A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 3. (Szeged, 1997)

STRAUB Péter: Avar kori tegezdíszítő csontlemezek. Motívumtipológia és kronológia

Randplattenmotive (1/a, 1/b) die Vorbilder eines Teiles der späteren Motive sind (7/a, 7/b, dann daraus 13/a, 13/b). Auf diesem Grund ist die Entwicklung der Motive ineinander auf der Spur zu folgen, und es ist nicht unbe­dingt nötig, die blättrigen Ranken und Palmetten dieser awarischen Köcherbeine aus Byzanz abzuleiten. Außer den Motiven bietet die Form der Randplatten ebenfalls einen chronologischen Anhaltspunkt: Die Randplatten mit geradem oder abfallendem bzw. abgerundetem oberem Ende sind nämlich für die frühawarenzeitUchen Exemplare kennzeichnend, während sich das obere Ende der Rand­platten der späteren Stücke verschmälert und es spitz zuläuft. Der größte Teil der für die Seriation geeigneten Be­stattungen — und zugleich der kleinere Teil Motive (das Motiv 10, 11, 12, 13/a, 13/b, 14/a, 14/b, 14/c, 15, 16) — d.h. 55 Gräber können in die Mittelawarenzeit datiert werden (Tab. 5). Das auf zwei Generationen geschätzte Intervall dieser Periode macht eine ausführlichere Gliederung des Fundmaterials vorläufig nicht möglich, so ist auch die Zu­ordnung der mittelawarenzeitlichen Köchermotive der Periode MA I und MA II grundlegend subjektiv. Das Fundmaterial der sechs Gräber am Ende der chronologischen Reihe, deren nähere absolutchronologi­sche Datierung mit Hilfe der Seriation nicht möglich ist, repräsentiert die Spätawarenzeit. Das Grab 69 von Szeged-Fehértó-B kann aufgrund des Köchermotivs und des gegossenen Gürtelbeschlags mit Schachbrettmuster ganz an den Anfang der Spätawarenzeit datiert werden, während die in den Gräbern von Táp, Komarno und Mo­sonszentjános vorgekommenen Gürtelbeschläge schon eine recht späte Periode der Spätawarenzeit (SPA II ­SPA III) vertreten. In der Spätawarenzeit waren die Köcher mit Beinplatte außerordentlich selten benutzt. Die im gestörten, von Ferenc Móra 1930 freigeleg­ten Grab 12 von Szeged-Fehértó-B gefundenen vielen Kö­cherbeine lassen sich auf zweierlei Art auslegen. Béla Kürti hält das Dasein eines Köchers - Köcher „A" — auf­grund des Photos des im Laufe der Ausgrabung photogra­phierten und in situ aufgeräumten Köchers für wahrscheinlich — einerseits, und andererseits nimmt er auch die einstige Existenz eines anderen Köchers - Köcher „B" — aufgrund der wahrscheinlich zum Grab gehören­den, aber auf dem Photo nicht sichtbaren Köcherbeine an (KÜRTI 1983,193-195. Anm. 268; KÜRTI 1984,114-118; KÜRTI é. n., 19-20). Im Gegensatz dazu hält László Madaras das Beige­ben von zwei Köchern für vollkommen unvorstellbar, und er rechnet nur mit einem einzigen, außergewöhnlich selte­nen und schönen Köcher (MADARAS 1990, 180). Nach der Analyse der Gräber mit beinernem Köcher bietet die Se­riation eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Bestimmung der Zahl der tatsächlich beigegebenen Köcher. Seriiert man die Gräber mit beinernem Köcher auf­grund der Köchermotive — und dementsprechend be­trachtet man alle verwendbaren Motive des Grabes B 12 als ein Fundverband —, gelangt das Grab 12 von Szeged­Fehértó-B in der relativchronologischen Reihe unter die mittelawarischen Gräber (Tab. 1). Das steht — da ein Fundverband durch seine jüngsten Funde datiert werden kann, und die Motive 14/b und 14/c zweifellos mittelawa­renzeitlich sind! — mit der Datierung der Gräber des Grä­berfeldes von Szeged-Fehértó-B im Einklang (MADARAS 1981, 41; MADARAS 1995,178). Unter Berücksichtigung der vollkommenen Über­einstimmung der Form und der Motive (Motiv 3) des im frühawarenzeitUchen Grab 21 von Kölked-Feketekapu vorgekommenen Köcherbeines und der ähnlichen rechtek­kigen, flechtbandverzierten Beine des Grabes von Szeged­Fehértó (Abb. 1. 4) können die Widersprüche zwischen den sich auf den Köcher des Grabes beziehenden chrono­logischen und strukturellen Meinungen gelöst werden. Der zum Fundverband gehörende Öffnungsbe­schlag mit stilisierter Rankenverzierung ist dem Motivtyp 7/a zuzuordnen, dessen Vertreter schon unter den früh­awarenzeitUchen geschnitzten Köcherzubehören aufzufin­den sind. Auf diesem Grund bilden eben die Köcherbeine des Grabes von Fehértó, die nach Béla Kürti zu einem selbständigen Köcher „B" gehört haben könnten, eine chronologisch frühere Gruppe als die Motive des Köchers „A". Das beweisen zu können, teilte ich das Fundmaterial des Grabes 12 von Szeged-Fehértó-B in zwei Gruppen: Die Motive des vorausgesetzten Köchers „B" bildeten die eine Gruppe, und die des wahrscheinlich gemachten Köchers „A" mit den vorgekommenen beinernen Bogen­endplatten mit schmalen Armen die andere. Das war der Grund der Seriation. Das Ergebnis bewies die Vorausset­zung, wonach die zwei Köcher aus zwei verschiedenen Phasen der Awarenzeit stammen. Aufgrund der mit Hilfe der Motive durchgeführten Untersuchung konnte der als ein selbständiges Ensemble aufgefaßte Köcher mit dem Motiv „B" unter die frühawa­renzeitUchen und der Köcher mit dem Motiv „A" unter die mittelawarenzeitlichen Köcher eingereiht werden (Tab. 2). Auch nach der, aufgrund des vollständigen Fundmate­rials durchgeführten Seriation nimmt der Köcher „B" einen frühen (Tab. 4), während der Köcher „A" einen auf­fällig späten relativchronologischen Platz (Tab. 5) ein. All das beweist, daß es hier um zwei, mit Motiven verschiede­nen Alters (FA III und MA II) verzierten Köcher geht. Als eine der selbstverständlichen Erklärungen dafür bietet sich die Möglichkeit, daß der Köcher „B" mit dem früheren Motiv erbschaftlich in den Besitz des im Grab 12 bestatteten Kämpfers geriet. Man muß aber in Betracht nehmen, daß kein Sicheres über die Umstände des Vor­kommens der Beine des Köchers „B" zu wissen ist: Sowohl in den Verzeichnungen von Ferenc Móra als auch auf dem von Károly Cs. Sebestyén gefertigten Grabblatt ist nur die Nennung „Köcherbruchstücke" zu lesen, und man kann gar nicht versichert sein, daß auch der Köcher „B" im Grab 12, in der Vergesellschaftung des Köchers „A" — und nach dem Grabblatt auch mit Bogenbeinen schmalen Armes, schon zugrunde gegangenen silbernen Gürtelbe­schlägen und mit einem Eisenschwert — vorkam, und der Köcher „B" nicht im Laufe einer späteren Inventur zum Material des Grabes gerechnet wurde. Zusammenfassend: Es ist so viel sicher, daß die Anbringung der im Grab 12

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