Bálint Sándor: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1978/79-2. A szögedi nemzet. A szegedi nagytáj népélete. Harmadik rész. (Szeged, 1980)
Der Schwarzkünstler (ung. garabonciás diák) wird auch erwähnt, der aus seinem Zauberbuch eine gute Ernte auf die Äcker herauslesen kann. Während seiner Wanderung pflegt er Milch zu verlangen. Wenn der Wirt ihn abweist, dann hat er aus seinem Buch Hagel, Frost, Feuerbrunst und Krankheit herausgelesen. Draußen auf den Gehöften verteidigen sich die Menschen gegen die Zerstörung des Blitzes und Donners sogar noch heute mit Glockenläuten. Es wird eine geweihte Kerze angezündet und man sagt ein Gebet, das den Bösen verjagt. Mit dem niederschlagenden Blitz wurden einst Wunden gestreichelt. Der Blitz wurde auch aufgekocht und man benutzte ihn als Umschlag. Dies war das sog. Stein /Blitzkochen (ung. kőfőzés). Die Dürre ist eine der größten Naturkatastrophen des ungarländischen Sommers. Einer älterer Meinung nach haben das Ausbleiben des Regens die Hexen auf dem Gewissen, die ihn für gutes Geld sogar ins Ausland verkauft haben. Märchen Die Märchenwelt der Szegediner Gegend hat mehrere historische und Gattungsschichten. Die älteste (Kampf der Schamanen, Stutenmilchbad, in den Himmel ragender Baum) ist das märchenhaft gewordene Überbleibsel der sakralen Glauben aus der Heidenzeit. Lebhaft ist die Wirkung der mittelalterlichen Legenden, Kanzelexempel und biblischen Beispiele bzw. ihre Inspiration. Wir finden hier auch die Adaptation der europäischen Märchenfolklore (der Königssohn, der sich nach das ewige Leben sehnt). Wir müssen mit der Märchenwirkung der anderthalb Jahrhundert langen Türkenherrschaft und der europäischen barocken Volksbücher (Gesta Romanorum, Poncianus, Die sieben weisen Meister) auch rechnen. Die zwei klassischen bäuerischen Märchenerzähler dieser Gegend sind Mihály Borbély (1882—1953) und János Tombácz (1901—1974). Zum Schluß wird über die charakteristischen Züge und die Anlässe des Märchenerzählens geschrieben (vor dem Schlafen, hauptsächlich im Kreise von Soldaten und derjenigen Erdarbeiter, die längere Zeit fern vom Hause leben). Historische Sagen Die Sagenwelt der Szegediner Gegend bewahrt u. a. die Sagenerinnerung des landgründenden Königs Stephan, des gerechten Königs Matthias, der Türkenherrschaft, Ferenc Rákóczis, Maria Theresiens, des Kaisers Josef, Lajos Kossuths, des bekannten Szegediner Betyárén Sándor Rúzsa, Franz Josefs und des Kronprinzen Rudolf. Historische Gesänge und dergleichen Wir haben in diesen Themenkreis die gereimten, sangbaren, epischen Werke hineinbezogen. So stehen hier alte Reimchroniken, die irgendwelches trauriges Ereignis (Krieg, Feuerbrunst, Naturkatastrophe) besingen. Solche Werke von zeitgenössischen Szegediner Autoren sind uns schon aus dem 16. Jahrhundert bekannt. Die türkische Eroberung von Szeged (1543—1552) wurde von ungarischen, deutschen, lateinischen, türkischen und südslawischen fahrenden Sängern in Gedichten besungen. Die Gedichte Bálint Balassis (1551—1594), des ersten großen ungarischen Dichters, wurden über das Leben in den Grenzfestungen während der Türkenherrschaft in der Szegediner Überlieferung folklorisiert, und sie lebten sogar im vorigen Jahrhundert. Ebenso die alten ungarischen Liebeslieder (ung. virágének) aus dem 17. Jahrhundert, weiterhin wurde eines der charakteristischsten Fragmente des berühmten Rákóczi-Gesanges in der Szegediner bäuerischen Liederüberlieferung bewahrt. Die Gefangenenlieder aus der Türkenherrschaft und die in Armesünderhäusern geschriebenen, in wunderschönen Varianten überlieferten Kerkerlieder lebten in den Betyarenliedern des vorigen Jahrhunderts fort. Über den Freiheitskrieg aus 1848 sind reiche epische und lyrische Überlieferungen bewahrt worden. In großer Zahl sind die Soldatenlieder bekannt, die zur Zeit der Preußenkriege in Lombardién (1859), der Okkupation Bosniens (1878) und des ersten Weltkrieges entstanden sind. Es ist eigenartig, daß solche während des zweiten Weltkrieges nicht entstanden sind. In unserer Heimat blühte seit Ende des 18. Jahrhunderts der aus der Verbindung des gesprochenen und geschriebenen Wortes entstandene Flugblattdruck, der in der Sprache unseres Volkes istória genannt wurde. Während des vorigen Jahrhunderts war dies die bedeutendste Einkommenquelle zahlreicher Szegediner Druckereien, so besonders der Wekstatt von Urban Grünn. Es wurden bekannte europäische Volksbücher herausgegeben 941