Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

SOMOGYI Péter jeder Münze vorliegenden Originalnotizen des Sammlers Hinweise auf die Fundstellen fand (BER­KESZI 1907, 7). Außer den zwei Goldmünzen von Orczyfalva, die irrigerweise auch als Funde aus der Nachbargemeinde Merczyfalva (heute Carani, RO) angeführt sind, und der Goldmünze des Focas von Körtéd sind aus der Sammlung Ormós noch zwei byzantinische Fundmünzen der Awarenzeit mit be­kanntem Fundort erwähnt: eine kleine Kupfermün­ze des Iustinus II. aus Borcsa (heute Borca, Sa­10) und ein „Quinar des Constantinus IV. Pogonatus" aus Kécsa (heute Checia, Sa­15). István Berkeszi, der die südungarischen Fund­münzen von der vorrömischen Zeit bis zum Mit­telalter behandelte, hatte ein heterogenes und um­fangreiches Münzmaterial vorzulegen. Deshalb ist es kein Wunder, dass er die einzelnen Stücke nicht ausführlich beschreiben konnte und bestimmt auch nicht wollte. Somit sind die fünf byzantinischen Münzen bekannter Fundstelle ebenfalls nur durch ihre Münzherren und durch ihr Münzmetall darge­stellt. Weil dabei nicht einmal auf die bereits seit 1896 im Druck vorliegende Beschreibung der Goldmünzen hingewiesen wurde, ging die rudi­mentäre Berkeszi'sche Edition in die Literatur ein, während die ausführlichen Münzbeschreibungen des István Patzner in Vergessenheit gerieten. Erst im Jahre 1996, bereits in Kenntnis des Patz­ner'schen Verzeichnisses und der zwei Münzlis­ten, die aus dem Ormós-Nachlass im Archiv des Museums Timi^oara aufbewahrt sind, konnte ge­klärt werden, dass im Gegensatz zu der von Ber­keszi vermittelten Angabe nur eine der zwei Gold­münzen von Orczyfalva in die Sammlung Ormós gelangte. Mit Hilfe der Patzner'schen Beschreibun­gen war dann auch möglich, sowohl dieses Stück als auch die Goldmünzen von Körtéd und Kécsa genau zu bestimmen (SOMOGYI 1997,33-34, 70-71). Damals habe ich jedoch nicht gewusst, dass der Semissis von Kécsa, im Gegensatz zu meiner An­nahme, nicht verschollen ist. Auf das Stück und auf weitere Fundmünzen unbekannter Provenienz im Museum Timi§oara, die einst ebenfalls mit der Sammlung Ormós ins Museum kamen, machte Er­nest Oberländer-Tärnoveanu aufmerksam, der die awarenzeitlichen byzantinischen Fundmünzen aus dem Banat neu vorlegte (OBERLÄNDER-TÄRNOVEA­NU 2001). Von seinem aufschlussreichen Beitrag an­geregt, habe ich mich mit diesem Fundbestand, darunter mit den awarenzeitlichen Stücken aus der Sammlung Ormós, ein zweites Mal auseinander­gesetzt. Die Zusammenschau sämtlicher Quellen, zum einen das von mir bereits verwertete Patz­ner'sche Verzeichnis und die zwei Münzlisten des Zsigmond Ormós, zum anderen die über die im Jahre 1904 gestohlenen Münzen von István Ber­keszi verfasste Verlustliste und zum dritten die im Museum aufbewahrten Stücke selbst, lieferte nicht nur zu dem Solidus des Constans II. von Orczy­falva (gestohlen im Jahre 1904, Sa-55) und zu dem Semissis von Kécsa (geprägt für Constans II, Sa­15 und Sb-4) weitere Details, sondern erhärtete die Annahme, dass ein zweiter Solidus des Focas (da­zu s. auch Sa­16), zwei Solidi und ein Tremissis des Iustinus II. (Sb-23, Sb-24 und Sb-25) bzw. ein Imitativsolidus des Heraclius (Sb-26), alle unbe­kannter Provenienz, ebenfalls als Fundmünzen aus dem Banat, d.h. als awarenzeitliche Fundmünzen der Provenienzklasse III zu betrachten wären (SO­MOGYI 2009, 247-254). Im Ungarn und Siebenbürgen des 19. Jahrhun­derts, in der Zeit des immer mehr erwachenden anti­quarischen Interesses, fühlten sich viele Privatper­sonen dazu veranlasst, eine eigene Münz- oder An­tiquitätensammlung anzulegen. Die Bestände dieser Privatsammlungen oder zumindest Angaben über ihre einstige Zusammensetzung konnten jedoch nur dann für die Nachwelt erhalten bleiben, wenn sie entweder durch Schenkung oder durch Erwerb in öffentliche Sammlungen kamen. Wie davon bereits die Rede war, gelangten die bedeutenden Münz­sammlungen des Miklós Jankovich, des József We­szerle und des Ferenc Kiss in das Ungarische Natio­nalmuseum, die Sammlung Fekete in das reformier­te Kollegium Székelyudvarhely und die Sammlung Ormós in das Südungarische Museum Temesvár. Darin sind sie alle gleich, dass ihnen auch byzanti­nische Münzen, in erster Linie Goldmünzen, ange­hörten, eine Fundmünzgruppe, die bei weitem nicht in allen Privatsammlungen anzutreffen war. Während jedoch von der Provenienz dieser Stücke aus den drei großen Sammlungen im Ungarischen Nationalmuseum keine Angaben vorliegen und im Allgemeinen nicht einmal bekannt ist, wie die Sammler zu ihren Münzen kamen, sind wir über die Entstehung der Sammlungen Fekete und Ormós besser informiert, und zu manchen der einschlägi­gen Münzen liegen auch Provenienzangaben (Fund­stelle, Zeitpunkt der Auffindung, Hinweise auf die Fundumstände) vor. Es war aber nicht immer so, unser derzeitiger Wissensstand ist das Ergebnis jahrelanger Archivrecherchen, die nicht einmal er­hoffte Angaben zu den awarenzeitlichen Münzen in diesen zwei Sammlungen lieferten. 184

Next

/
Oldalképek
Tartalom