A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 6. (Szeged, 2000)
SZALONTAI, Csaba: Kritikai észrevételek a bolgárok szerepéről a 9. századi Nagyalföldön és Erdélyben
von den Bulgaren benutzt war. Also ist es klar, daß das Festungssystem, dessen Zustandebringen mit Vorliebe mit den Bulgaren in Verbindung gebracht wird, in der Wirklichkeit nicht existierte. Abgesehen von einem einzigen Fall unterstützen die archäologischen Funde die Benutzung dieser Festungen im 9. Jahrhundert nicht. Keine einzige sprachoder geschichtswissenschaftliche Argumentation und Beweisführung sind aber nichts wert, wenn die Spuren des Lebens in der Festung nicht nachzuweisen sind. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurden diese Festungen nach der Landnahme benannt und sie wurden auch zu dieser Zeit in Verwendung genommen. Schließlich müssen die negativen Daten erwähnt werden. Béla Miklós Szőke machte mich darauf aufmerksam, daß man im Laufe der in der Tiefebene gemachten großen topographischen Programme — die eben in den Siebenbürgen nahe liegenden Gebieten durchgeführt wurden — keine archäologischen Funde entdeckte, die den charakteristischen donaubulgarischen Funden oder den im Marostal vorgekommenen Gegenständen ähnelten und es auch keine kennzeichnenden Bestattungen gibt (SZŐKE 1993, 40). Ohne solche Funde kann man aber darüber nicht sprechen, daß die Bulgaren Anfang des 9. Jahrhunderts auch die Tiefebene wirklich besetzten. Den archäologischen Nachlaß der Bulgaren zusammenfassend kann man also sagen, daß während sichere Spuren in Siebenbürgen registriert wurden, ist kein in das 9. Jahrhundert datierbares und zuverlässiges Fundmaterial in der Tiefebene bekannt. Die Anwesenheit der Bulgaren kann also archäologisch im 9. Jahrhundert weder in der Tiefebene noch westlich der Donau bewiesen werden. Nach der Klärung der räumlichen Ausdehnung der bulgarischen Gebiete untersuchen wir die Dauer der bulgarischen Herrschaft in Siebenbürgen. Die siebenbürgischen Funde der Landnehmenden beweisen eindeutig, daß die Ungarn bereits im 10. Jahrhundert das Marostal besetzten (BONA 1987a, 203-217; BONA 1996,9-15). Nicht nur der Nachlaß der militärischen Schicht, sondern auch das Erscheinen der Gräberfelder des Gemeinvolkes im 10. und 11. Jahrhundert sprechen dafür (FODOR 1983, 22; BONA 1987a, 217-218; BONA 1989, 117-125; BENKŐ 1993, 10; BENKŐ 1995, 1427-1428; BÓNA 1996, 9). Ganz sicher ist es auch, daß die Ungarn im Gebiet von Gyulafehérvár erschienen und sich in der Festung bestatteten, eben da, wo sich das Zentrum der früheren bulgarischen Herrschaft befand (FODOR 1983, 23; BENKŐ 1992, 23; BENKŐ 1994, 246; CIUGUDEAN 1996). Die Analyse der freigelegten Gräberfelder bewies eindeutig, daß das Ende der Belegung des bulgarischen Gräberfeldes mit dem Erscheinen der Ungarn übereinstimmt. Demnach ist es kaum zu glauben, daß die Festung von Gyulafehérvár bis den Anfang des 11. Jahrhunderts das Zentrum der siebenbürgischen Bulgaren gewesen sein könnte, wie das Gyula Kristó meinte (KRISTÓ 1979, 100). An den bulgarischen Fundorten des Marostales verfügen wir leider über keine Angaben, mit Hilfe deren das zeitliche Verhältnis der dortigen Gräberfelder der Bulgaren und der landnehmenden Ungarn geklärt werden könnte. Es ist natürlich vorstellbar, daß beide Völker eine Zeitlang nebeneinander gelebt hätten. Das heißt, daß die Ungarn die einzelnen kleineren Gemeinschaften, die die Kämpfe der Landnahme überstanden, unberührt ließen. Das ist aber aufgrund der archäologischen Funde sicher, daß die Belegung dieser bulgarischen Gräberfelder im 10. Jahrhundert aufhörte. Die frühere Bevölkerung starb aus oder wanderte ab, oder aber sie verschmelzte sich in das Ungartum in dem Maße, daß ihre archäologischen Spuren nicht mehr identifizierbar sind. Soviel scheint für alle Fälle sicher zu sein, daß die örtlichen Exponenten, die Bewaffneten der bulgarischen Macht nicht an ihrer Stelle blieben, wenn auch das Weiterleben des übrigen Teiles der Bevölkerung akzeptiert wird. Zusammenfassend können wir also feststellen, daß sich das bulgarische Machtsystem nach der Landnahme Anfang des 10. Jahrhunderts aufhörte und die sich neu angesiedelten Ungarn seine Stelle und Rolle übernahmen.