Bálint Sándor: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1978/79-2. A szögedi nemzet. A szegedi nagytáj népélete. Harmadik rész. (Szeged, 1980)

(Die sieben weisen Meister, Argirus, Solomon und Markalf). Doch wurden meistens schreckliche Ereignisse (Hochwasser, Feuerbrunst, Mord) in gereimter, sangbarer Form herausgegeben. Diese wur­den dann an der Kirmes und auf Messen von Gelegenheitssängern (ung. istóriás) vorgetragen, aber sie wurden auch verkauft. Das Volk hat diese Geschichten den Sängern abgelernt, es hat sogar auch selbst solche gedichtet, obwohl diese nur selten in die Druckerei kamen. Die im Kreise der Jugend früher so oft vorgekommenen tödlichen Schlägereien, die sensationel­len menschlichen Situationen (Liebesmord, verlumpte Mädchen, unglückliche Ehen), weiterhin Selbst­morde, tragische Zufälle und die Übermüte der Strauchdiebe wurden mal gefühlreich, mal ironisch vorgetragen, sie wurden ausgesungen (ung. kidalol), und eine engere Gemeinschaft, die den Helden des Gesanges vielleicht auch kannte, hat das gereimte Ereignis aufgegriffen und einige Jahrzehnten hindurch auch gesungen. Balladen Szeged ist eine der bedeutendsten archaischen, die Balladen bewahrenden ungarischen Gegende, die in Varianten, die anderswo kaum bekannt sind, noch die Atmosphäre der Türkenwelt bewahrt. Diese Dichtung, die an den menschlichen Erprobungen der damaligen Zeiten reif wurde, erhielt sich am meisten im Kreise unseres isolierten Volkes, das ins Banat umgesiedelt hat. Diese Auswan­derung — wie wir es beim Darstellen des Siedlungsbildes gesehen haben — hat in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begonnen, als das Volk die damaligen Dichtungsüberlieferungen der Mutter­Stadt mit sich gebracht und Generationen hindruch erhalten hat, natürlich auch die wegen der zeit­lichen Nähe noch lebendige türkische Thematik. Solche sind z. B. die entführte und im Hochzeitszug im Sterben liegende Braut, vom Türken geraubtes Mädchen, das Mädchen, das den Türken nach Hause entfloh, die zwei gefangenen Geschwister, geraubtes Mädchen und geraubter Junge, die erst in ihrer Ehe bestürzt erfahren, daß sie Geschwister sind. Andere Balladen gehören zu großen europäischen Folklorzusammenhängen: die drei Waisen, das verführte Mädchen, das zum Tode getanzte Mädchen, der zu sprechen anfangende Tode, der betrogene Gatte, die ihre Jungfernschaft für seinen Bruder vergebens aufopfernde Schwester, Blut­schande zwischen Vater und Tochter. Wir haben einige Balladen, deren Herkunft klärbar ist : s e besingen wirkliche Geschehnisse. Volksmusik Die Erforschung der Szegediner Volksmusik ist in unserem Jahrhundert wissenschaftlich gewor­den. Unter den ersten Forschern finden wir Béla Vikár, Béla Bartók und Zoltán Kodály. Das Material dieses Kapitels besteht aus ungefähr 1300 Melodien, die in 36 Ortschaften gesammelt wurden. Ganz eigenartige, nur hier lebende Melodietypen gibt es keine. Das Material hat enge Beziehun­gen zu Transdanubien, zur Palozengegend und zu Siebenbürgen. Alte primitive Musikinstrumente (Weidenflöte, Rohrdudel) gibt es nur in der Welt der Kinder mehr. Im 1522 finden wir Musikanten bedeutende Familiennamen: Sipos, Lantos, Hegedűs, Ci­tharista, Tubicinator. Alte Instrumente sind die Virgina und die Drehlaute. Der Dudelsack war fast bis unsere Tage beliebt. Neuerdings dienen die Zither, der Tambur, die Zimbel und die Ziehharmonika besonders der Hausmusik. Es gibt zwei Typen des Szegediner Volksorchesters. Die sog. ungarische Bande oder Bauern­bande besteht aus nicht beruflichen Musikanten, meistens aus Armbauern. Die Mitglieder dieser Kapelle waren durch lange Jahrzehnte der Primas, der zweite Geiger, der Klarinettist, der Baßgeiger und der Zimbelschläger. In der Zusammenstellung der Instrumente gab es in den neueren Jahrzehn­ten auch Änderungen : Geige, Ziehharmonika, Zimbel, Schallbecken, Trommel. Eine andere Variante : Geige, zwei Tambure, Baßgeige. Noch eine andere Variante: Piston, Ziehharmonika, Saxofon, Trom­mel und Pauke, Schallbecken und als Reserve eine Geige. Der Melodiebestand dieser modernen Instrumente ist gleich mit der Tradition. Die Musikanten sind einfache Menschen, die die Noten nicht kennen. Die Zigeunermusik wird von den bürgerlichen Gesellschaftsschichten beliebt, in Bauernhochzeit wird die Zigeunerkapelle nur aus Zwangsläufigkeit gerufen. Das Singen ist immer einstimmig. Früher war das Singen während der Arbeit allgemein, aber wegen der Lärm der sich ständig verbreitenden Arbeitsmaschinen können wir es als beendet auffassen 942

Next

/
Oldalképek
Tartalom