Bálint Sándor: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1976/77-2. A szögedi nemzet. A szegedi nagytáj népélete. Második rész.(Szeged, 1977)

Trockenmühlen, die von Pferden angetrieben wurden, und vom Anfang des vorigen Jahrhunderts auch Windmühlen. Dampfmühlen wurden erst um 1860 gebaut. Die Szegediner Wassermüller hatten keine Zunft, aber ihr kollektives Bewußtsein war immer le­bendig. Vor ihren Häusern gab es einen Schiffsschnabel in der Erde vergraben und vor dem Eingang einen abgewetzten Mühlstein. Sie waren Bastler. Sie haben nicht nur Geräte für den Haushalt gemacht sondern Musikinstrumente, besonders die Dudelsackpfeife haben auch sie hergestellt, in der Wassermühle wurde auch Paprika gemahlen. Die Windmühlen arbeiteten vor allem in der Gegend der Einzelgehöfte, also fern von der Theiß. Der Aufschwung des Bäckerhandwerks wurde durch den Anwuchs des städtischen Lebens her­vorgerufen. Szegeder Besonderheit war das schon erwähnte, niedrig gebaute simindzsia, d.h. ein Back­ofen, worin die feineren Gebäcke gebacken wurden. Am Unterteil gab es einen abhängigen Eisen­rost. Darunten brannte das Feuer, die Asche ist auch dorthin gefallen, so hat sie sich mit dem Gebäck nicht vermischt. Die Bäcker standen in ewigem Zwist mit den Frauen, die Brot gebacken und dies hausgewerbeartig am Markt verkauft haben. Die Lebzelterei, die deutsche Herkuft hatte, ist schon längst aus Szeged verschwunden. Ihre Werkzeuge und Backformen werden im Museum aufbewahrt. Die Töpferei blühte in jeder archäologischen Kultur der Szegediner Gegend. Sie hat ihre Bedeu­tung bis auf das 20. Jh., also bis zum Erscheinen der in Fabriken hergestellten Geschirre und zur Veränderung der Kochtechnik beibehalten. Sie hatte besondere lokale Formenwelt, so wurden auch zierliche Zunftkrüge hergestellt. Berühmtes Zunftgewerbe war das Messerhandwerk, das deutschen Charakter hatte und dessen Besonderheit das sog. Fischklappmesser war: es wurde in der berühmten Sziráky-Werkstatt her­gestellt und der Messergriff hatte die Form eines Fisches. Die Entfaltung des Siehmacherhandwerkes hängt vor allem mit der Blüte der Paprikaindustrie von Szeged zusammen. Die Seifensiederei ist aus einer Beschäftigung der Hausfrauen selbstständig geworden. Der Aufstieg wurde durch folgendes ermöglicht: einerseits die ausgebreitete Schweine-und Schafzucht, das Auskochen des Specks, der Speckgriebe bzw. des Fleischertages, anderseits das regelmäßige Zusammenkehren und Sammeln der Soda, die in der Szegeder Flur zu finden war. Das erstgenannte ergab den Rohstoff, die Soda dagegen das chemikalische Mittel. Die Höcker und Fuhrleute aus Szeged haben die Szegeder Seife samt mit der Paprika in die weitesten Teile des Landes mitgebracht. VOLKSTRACHT Die ersten sicheren Angaben der Vergangenheit der Szegediner Volkstracht stammen vom An­fang des 16 Jhs. Die Konturen der Trachtkultur, die das Zehntelverzeichnis aus 1522 sehen läßt, zeugen neben der lokalen Tradition auch über die Anpassung der zeitgenössichen europäischen Mode. Die Namen mehrerer Kleiderstoffe sind aus jener Zeit auf uns geblieben. Der Tuch purgomál weist alter Wahrscheinlichkeit nach auf den Namen der lombardischen Stadt Bergamo hin, die von ihrer Textilindustrie berühmt ist. Der Tuch istamát, d.h. Haartuch ist ursprünglich französischer Herkunft, der Stoff iskarlát (wörtlich Scharlach) stammt aus Venedig, der Stoff gránát (wörtlich Gra­nate) kam ursprünglich aus Granada nach Ungarn. Auf Wirkung der türkischen Trachtkultur haben sich in Szeged neue Industriezweige entfaltet, so z. B. das Fach der Pantoffelmacher und der Knopfgießer. Die türkische Tracht hatte in Szeged eine bedeutende Wirkung, darüber zeugen Testamente aus dem 18. Jh., in denen man über bujavá­szon (gestickter türkischer Leinwandstoff), csahr.a (Tatarenmütze\ skofium (Stickgarn), töröking (türkisches Hemd), törökkordovány (türkisches Korduan), törökpapucs (türkische Pantoffel), török­szőnyeg (türkischer Teppich) und török zsinór (türkische Schnur) lesen kann. Zahlreiche Eigenheiten der örtlichen Volkstracht sind schon im 18. Jh. erkennbar. Klar unter­scheidet sich die Bauerntracht, d. h. die herrkömmliche Tracht, die sich noch in großem Maße auf die lokale Selbstversorgung (Leinwand und Leder) stützt, von der bunteren Bürgertracht, die aus dem adeligen Ankleiden, sogar aus fremdem Zeitgeschmack zahlreiche Elemente so z. B. Stoffe und For­men in sich aufgenommen hat. Dieser Unterschied widerspiegelt sich in der Trachtindustrie ganz bis Auflösen des Zunftwesens, gewissermaßen sogar beinahe bis heute. Durch lange Zeit hat sich nähmlich der Ungarschneider vom Deutschschneider, der Ungargerber vom Deutschgerber, der Un­garkürschner vom Deutschkürschner, der Ungarschuhmacher vom Deutsch-Schuhmacher getrennt, nichtdestoweniger das ungarische Stiefel-, Bundschuh- und Pantoffelmacherfach, bzw. das deutsche Schusterfach, weiterhin das als Hausgewerbe getriebene Leinwandweben, andererseits das ein­heimisch gewordene Weberfach und die eingewanderte Blaufärberei. Die ungarischen Handwerke haben in erster Linie das reinungarische, bäuerlich lebende Bür­gertum, vor allem das Bauerntum der Niederstadt (ung. Alsóváros), die Hirten der immer besser 416

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