Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

Byzantinische Fundmiinzen in der Awarenforschung Ähnlich verlief es mit der Münzsammlung des Dániel Lészay, eines Arztes in Szászváros (heute Ora§tie, RO) (WINKLER i960, 451, Anm. l). Obwohl die 877 Stücke umfassende Sammlung, überwie­gend römische Münzen, bereits 1861 dem kurz da­vor im Jahre 1859 gegründeten Siebenbürgischen Museumsverein Kolozsvár (heute Cluj) übergeben wurde, blieb sie der Forschung über hundert Jahre lang gänzlich unbekannt. Erst im Jahre 1960 wur­den wenigstens die Münzen vorgelegt, zu denen Dá­niel Lészay in dem über seine Sammlung angeleg­ten Notizbuch auch die ihm bekannten Fundstellen eingetragen hatte. Dabei beschränkte sich Iudita Winkler nur auf das Edieren der von Lészay ver­fassten Münzbeschreibungen, an ihre Identifikation mit Stücken, die das Münzkabinett des Museums für Siebenbürgens Geschichte Cluj aus der Samm­lung Lészay immer noch hatte, dachte sie nicht (WINKLER 1960). Diese Arbeit wurde erst viel später von Radu Ardevan ausgeführt und das Ergebnis im Jahre 1987 auch veröffentlicht (ARDEVAN 1987). Obwohl sich unter den zehn byzantinischen Goldmünzen der Sammlung Lészay kein awaren­zeitliches Exemplar findet, soll es mir trotzdem erlaubt sein, kurz auf sie einzugehen. Während die Beschreibung eines Solidus des Zeno mit dem Ver­merk „repertus in districtu Hátszeg" schließt, ist zugleich zu drei Solidi, geprägt für Theodosius IL, Marcianus und Leo I., die Bemerkung zu lesen: „repertus in monte Firtos". 3 1 Dass Dániel Lészay drei Solidi aus dem berühmten Münzhortfund von Firtosváralja erwarb, blieb jedoch der Forschung bis 1960 unbekannt. Der einzige, auch wenn nur indirekte zeitgenössische Beleg, dass Lészay eine Anzahl byzantinischer Goldmünzen — unter ihnen womöglich auch die drei Stücke von Firtos — be­saß, entstammt der Feder des sächsischen Alter­tumsforschers Michael J. Ackner, der im Juni 1852 die Lészay-Sammlung in Szászváros (bei Ackner heißt es Broos) besuchte. Ackner charakterisiert den gesichteten Münzbestand wie folgt: „Die Col­lection besteht, außer einigen seltenen Prägen des neuen Zeitalters , größtentheils in einer bedeuten­den Anzahl römischer Familien- und Consular­miinzen, dann silberner und goldener Kaisermün­zen, vorzüglich byzantinischer Kaiser ... " (ACKNER 1852, 79) Weder István Kovács von Nagyajta, der gerade in diesen Jahren nach Münzen firtoscher Provenienz suchte, noch Sándor Ferenczi, dem wir die erste numismatische Bearbeitung des Münz­hortfundes verdanken (FERENCZI 1934; FERENCZI 1939), wussten davon, dass drei Solidi firtoscher Provenienz seit 1861 in einer öffentlichen Samm­lung, in der Sammlung des Siebenbürgischen Mu­seumsvereins, verwahrt waren. Eine forschungs­historische Merkwürdigkeit, die ich, auch wenn sie mit meinem Thema direkt nichts zu tun hat, unbe­dingt festhalten wollte. Teile der ursprünglich über 2000 Stücke zählen­den Münzsammlung des Michael J. Ackner kamen nach dem Ableben ihres Besitzers in das Museum Brukenthal, Hermannstadt (heute Sibiu, RO). Ack­ners Sammlung enthielt in Siebenbürgen gefun­dene antike und römische, in geringerer Anzahl auch mittelalterliche Münzen. Ob ihr auch byzan­tinische Münzen angehört haben, ist nicht explizit überliefert. Eine Antwort auf diese Frage könnte — wenn überhaupt — nur die kritische Edition der im Museum Brukenthal verwahrten Bestände ge­ben (WOLLMANN 1982, 75-77). Die gleicherweise bedeutende Antiquitäten­und Münzsammlung des siebenbürgischen Histori­kers und Quellenforschers, des Grafen József Ke­mény, wurde in Folge der Kriegshandlungen der Jahre 1848/49 großenteils vernichtet. Der Rest ge­langte später in die Sammlung des Siebenbürgi­schen Museumsvereins. Die Sammlung des Grafen bestand fast ausschließlich aus den an bereits da­mals wohlbekannten römerzeitlichen Fundstellen in der Gegend von Torda (heute Turda) aufgele­senen oder ausgegrabenen römischen Münzen und anderen Fundobjekten (WOLLMANN 1982, 77). Aber auch István Kovács von Nagyajta, der den Grafen sowohl beruflich als auch privat auf seinem Herr­schaftssitz in Gerend (heute Luncani) regelmäßig aufsuchte, erwähnt seine Münzsammlung mit kei­nem Wort. Vermutlich deshalb, weil er aus ihr keine byzantinischen Münzen des 5.-7. Jahrhun­derts, die für ihn als Firtoscher Münzen in Frage gekommen wären, kannte. Von der Münzsammlung des Ágoston Ötvös, eines Arztes in Gyulafehérvár (heute Alba Iulia, 31 WINKLER I960, 454-455. In Lészavs Notizbuch sind sie unter den Nummern 42, 44-45 (Firtos) und 47 (Hátszeg-Gegend) erfasst. ARDEVAN 1987. 239. 250. Nr. 69. 71. 74- 76 (Firtos) und 250-251, Nr. 81 (Hátszeg-Gegend). Weil es im Münzkabinett des Museums für Siebenbürgens Geschichte zugleich drei Stücke des Leo /. gibt, zu denen Lészavs Beschreibung passt, war hier keine eindeutige Identifikation möglich. 185

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