A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1980/81-1.(Szeged, 1984)

Néprajz - Juhász Antal: Die Kultivierung der Pussta bei Szeged

DIE KULTIVIERUNG DER PUßTA BEI SZEGED von Antal Juhász Im 19. Jahrhundert breiteten sich über das Ungarische Tiefland riesige Weideflächen aus, die in Besitz des städtischen und ländlichen Gemeinwesens waren. Nachdem man zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit der Verteilung der Gemeinweiden begonnen hatte, wurden mehrere zehntausend Katastraljoch Land regelmässig landwirtschaftlich bestellt. Die Abhandlung legt dar, mit welcher Technik der Neubruch der Pußta erfolgte, und welche Erfolge erzielt werden konnten. In den vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts besaß die Stadt Szeged 68 615 Katastraljoch Weide­land (Pußta). 1852 gab die Stadt 10 000 Katastraljoch Pußta für eine Zeit von zehn Jahren in Pacht und auch später, meist dann, wenn die Stadt an Geldknappheit litt, wurde von neuem Land verteilt. Von anderen Städten im Ungarischen Tiefland abweichend, wurde das Land vom Szegediner Stadt­rat nicht als Erbpacht, sondern nur für einen Zeitraum von zehn oder fünufndzwanzig Jahren vergeben, wobei der Besitzanspruch der Stadt aufrechterhalten wurde. Von 1922 bis 1924 wurden aus dem immer kleiner werdenden Gemeinbesitz an Weideland 4 000 Katastraljoch parzelliert. Dank dieser späten Weidelandaufteilung konnte sich Verf bei der Darstellung des Themas auf die Rückerinnerung mehrerer Bauern stützen, die jene Zeit selbst erlebt haben. Es lag an der finanziellen Lage der Pächterfamilien, mit welchen Gerätschaften und auf welche Weise die Pußta urbar gepflügt wurde. Kleinpächter, die nur die Pacht von 1 bis 2 Katastraljoch bezahlen konnten, bewerkstelligten den Neubruch mit der Hacke. Am häufigsten war das Aufpflügen der Grasnarbe mit einem fabrikmäßig gefertigten Pflug (Sack-Pflug), vor den vier Ochsen oder vier Pferde gespannt wurden. Kleinpächter, die keine eigenen Zugtiere besaßen, konnten mit Hilfe des Besitzers pflügen und arbeiteten dann im Tausch die geleistete Arbeit ab oder bezahlten mit Produk­ten, machmal auch mit Geld. Oft schlössen sich Kleinbauern, die ein oder zwei Pferde besaßen zusammen, und pflügten das Neuland gemeinsam. Da sich die Weiden in der Szegediner Flur auf sandigem Grund befanden, kam es durch den Wind oft zur Entstehung von Sanddünen und Sandhü­geln. Diese Erhebungen wurden nach der Ernte eingeebnet. Verf erörtert kurz, auf welche Art und Weise der Boden eingeebnet wurde, und mit welchen Werkzeugen die Arbeit ausgeführt wurde. In den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts baute man auf den neuaufgeworfenen Äckern Mais und Hirse als erste Kultur an. Hirse war seit dem Mittelalter die erste Saat auf urbar gepflügten Böden. Mais war zur Kultivierung des Bodens deshald gut geeignet, weil man Maisfelder regelmässig hacken muss und so Graß und Unkräuter leicht vertilgt werden. Die ausgeruhten Äcker gaben guten Ertrag, ohne daß man sie fünf bis sechs Jahre lang düngen mußte. Auf leichten Sandböden, die nur geringen Ertrag versprachen, wurde ein Wein angebaut, der den Sandboden gut verträgt. Die Kultivierung der Pußta bei Szeged war die Leistung vieler tausend Bauern aus Szeged und Umgebung. Auf den neuen Feldern sind Höfe gebaut worden, und eine früher wüstenähnliche Landschaft hat sich innerhalb weniger Jahre zu blühendem Kulturland umgestaltet. Die land­wirtschaftliche Produktion wuchs, Szegediner Bauern konnten sich verstärkt an der Nahrungsmittel­versorgung Ungarns, und im besonderen der Stadt Szeged beteiligen. Durch die Kultivierung der Pußta nahm vor allem der Obst- und Weinanbau, die Geflügelzucht und die Schweinezucht an Umfang zu. 142

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