A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 9. (Szeged, 2003)
KOÓS Judit: Késő bronzkori edénylelet Északkelet-Magyarországról
EIN SPÄTBRONZEZEITLICHES GEFÄßDEPOT VON NORDOSTUNGARN Judit KOÓS Im Laufe der Forschungen der Autobahnstrasse M3 im Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén wurde eine Freilegung auf einem 2,5 ha großen Gelände im südöstlichen Teil des Komitates, im Gemarkungsteil Nyárfaszög der Gemeinde Oszlár durchgeführt (KALICZ-KOÓS 1997). Die mit Bohrungsproben und einer Ausgrabung durchforschte Siedlung erstreckt sich am Rand der sich in O-WRichtung ziehenden Erosionsebene der Flüsse Hejö und Theiß. Gegen Westen befindet sich das einstige Bett der Hejö, heute schon im recht fortgeschrittenen Auffüllungsstadium, gegen Osten ist einer der bei den Flussregelungen abgeschnittenen Arme der Theiß zu finden. Die Lage des Fundortes ist durch die in der Urzeit ständig oder nur zeitweise mit Wasser bedeckten Flächen klar bestimmt. Die in das einstige Bett der Hejö hineinreichende Erdzunge war praktisch im ganzen Jahr durch Wasser umgeben, auch die Verteidigungsmöglichkeiten könnten da also recht gut gewesen sein. Wegen ihrer günstigen geographischen Gegebenheiten hatte man sich auf dieser Erdzunge angesiedelt. Die früheste Bewohnerschaft war das Volk der Makó-Kultur (Mitte des 3. Jahrtausendes v. Chr.). Später wurde dieses Gebiet in der Spätbronzezeit (13. Jahrhundert v. Chr.) intensiv bevölkert, dann erfolgte wieder eine längere Pause, vielleicht als Folge irgendeiner Änderung der Umwelt, d. h. des Klimas und der Hydrographie. Demnächst wurde die Halbinsel in der römischen Kaiserzeit (2-4. Jahrhundert) von den Sarmaten besiedelt. Die letzten Bewohner dieser Stelle (wahrscheinlich die Awaren) hatten kleine Häuser mit Steinöfen in der Zeitspanne vom 7. bis 9. Jahrhundert gebaut. Der bedeutende Teil der auf dem Fundort Oszlár-Nyárfaszög freigelegten Siedlungsobjekte kann in die Spätbronzezeit datiert werden. Im Anfangsstadium der Ausgrabung hielten wir dieses Fundmaterial für den Nachlass der Berkesz-Kultur, aber diese Meinung modifizierte sich nach der Freilegung des vollkommenen Siedlungsgeländes. Demnach stammt das auf diesem Fundort vorgekommene spätbronzezeitliche Fundmaterial von einer lange bewohnten Siedlung (RB C-HA1), in der die Keramik und Metallurgie gleicherweise aus mehreren Richtungen kommende Wirkungen aufweisen. Diese Wirkungen verursachen die Vielfältigkeit beider Fundgruppen. Unter den Funden der frühen Phase der Siedlung kann auch die Wirkung der PilinyKultur außer der dominanten Hügelgräberkultur beobachtet werden, während das Material der späten Phase eindeutig mit den RB D-HAI-zeitlichen Fundkomplexen der Theißgegend eine Ähnlichkeit aufweist. Das nachstehend zu behandelnde Gefäßdepot kann unserer Meinung nach in die frühe Periode datiert werden. Das auffallendste ist es auf diesem Fundort, dass der bedeutende Teil der auf dem ganzen Grabungsgelände erschlossenen bronzezeitlichen Objekte nicht zu alltäglichen Zwecken diente. Mehrere Objekte, die ganz gewiss von sakraler Bedeutung waren, kamen zum Vorschein. Zu ihnen gehört auch die Grube, in der sich ein Gefaßdepot von eigenartiger Zusammensetzung und Lage befand (Abb. 1. 2; Abb. 2). Objekt 887 (Sektor WIR): In Draufsicht runde Grube mit sich verbreitender Seite und unebener Sohle. Sie war das mittlere Glied eines Grubenkomplexes (Abb. 1. 1 ). Sechs, dicht aufeineander gestellte, im Großen und Ganzen gleiche, fein ausgeführte Schüsseln mit ausladendem Zipfelrand und zwei Töpfe, mit dem Mund ebenfalls nach unten, lagen in der Grube dicht auf- und nebeneinander. Die Einfüllung der Grube war stark holzkohlenhaltig, und unter dem Gefaßdepot konnten wir die aschen- und holzkohlenhaltigen, rot gebrannten Erdstreifen schichtenweise absondern. Bronzezeitliche Gefaßdepots wurden in den letzten Jahren in mehreren Artikeln behandelt. Außer der Auswertung der Funde wandten die Verfasser dieser Arbeiten eine besondere Aufmerksamkeit der Untersuchung zu, warum und wie diese Gegenstände verborgen werden konnten. In Beziehung mit einem frühbronzezeitlichen Gefaßdepot beschäftigt sich Katalin Tóth mit dieser Frage ausführlich, und im Laufe der Untersuchung der Art und Weise der Verbergung behandelt sie auch die spätbronzezeitlichen Funde, so auch die von Oszlár (TÓTH 1999, 27-50). In Zusammenhang mit der Bearbeitung des in Tiszacsege-Sóskás vorgekommenen Gefäßdepots der Gáva-Kultur untersuchte Gábor V. Szabó das ganze Karpatenbecken. Seine Feststellungen über die in die Erde gelangten Fundkomplexe, die in verschiedene Perioden der Bronzezeit datiert werden können, ferner über ihre Zusammensetzung und Funktion sind allgemeingültig. DAS GEFÄßDEPOT Die Gefäße des Fundkomplexes sind ihrer Form und Verzierung nach kennzeichnende Exemplare des Hügelgräber-Kulturkreises, innerhalb dessen sind sie beliebte Töpferprodukte der mittleren Phase der mitteldonauländischen Hügelgräberkultur. Aufgrund der zur Verfügung stehenden Beweise datieren wir unser Gefaßdepot in die RB C-Periode.