A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 7. (Szeged, 2001)
HORVÁTH, László András: Az őskori kultuszgödrök értelmezésének lehetőségei
eines Rindes in der Grube 34 von Csongrád-Bokros, Bokrospuszta lagen. Das Fehlen der Hörner kann offenbar damit erklärt werden, daß sie bei den anderen Formen des Kultes — aufgrund der oben erwähnten Parallelen — benutzt und anderswo begraben, oder getragen wurden. 2.6. Der Typ des Opfers (blutiges Opfer) Wie es einleitend erwähnt wurde, konnten keine sicheren Spuren eines Feuers bei der Freilegung des Kultkomplexes von Csongrád-Bokros wahrgenommen werden. Darin weicht die Grube von der europäischen Sitte grundlegend ab, wonach die Anwesenheit des Feuers von einigen Forschern für ein ausschließliches Zeichen hinsichtlich des kultischen Charakters gehalten wird. 107 Im Gegensatz dazu scheint aber die Darbringung eines blutigen Opfers, das durch die zerstückelten Tiere vertreten ist, eindeutig zu sein. Von den unblutigen Opfern kann das Trankopfer (Libation) bewiesen werden, die Darbringung von anderen Arten dieses Opfers (Getreide-, Brotopfer usw.) kann in Csongrád-Bokros nicht nachgewiesen werden. Es wäre schwer, die Bedeutung des Blutes im urzeitlichen Kult zu überschätzen. Für den einstigen Menschen war es sowohl von symbolischer Bedeutung als auch hatte es einen direkten praktischen Zweck. L. Oppenheim unterscheidet die mesopotamischen Kulte und die der davon westlich liegenden Gebiete eben aufgrund ihres Verhältnisses zum Blut (OPPENHEIM 1982, 243). Da spielt das Blut eine bedeutende Rolle allein in der, den frühesten Mythen zuzuordnenden und in mehreren Varianten (akkadische, babylonische, assyrische) bekannten Schöpfungsgeschichte, nach der die Sieger im Laufe des Krieges zwischen Marduk und Tiamat Kingu, den Heerführer der früheren Gottesgeneration töten und aus mit seinem Blut gemischtem Lehm die ersten Menschen erschaffen (GRAY 1988, 35; TOKAREV 1988, I. 509; KIRK 1993, 101; ELIADE 1994, 67; ELIADE 1998, 88). 108 Es ist nicht schwer, in diesem Mythos den Gedanken der Identifizierung des Blutes und der Seele zu erkennen, welcher Gedanke später im jüdischen Denken eine führende Rolle spielt. Wenn auch die Details nicht, ist aber das Prinzip in einem Glauben der Mythras-Religion auffallend ähnlich: Aus dem Blut des ersten erschaffenen Tieres, des Urstiers sind die Tiere, während die Pflanzen aus seinem Körper (ORTH 1929, 2520). 109 Aufgrund der aufgezählten Beispiele gehört also auch dieser Gedanke zur ältesten Schicht der Mythologien. Unter den „Rollen" des Blutes des Opfertieres nimmt der kathartische, reinigende Charakter einen wichtigen Platz ein (NILSSON 1967, 106). Dementsprechend schrieben ihm die Gesetze von Moses eine große Rolle bei den Sündeopfern zu (3.Mose 4, 2-10; 16, 14-16). 110 Bei den Griechen war die Reinigung durch das Blut des Opferferkels die gewöhnliche Reinigungsform. In den Großstädten wurde das ganze Volk vor den Volksversammlungen auf diese Weise gereinigt (KELLER 1963, 402; NILSSON 1967, 105). Der Tradition nach reinigte Kirke mit dem Blut eines weiblichen Ferkels Medea und Iason. 111 Oben wurde schon darauf hingewiesen, was für eine zentrale Rolle der Gedanke der Identifizierung des Blutes und der Seele in der Denkweise des antiken Judentums spielte (3.Mose 17, 14; 5.Mose 12, 23). Die Bücher des Alten Testaments deuten an mehreren Stellen darauf hin, daß das Blut der Sitz der Seele ist (3.Mose 17, 10) und darum nach den Gesetzen nur dem Herren des Lebens gebührt (l.Mosc 9, 4; 3.Mose 3, 17; 7, 27). Daraus folgte bei ihnen das Verbot des Essens des Blutes. 112 So mußte man auch das Blut 107 Das Feuer spielte besonders bei den mit den Rindern verbundenen Kulthandlungen eine wichtige Rolle, siehe u. a. die Brandgrube von Falkenwalde, Kreis Prenzlau (LEHMKUHL-NAGEL 1991. 21-22, 41). Ausführlich s.: ZALAI-GAÁL 1998, 558! 108 Ein zurückkehrendes Element der mesopotamischen Mythologien ist das Thema der aus Blut und Lehm geschaffenen Wesen, zumeist Menschen von den Sumeriern bis zu den Assyrern. In der sumerischen Zeit taucht der Name von Lagma (ELIADE 1994, 57) bzw. Lahmu und Lahamu (ELIADE 1994, 65; TOKAREV 1988,1. 510) in diesem Zusammenhang auf. Ninhursag erschafft das Pendant des biblischen Adam, den primitiven Menschen vertretenden lullu in der assyrischen Zeit (GRAY 1988, 35). 109 In der griechischen Mythologie waren die Giganten, Erinyen, Eschennymphen und Aphrodite aus dem ausfließenden Blut von Uranos geboren (HESZIODOSZ 170-200). 110 Dieser Gedanke lebt auch im christlichen Denken weiter: Auch das Blut von Jesus brachte die Vergebung der Sünden für die Welt (Mt 26, 28; 1. Kor 11, 24). 111 Kirke hielt ein neugeborenes Ferkel über sie, dann betete sie zu Zeus, dem reinigenden Gott mit vom Blut des Tieres triefenden Händen. Nach der Zeremonie wies sie aus ihrem Haus Medea hinaus, weil sie ihren Vater verriet (KERÉNYI 1977,358). 112 „ Ihr sollt keines Blut essen; denn des Leibes Leben ist in seinem Blut. Wer es ißt, wird ausgerottet werden. " (3.Mose 17, 14) Dieses Verbot wurde auch auf die unter ihnen lebenden Fremden erstreckt (3.Mose 17, 10).