A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 7. (Szeged, 2001)
HORVÁTH, László András: Az őskori kultuszgödrök értelmezésének lehetőségei
Gewicht auf die sog. ätiologischen oder kultischen Mythen gelegt, in denen der Ursprung der einzelnen Erscheinungen und ihre Erklärung niedergeschrieben wurden (TOKAREV 1988,1. 68, 158). Ein großes Problem war schließlich der bedeutende, vielmals in Jahrtausenden meßbare Zeitabstand zwischen dem von uns untersuchten Fundkomplex und den benutzten schriftlichen Quellen. Auf diesem Grund tauchte auch die Bezweiflung der Berechtigung der Parallelisierung auf. 8 Wie sich die berühmtesten Religionshistoriker P. M. Nilsson, C. Colpe, W. Burkert, K. Kerényi oder M. Eliade in ihren Werken auf die Ergebnisse der urzeitlichen und antiken Archäologie häufig berufen, ist die Anwendung dieser Methode unseres Erachtens auch umgekehrt berechtigt. In dieser Hinsicht gilt für uns die analysierende Arbeit von G. S. Kirk, in der der Verfasser nach der Analyse der griechischen und ägyptischen Mythen ihren uralten Ursprung bewies, als entscheidendes Moment. G. S. Kirk deutete darauf eindeutig hin, daß die sich auf die Götter, die Struktur der Welt und die Lage der Menschen beziehende Tradition noch in der der mesopotamischen Schriftlichkeit vorangehenden Vergangenheit, zur Zeit der Anlegung der ersten dortigen Bewässerungssysteme entstand. 9 Fügen wir unsererseits gleich hinzu, daß es demgemäß eine zeitliche Berührung zwischen dieser Tradition und der spätneolithischen, kupferzeitlichen Kulturen des Karpatenbeckens bzw. der chalkolitischen und frühbronzezeitlichen Kulturen des Balkans gibt. Die folgenden können in dieser Hinsicht als Axiom angenommen werden: — Man kann nicht voraussetzen, daß die in den Mythen der verschiedenen Völker beschriebenen Kulthandlungen (Opfer) nur die Phantasmagorien der zeitgenössischen Verfasser sind. Diese waren natürliche und angenommene Teile des Alltagslebens der urzeitlichen Gesellschaften. — Archäologisch wurden zugleich bis dahin zahlreiche Befunde (Opferstellen, -gruben, Altäre usw.) freigelegt, die die Spuren und zugleich Beweise von Opferhandlungen bergen. — Die logische Folge der ersten zwei Punkte ist, daß man unter den Angaben der Quellen und den archäologischen Fundbeobachtungen Zusammenhänge sucht. Die gemeinsame Analyse der beiden Quellengruppen kann uns auch dem besseren Kennenlernen der Vergangenheit näher bringen. — Wie es aufgrund der schriftlichen Quellen und gegenständlichen Denkmäler 10 zu beweisen ist, daß gut definierbare Tiere und Gegenstände als Symbole der antiken Götter zu nennen sind, kann dasselbe hinsichtlich der Religion der europäischen Urzeit angenommen werden. Die Rolle der während der Kulthandlungen aufgeopferten Tiere und benutzten Gegenstände ist nicht zufällig, diese hatten eine genaue Bedeutung und Funktion für die Darbringer des Opfers. Wäre es nicht so, könnte der Sinn der religionsgeschichtlichen und -philosophischen Forschungen im Grunde in Frage gestellt werden. Auf diese Weise spielen die Kultkomplexe die Rolle der schriftlichen Quellen innerhalb der sich mit der gegenständlichen Kultur beschäftigenden Archäologie. Für die schriftlosen Gemeinschaften waren die Zeichen und Symbole von großer Bedeutung. Die aufgeopferten Tiere und auch die, bei den Kulthandlungen angewandten, besaßen im Geist der damaligen Denkweise die Rolle der Symbole, die einen inneren Code hatten. Dieser Code konnte für alle Menschen verständlich sein, die zu der gegebenen Gemeinschaft gehörten. Derselbe Code blieb unabhängig von dem Willen der damaligen Menschen „für alle Zeiten" in den Befunden erhalten. Die Dechifrierung dieses Inhaltes ist Aufgabe des heutigen Forschers geworden (FOL 1991, 696), in der vorliegenden Analyse werden wir das versuchen. 1 1 Die von uns angewandte Methode ist auch in der ungarischen Forschung nicht neu. János Makkay untersuchte schon am Anfang der 1960er Jahre die urzeitlichen Kultgegenstände auf diese Weise (MAKKAY 1962; MAKKAY 1963; MAKKAY 1964). Spä8 Unter anderen warnte M. Eliade vor der Nebeneinander Stellung der religiösen Tatsachen von Völkern, die sowohl zeitlich als auch räumlich voneinander weit entfernt lebten (ELIADE 1987, 11-12). 9 Mit den Teilfragen der Schöpfung. Organisierung und Bewertung beschäftigten sich schon die tausend Jahre später, im 3. Jahrtausend v. u. Z. entstandenen Mythen (KIRK 1993, 91). 10 Außer der epischen Tradition ist auch die unerschöpfliche Quelle darunter zu verstehen, die aus den im einstigen Gebiet der antiken Zivilisationen gefundenen unzähligen Darstellungen — Statuen, Reliefs, Wandgemälden usw. — besteht. An den archäologischen Ausgrabungen erhöht sich die Zahl dieser Funde stetig. 11 Auch die Ethnographen kamen zu einem ähnlichen Ergebnis. Die Elemente der europäischen Agrarsitten und Riten konnten in den meisten Fällen mit den antiken Überlieferungen verglichen werden (ÚJVÁRI 1981, 49).