Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

Byzantinische Fundmiinzen in der Awarenforschung zutage. Der Solidus des Constans II. aus Grab 24 von Szeged-Makkoserdő (1930, Sa-71), die gefüt­terte Imitativprägung nach einem Solidus des Con­stantinus IV. aus Grab 82 von Szeged-Fehértó B (1930, Sa-70) und die dünne Goldfolie mit dem Aversabdruck einer Imitativprägung nach einem Solidus des Focas aus Grab 30 von Klárafal­va/Deszk G (1933, Sa-37) stammen aus den Gra­bungen des Ferenc Móra. Auf dem Gebiet des ebenfalls von ihm freigelegten Gräberfeldes von Deszk D kamen zwei Folles des Iustinianus I. (Sa­18), jedoch ohne Fundzusammenhang, zutage. Der Solidus des Heraclius von Szentes-Jaksor wur­de in einem zufällig angeschnittenen Grab entdeckt (1932, Sa-79), den Solidus des Focas aus Grab 2 von Kiszombor O legte bereits Dezső Csallány frei (1937, Sa-36). Nach über 30 Jahren Pause konnte auch das Münzkabinett des Ungarischen Nationalmuseums wiederum vier awarenzeitliche Fundmünzen erwer­ben. Es ist dabei bemerkenswert, dass drei der vier Stücke Imitativprägungen sind. Die Imitativsolidi des Heraclius unbekannten Fundorts (Sa-95) und von Harkány (Sa-28) kamen 1935 und 1936, der italische Beischlag nach Münzen des Focas und des Heraclius von Zelemér (Sa-87) 1939 ins Münzka­binett. Aus diesem Grund konnte sie Elemér Jónás in seinem Beitrag über die awarischen Imitativprä­gungen nicht mehr berücksichtigen. Ein in Duna­szekcsö aufgelesener leichtgewichtiger Solidus des Heraclius wurde 1931 erworben (Sa-20). Aber auch ein Münzhortfund kam in den 1930er Jahren zutage. Die Rede ist von dem Fund von Zemiansky Vrbovok (Slowakei), wo 1937 mindestens 19 Silbermünzen des Constans II. und des Constantinus IV. zusammen mit verschiede­nen Silberobjekten zufällig entdeckt und zum Teil ins Museum gebracht wurden (Sa-88). Da seitdem innerhalb des awarischen Siedlungsgebietes kein einziger weiterer Münzhortfund bekannt wurde, schließt derzeit mit ihm die nicht besonders lange Reihe der awarenzeitlichen Münzhortfunde. Während die vom Münzkabinett gekauften Stücke und der Silberfund von Zemiansky Vrbo­vok von der Awarenforschung erst Jahrzehnte spä­ter wahrgenommen werden, gingen die meisten Grabfundmünzen gleich in die Literatur ein. Auf den im Jahre 1931 veröffentlichten Follis des Fo­cas von Jutas nimmt András Alföldi in seinem Beitrag von 1934 über die historische Bestimmung der Awarenfunde bereits Bezug (ALFÖLDI 1934, 285, Anm. 5, 298, Anm. 70). Die erste Erwähnung des Soli­dus von Makkoserdő und des Münzabdruckes von Klárafalva/Deszk G findet sich in dem wichtigen Aufsatz des Dezső Csallány, in dem er 1939 seinen damaligen Wissensstand und seine Vorstellungen über die Awarenzeit zusammenfasste. ( > Die von Elemér Jónás erstellte Beschreibung und Bestim­mung des Focas-Solidus von Kiszombor O und das Foto des Avers wurden ebenfalls hier veröffent­licht." Für die detaillierte und bebilderte Vorlage der zwei Folles von Deszk D zeichnet Dezső Csal­lány bereits selber verantwortlich (CSALLÁNY 1943, 163, Taf. 29, 8-8a, 9-9a). Und wer sonst hätte diese byzantinischen Fundmünzen vorlegen können, wenn nicht Csallány, der nicht nur ein hervorra­gender Frühmittelalterforscher, sondern in den Jahren 1936-1944 der Direktor des Museums Sze­ged war? Vermutlich spielten die in seinem Mu­seum verwahrten awarenzeitlichen Fundmünzen auch eine entscheidende Rolle dafür, dass er sich bereits in den Kriegsjahren zur Aufnahme der by­zantinischen Fundmünzen der Awarenzeit ent­schloss. In Wirklichkeit, und auch das muss man unbedingt wissen, ist sein Fundmünzenkatalog nur das „Nebenprodukt" seines großen Werkes, worin er die ihm bekannten archäologischen Denkmäler der Awarenzeit in Form eines Fundkatasters zusammenstellte (CSALLÁNY 1956). Ein Unterfan­gen enormen Aufwandes, das Csallány bestimmt bewusst auf sich nahm, um die für ihn so bittere Zeit der erniedrigenden Außerachtlassung in den Nachkriegsjahren überstehen zu können. 56 CSALLÁNY 1939, 133. Nach der Vorlage einiger frühawarenzeitlicher Bestattungen aus der Umgehung von Szeged behandelt Csallány die Stollengräber, Schwerter, Gürtelbeschläge und einige andere ausgewählte Fundobjekte der Frühawarenzeit. Hier hat er unter Hinweis auf seine stratigrafischen Beobachtungen zum ersten Mal festgehalten, dass Hampels zweite Gruppe definitiv auf die dritte Gruppe Jolgt. Zugleich hat er auf die Vielschichtigkeit der awarenzeitlichen archäologischen Denkmäler aufmerksam gemacht. Dabei betont er die Bedeutung der byzantinischen Einflüsse, deren zeitliche Änderung er am Beispiel der Gürtelbeschläge byzantinischer Provenienz veranschaulicht. Bei der Datierung bezieht er sich immer wieder auf die altbekannten und auf die unlängst zutage gekommenen münzführenden Gräber. 57 CSALLÁNY 1939. 125. Aus Sicht der Numismatik ist dies die erste vollständig vorgelegte byzantinische Grabfundmünze der Awarenzeit. 197

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