sa-8), den man irrigerweise für eine Münze des Tiberius II. gehalten hatte. Zu den einzelnen Fundmünzen führt Csallány nur das Münzmetall und den Münzherren mit den jeweiligen Regierungsjahren an. Obwohl es außer Frage steht, dass über die in der alten Literatur erwähnten Münzen oft wirklich nicht mehr als diese Angaben zu finden waren, und dass Csallány unter den gegebenen Umständen sie unmöglich hätte präzisieren können, ist andererseits mit gutem Recht anzunehmen, dass er an eine detaillierte Beschreibung, gegebenenfalls an eine genauere Typenbestimmung, auch bei den Stücken, wo dies möglich gewesen wäre, bestimmt nicht dachte. Diesbezüglich war er nicht besser, aber auch nicht schlechter als seine berühmten Vorgänger Ferenc Pulszky und József Hampel oder seine bereits ebenfalls renommierten zeitgenössischen Fachkollegen András Alföldi, Nándor Fettich oder Gyula László, die sich in ihren Arbeiten gleicherweise nur vage auf byzantinische Grabfundmünzen bezogen. Während jedoch diese Vorgangsweise, die ich vorhin als das erste „Grundübel" der Awarenforschung im Zugang zu den byzantinischen Fundmünzen bezeichnet habe, bei der Datierung zu keinen grundsätzlichen Fehlern führte, erwies sie sich jetzt als ein folgenschwerer Mangel, wodurch der wahre chronologische Verlauf des Zustroms der byzantinischen Münzen zu den Awaren für lange Zeit verborgen blieb. In Ermangelung der kritischen Überprüfung des awarenzeitlichen Münzvorrates und ohne die Anwendung der von Warwick Wroth bereits 1908 erarbeiteten kürzeren Prägeperioden für die Solidi des Heraclius und des Constans II. konnte nämlich weder Csallány noch jemand anders erkennen, dass der Zufluss byzantinischer Münzen aus zwei chronologischen Phasen bestand. Die erste Phase dauerte bis 626, bis zur erfolglosen Belagerung von Konstantinopel, der nach einer beinahe münzlosen Periode von ca. 30 Jahren der Zustrom von Gold- und diesmal auch Silbermünzen des Constans II. und des Constantinus IV. folgte (SOMOGYI 1997, 119-121, Tab. 2-3; SOMOGYI 2009, 234-239, Tab. 1-4, 241-246, Abb. 2-7). Für Dezső Csallány, der die Verteilung der byzantinischen Fundmünzen nur auf der Ebene der Münzherren wahrnehmen konnte, ergab sich das unscharfe Bild eines kontinuierlichen Münzzuflusses, der mit Münzen des Iustinianus I. einsetzte und mit Münzen des Constantinus IV. plötzlich abbrach (CSALLÁNY 1952, 240-241, 247). Obwohl Csallány selber einräumt, dass sich unter den von ihm erfassten Goldmünzen des Constantinus IV. nur das Prägedatum des Solidus von Ozora-Tótipuszta genau bestimmen lässt — dabei verwendet er, wie viele andere auch, die von Hampel verbreitete Prägezeit 669/70, die, wie oben nachgewiesen, während der Drucklegung Hampels „Alterthümer" aus der ursprünglichen Datierung 668/69 des Sabatier entstand —, kommt er intuitiv trotzdem zu dem richtigen Schluss, dass erst die in den Jahren 681-685 geprägten Münzen dieses Herrschers nicht mehr bei den Awaren belegt sind (CSALLÁNY 1952, 241, 247). Zumal die historischen Quellen 676/77 noch von einer awarischen Gesandtschaft berichten, fährt Csallány mit seiner Ausführung fort, konnten es nur die sich 679 auf byzantinischem Gebiet behaupteten Onogur-Bulgaren gewesen sein, die den seit den letzten Regierungsjahren des Iustinianus I. zwischen Byzanz und den Awaren entstandenen und seitdem ungestört funktionierenden Handelsbeziehungen ein Ende setzten (CSALLÁNY 1952, 242, 248). Csallány verbindet die Verbreitung der Goldmünzen gegen jede Erwartung nicht mit den byzantinischen Tributzahlungen, sondern erklärt sie ausschließlich durch Handelsbeziehungen. Der Grund dafür könnte darin liegen, dass die Verbreitung der in awarenzeitlichen Gräbern gefundenen zahlreichen Handelsobjekte byzantinischer Herkunft im Großen und Ganzen der Verbreitung der byzantinischen Münzen entspricht (CSALLÁNY 1952, 242, 244, 248, 250). Auch wenn der Zeitpunkt der awarischen Gesandtschaft und der Gründung von Donau-Bulga61 SOMOGYI 1997. Ifi. Amu 19. Nr. I (Győr), Nr. 2 (Kardoskút), Nr. 5 (Regöly). 199