Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)
SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010
SOMOGYI Péter unverständlich, weil er die Vorlage des Stückes auf Abbildung 3 richtigerweise als einen Solidus des Constans II. mit entsprechendem Hinweis auf Sabatier und Wroth bestimmt. Für das in der Tat sehr verwirrend formulierte Silberstück auf Abbildung 4 konnte Jónás keine konkrete Vorlage ausmachen, nur soviel stellte er fest, dass es auf eine byzantinische Münze des 7. Jahrhunderts zurückgeht. Die Vorlage zur Fertigung der Imitativprägung auf Abbildung 5 bestimmte er richtig als einen Solidus des Heraclius und Heraclius Constantinus. Seine Feststellung, dass Seite A der zweiten Imitativprägung von Kiskőrös dem Aversbild einer Münze des Constantinus IV. entspricht, stimmt ebenfalls. Als Vorlage der Seite B denkt Jónás an den Avers eines Solidus des Heraclius und Heraclius Constantinus 4Sa-35/2), wobei er unverständlicherweise auch hier auf Kupfermünzen des Mauritius Tiberius im Katalog Wroth hinweist. Die Imitativprägungen nach Solidi des Heraclius und Heraclius Constantinus aus dem Auktionskatalog Hess hält Jónás ebenfalls für awarische Produkte, und zwar deshalb, weil er in den kurzen Strichen, die auf den Münzbildern in der Tat auszumachen sind, das ausschließlich nur für die awarische Kunst charakteristische Zahnschnittmuster zu erkennen glaubt. Aber auch auf den silbernen Imitativprägungen von Kiskőrös und auf dem Silberstück der Abbildung 4 glaubt Jónás das Zahnschnittmuster zu entdecken. Obwohl ich diese Auslegung der aneinander gereihten kurzen Striche nicht nachvollziehen kann, dürften die zwei Imitativsolidi aus dem Auktionskatalog Hess sehr wohl awarische Produkte gewesen sein (JÓNÁS 1935, 135-136). Aufgrund seiner Vorlagenbestimmung, bei der die Münzen des Constans II. unerkannt bzw. unbeachtet blieben, teilte Elemér Jónás die von ihm vorgelegten Imitativprägungen in zwei Gruppen auf. Zur ersten Gruppe zählt er die Stücke nach Münzen des Heraclius, zur zweiten diejenigen nach Münzen des Constantinus IV (JÓNÁS 1935, 131). Dass die Silbermünzen im Vergleich zu den Goldmünzen ihre Vorlage in viel schlechterer Ausführung wiedergaben, fiel ihm nicht auf, und wenn doch, dann dürfte er diesem Umstand keine Bedeutung beigemessen haben. Darin, dass die Awaren ab dem dritten Jahrzehnt, vor allem aber im Laufe der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts versuchten, byzantinische Münzen nachzuprägen, sieht Elemér Jónás die Anfänge der eigenen Münzprägung, die wie auch bei den Franken mit der Imitation byzantinischer Münzen begann, sich jedoch wegen des frühzeitigen Niedergangs der awarischen Macht nicht mehr weiterentwickeln konnte. Dass die Awaren durchaus imstande waren, eigene Münzen zu prägen, beweisen das hohe Niveau der awarischen Goldschmiedekunst und die durch Grabfunde belegte Verwendung von Feinwaagen und byzantinischen Münzgewichten, den sog. Exagien (JÓNÁS 1935,131.136). Trotz ihrer großen Bedeutung blieb die Arbeit des Elemér Jónás in der Awarenforschung lange Zeit ohne Echo. Zum einem, weil man zum Zeitpunkt ihres Erscheinens nicht einmal über die wahre Zusammensetzung der awarenzeitlichen Imperialprägungen Bescheid wusste, zum anderen, weil Jónás, der vier Jahre später, viel zu früh, dahinschied, auf das Thema nicht mehr zurückkommen konnte. DAS ENDE DER DURSTSTRECKE. DIE FUNDMUNZEN DER 1930ER JAHRE Auch wenn die Erschließung der byzantinischen Fundmünzen als Quelle für die Awarenforschung noch einige Zeit auf sich warten ließ, ist es keine Frage, dass sie durch die Fundmünzen angestoßen und gefördert wurde, die im Laufe der 1930er Jahre in awarischen Gräberfeldern zutage kamen. Die noch im Jahre 1901 mit dem Solidus des Heraclius von Szeghegy abgebrochene Reihe der Grabfundmünzen beginnt mit dem Follis des Focas aus Grab 116 des Gräberfeldes Jutas (Sa-33) wieder zu wachsen. Obwohl die Freilegung dieses Grabes bereits 1924 oder in den darauf folgenden Jahren stattfgefunden haben dürfte, wurde die Münze erst 1931 vorgelegt. 5 5 Mit Ausnahme des Solidus des Mauritius Tiberius von NyíregyházaKertgazdaság (1936, Sa-52) kamen die anderen Fundmünzen in auf dem Gebiet des Komitates Csongrád freigelegten Gräbern bzw. Gräberfeldern 55 RHÉ-FETTICH1931. 25jedoch ohne Beschreibung. Taf. III/ 14 zeigt nur den Avers. In welchem Jahr das Grab 116freigelegt wurde, hält die Gräberfeldpublikation leider nicht fest. Da Gyula Rhé in seinem Vorbericht aus dem Jahre 1924 nur noch über 75 Gräber berichtet, wurde das Münzgrab 116 erst 1924 oder später freigelegt (RHÉ 1924, 29-30, Abb. 2, 58-66). 196