A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1978/79-1. (Szeged, 1980)
Visy, Zsolt: Römische Schnellwaage im Museum von Szentes
ben; den fünfziger Wert gibt ein punzierter Schmuck an. Bei den 5-Pfund Werten sieht man die Ziechen V, und Einschnitte zeigen die übrigen vollzähligen Werte. Die Waage war also — trotz der kleinen Ausmaße und der filigranen Ausarbeitung — auch zum Wiegen beträchtlicher Lasten geeignet, nachdem ihre maximale Belastung 55 Pfund = 18,009 kg war. Es kamen schon ziemlich viele Waagen des ähnlichen Typus von römerzeitlichen Fundorten zum Vorschein, 1 und so ist unsere Waage keine Seltenheit, ihre Konstruktion ist wohlbekannt, 2 umso mehr, nachdem Waagen, die nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren, auch heutzutage in Gebrauch sind. Eben darum wäre hier eine eingehendere Schilderung von ihr überflüssig. Aber es gibt doch einen Punkt, der eine ausführlichere Erörterung verdient, und dieser Punkt betrifft die Frage nach dem Wert de Laufgewichtes. Die Berechnungen weiter unten mögen dazu beitragen, wie man die Frage entscheiden kann, ob antike Waagen und Laufgewichte — die meistens unabhängig voneinander zum Vorschein kommen — einst zusammengehörig waren. 3 Man kann den Wert des Laufgewichtes feststellen, auch wenn die Waage mangelhaft und darum ihr Eigengewicht nicht bekannt ist. Denn man braucht ja zur Bestimmung des Laufgewichtes nur die folgenden drei Angaben: das Gewicht der Belastung (also das den Einteilungen der Waage entsprechendes Gewicht) G; der Gewichtarm, t; der Kraftarm, s. Es sei angenommen, daß die Waage unter einer gewissen Belastung mit dem Laufgewicht (P) ins Gleichgewicht gebracht wurde. Im Gleichgewichtszustand spielte natürlich auch das Eigengewicht der Waage auf beiden Seiten (%, m 2 ) eine Rolle ; die Schwerpunkte dieser letzteren sind auf l x bzw. 1 2 Distanzen von dem Punkt des Aufhängens entfernt. Im Falle des Gleichgewichts sind die Kräfte auf beiden Seiten der Waage gleich, also : m ih +P s i ~ tn^ + Gt. Und man nehme jetzt an, daß auf das zweite Mal mit einer grösseren Belastung ein ähnlicher Gleichgewichtszustand erreicht wurde : . 1 CIL XIII 10031; Wosinsky, M., Tolnavármegye az őskortól a honfoglalásig ( = Komi tat Tolna von der Urzeit bis zur Landnahme). II. (1896) Taf. CLXVIL; Radnóti ,A., Waagen und Gewichte, in: Intercisa II. Arch. Hung. 36. (1957) 229, Taf. XLV. 14, 15, 17; Biévelet, H. et Jolin, R., L'exploration archéologique de Bavai. Latomus 13 (1954) 417 ff.; Nuber, H. U., Zwei römische Schnellwaagen aus Eining, Ldkr. Kelheim und Arxtham, Gem. Höslwang, Ldkr. Rosenheim. Bayerische Vorgeschichtsblätter 32 (1967) 29 ff.; Fremersdorf, Fr., Inschriften auf römischem Kleinge rät aus Köln. BRGK 27 (1937) 41; Behrens, G., Merowingische Gewichte und Waagen. Mainzer Zeitschrift 34 (1939) 17. ff. 1 Ihr Funktionsprinzip wurde duch Par et, O., [Von römischen Schnellwaagen und Gewichten. Saalburg Jb. 9 (1939) 73. ff.] ausgearbeitet; diese Studie gilt auch heute noch als grundlegend. Man kann aus der ungarischen Fachliteratur zwei solche Werke erwähnen, die benutzt werden können: Finály, H., Az ókori súlyokról és mértékekről ( = Von den antiken Gewichten und Maßen). Budapest, 1883; ferner Soproni, S., Rómaikori ólomsúlyok a szekszárdi múzeumban (=Römerzeitliche Bleigewichte im Museum von Szekszárd). Num. Közi. 64—65 ;(1966) 215 ff. 3 Es ist bis zu einem gewissen Grade störend, daß O. Paret das Eigengewicht der Waage nur auf der Seite des Kraftarmes berücksichtigt; auf der Seite des Lastarmes rechnet er nur mit dem Gewicht der Lastkette. Aber seine Methode hat doch zu keinem unrichtigen Ergebnis geführt, nachdem die vernachlässigte Quantität im Laufe der Berechnungen sowieso fortfällt. Es ist nur nötig auf den irrtümlichen Ausgangspunkt hinzuweisen, nachdem in gewissen Fällen auch die vernachlässigten Angaben berücksichtigt werden müßten, und in solchen Fällen die Formel von O. Paret zu einem irrtümlichen Ergebnis führt. 305