B. Nagy Katalin: A székkutas-kápolnadűlői avar temető. A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Monographia Archeologica 1. (Szeged, 2003)
BENDE Lívia: Temetkezési szokások a székkutas-kápolnadűlői avar kori temetőben - Bestattungssitten im awarenzeitlichen Gräberfeld von Székkutas-Kápolnadűlő
BESTA TTUNGSSITTEN IM A WARENZEI TEICHEN GRÄBERFELD VON SZÉKKUTAS-KÁPOENAD ÜLŐ Lívia BENDE Das Denkmaterial der Awarenzeit ist — sich aus den charakteristischen Zügen dieser Epoche ergebend — in Gräberfeldern bekannt, und besonders in der zweiten Hälfte der Awarenzeit kann man den Vereinheitlichungsprozess, im Laufe dessen das Fundmaterial homogen wurde, in gesteigertem Maße beobachten. Die Detailuntersuchung der einzelnen Elemente der Bestattungssitten kann uns zur markanten Beschreibung der Bevölkerung eines Gräberfeldes, oder eines gut umgrenzbaren Gebietes, zur Bestimmung des Ursprungs, der Traditionen und des Verbindungs system s dieses Volkes, bzw. zu seiner eventuellen Unterscheidung von den, in weiter entfernt liegenden Gebieten Lebenden führen. In dieser Hoffnung vollbrachten wir die Analyse dieses vollkommen freigelegten spätawarenzeitlichen Gräberfeldes der südlichen Tiefebene, das zugleich von der größten Grabzahl ist. Von den 555 numerierten Objekten des Gräberfeldes von Székkutas-Kápolnadülő gab es 534 awarenzeitliche Bestattungen, die anderen waren sarmatenzeitliche Gräber. Unter ihnen gibt es nur ein einziges Pferdegrab (Grab 375). In 125 Bestattungen des Gräberfeldes (23% der Gräber) fand man keine Grabbeigaben. /. DIE LAGE DES GRABERFELDES Am südlichen, südöstlichen (linken), hohen, sandigen Ufer des linksufrigen Nebenflusses der Theiß, nämlich des einst schiffbaren Kakasszék-Baches erstreckte sich das Gräberfeld, an dessen östlichem Rand die Ausgräberin Katalin B. Nagy die Strecken von drei parallel verlaufenden schmalen Gräben etwa in einem 5 m breiten Streifen freilegte. Die durch das dreifache Grabensystem bezeichnete Erdschanze konnte nach der Annahme der Ausgräberin der Teil eines größeren Schanzensystems sein, das am linken Ufer des Kútvölgy-Baches nördlich des Gräberfeldes zu entdecken ist. Das auch auf alten Karten, bzw. Luftaufnahmen identifizierbare Schanzensystem umfasst ein 1,5 km 2 großes Gebiet. Die Ausgräberin nimmt an, dass das Dorf des Volkes, dem das zu behandelnde Gräberfeld gehörte, innerhalb dieses Schanzensystems lag. Außer einigen verstreuten Oberflächenfunden weisen darauf auch manche, an der Ausgrabung gemachten Beobachtungen hin (B. NAGY 1984, 240-241 ; B. NAGY 1993, 151). 2. DIE ORIENTIERUNG DER BESTATTUNGEN Die meisten Bestattungen dieses Gräberfeldes (312 Gräber) waren WNW-OSO-orientiert, aber die Zahl der W-O-orientierten Gräber ist ebenfalls bedeutend (182 Bestattungen). Die kennzeichnende Orientierung kann aber auf diese Intervalle nicht beschränkt werden, sie schwankt lieber in dem von diesen Streifen bezeichneten Intervall, zwischen 259° und 304°, und sie verteilt sich gleichmäßig im Gebiet des Gräberfeldes. Nur 24 Gräber waren NW-SO-orientiert. Mehr als die Hälfte dieser Bestattungen befanden sich in separaten Gruppen südwestlich vom Block des Gräberfeldes. Auch das einzige NNW-SSO-orientiertes Grab wurde im südwestlichen Teil des Blockes des Gräberfeldes erschlossen. Die Orientierung von vier Bestattungen weicht von der westlichen Hauptrichtung nach Süden in kleinerem Maße (WSW-ONO), während die eines Grabes in größerem Maße (SW-NO) ab. Diese Bestattungen lagen am südöstlichen Rand des Gräberfeldes (Karte 1 ). Nur zwei Gräber wiesen die klassische umgekehrte Orientierung auf (O-W). Eines dieser Gräber war ein Kindergrab (Grab 490), das andere war das einzige Pferdegrab des Gräberfeldes (Grab 375). Bei acht Bestattungen konnte die Orientierung nicht bestimmt werden. 3. GRABFORMEN, DIE GRÖßE UND FORM DER GRABGRUBEN Die meisten Gräber des Gräberfeldes von Székkutas waren rechteckige Schachtgräber mit mehr oder weniger abgerundeten Ecken, sie vertreten also die am häufigsten vorkommende awarenzeitliche Grabform. In dreizehn Gräbern konnte eine Seitenstufe beobachtet werden (Grab 70, 138, 187, 214, 238, 250, 299, 352, 359, 384, 523, 527, 539). Die Gürtelgarnituren und die sonstigen Funde lassen diese Bestattungen an den Anfang der Spätawarenzeit, also in das erste, bzw. zweite Viertel des 8. Jahrhunderts datieren. Sie können für jünger als die unten zu behandelnden Stollengräber gehalten werden, und man kann annehmen, dass die Verstorbenen, bzw. ihre Särge in diesen Gräbern mit Hilfe der auf der Seitenstufe quer gelegten Bretter vor der Erde besser als es allgemein war, geschützt wurden, bzw. sie von den beigegebenen Opfertieren sorgfältig abgetrennt wurden. Die Tatsache, wonach diese Gräber im großen nordöstlichen Block des Gräberfeldes, im mittleren Streifen, nordwestlich und südöstlich von den Stollengräbern lagen, und sie in den äußeren Grabreihen des Gräberfeldes nicht mehr vorkamen, unterstützt die Datierung dieser Bestattungssitte (Karte 2). Es gab neun Schachtgräber, in denen pfostenlochartige Eintiefungen an den Wandflächen der rechteckigen Grabgrube zu finden waren. Mit Hilfe der im ethnographischen Material wohlbekannten kammerartigen Grabkonstruktion wurden die Särge vor dem unmittelbaren Kontakt mit der Erde geschützt. Diese Erscheinung wurde in den Gräbern 73, 101, 206, 215, 287, 347, 310, 356 und 523 dokumentiert. In den Gräbern von dieser Grabform gab es keine Beigaben, oder nur wenige kamen zum Vorschein. Die bedeutenderen Funde können in die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts datiert werden. Für diese Datierung spricht die Tatsache, dass sie — wie die Gräber mit Seitenstufe — nordwestlich und südöstlich vom Streifen der