Bálint Sándor: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1976/77-2. A szögedi nemzet. A szegedi nagytáj népélete. Második rész.(Szeged, 1977)
belebten Gehöften, bald das Bauernvolk der Einödhöfe, weiterhin die Fischer und Schiffsleute bedient. Da diese ihr Leben und ihre Arbeit zum größten Teil im Freien verbrachten, hatten sie eine traditionelle Tracht, die sich zum Wetter, zur körperlichen Beschäftigung, zur lokalen Umgebung und zu den hiesigen Anforderungen angepaßt hat. Die mit dem Wort „deutsch" bezeichneten Handwerke haben die feineren Ansprüche der mehr gebildeten, aber in der Szegeder Welt noch insessigen, zum Teil assimilierten Handwerker-, Kaufleuten-und Beamtenschichten erfüllt, und sie haben die mehr veränderliche Mode, den Einfluß des westlichen Geschmacks widerspiegelt. In der Gestaltung der Trachtordnung unseres Volkes war ein bedeutendes Moment im vorigen Jh., daß der Pantoffel türkischer Herkunft (ung. papucs) eine Spezialität von Szeged geworden ist. Mit dem Pantoffel gleichzeitig auftretender Teil der Frauenkleidung war das Kleid aus dem Blaufärbestoff. Vor dem epochemachenden Hochwasser (1879) war das Verständnis für die charakteristiche Kleidung noch sehr lebendig. Man konnte dadurch erfahren, was für ein Handwerk der Träger hat und in welchem Stadtteil er lebt. An die Kleidung haben sich auch Glauben geknüpft. Sogar noch auf der Jahrhundertwende durften die Mädchen von Szőreg und Tápé im Kleid, worin sie in die Kirche gangen, nicht in den Tanz gehen. Es gehörte sich, das neulich gekaufte oder gemachte Kleid erst am Sonntag aufzunehmen und darin in die Kirche zu gehen. Die Kirche hat einst die Leuten, die neue Kleidung hatten, auch gesegnet. Braut und Bräutigam müssen — wenn sie es leisten können — auch noch heute neu angekleidet zur Trauung gehen. Die älteste völkische Fußbekleidung in der Szegediner Gegend scheint der Bundschuh zu sein. Alte Männer tragen ihn hie und da auch noch heute. Während der Arbeit haben Erdarbeiter, Ziegelstreicher, Brunnengräber, Schnitter sowie die Rohrkolbenmäher aus Tápé Bundschuh getragen. Der Pantoffel ist mit Recht das berühmteste Stück der Volkstracht von Szeged. Seine Blütezeit in Szeged ist mit der Glanzzeit der ungarischen Volkskunst zusammengefallen, d. h. mit der Zeit zwischen den Freiheitskämpfen (1848/1849) und dem ersten Weltkrieg. Der Szegediner Pantoffel hat sich vor allem jetzt in Farben, Zierden und Form an das Alter und dem Geschmack des Trägers angepaßt. Bedeutende gewerbliche Neuerung ist der hohe, klapprige Holzabsatz, der in der Welt der Mädchen und der jungen Frauen beispiellos populär geworden ist. Bei Tanzveranstaltungen, in Bällen und Hochzeiten pflegten sie darin zu tanzen. Sogar bei schnellster Umdrehung ist er vom Fuß der Frauen nicht heruntergefallen. Die Stiefel sind lange Zeit feierliche Fußbekleidug gewesen. Die Jungen haben auch Rosmarin in die Stiefelschäfte gesteckt. Alltägliche Tracht waren sie bei den Fuhrleuten, Schiff leuten und Treidlern. Dazu wurden sie durch das ungünstige Wetter, durch das Leben im Freien und wegen das Herumkommens in der Welt gezwungen. Das Männervolk von Szeged ist aufs Schuhtragen um die Jahrhundertwende übergangen, als sich die Tracht der Pantalons verbreitet hat. Vor den Ungünstigkeiten des Wetters, vor allem vor der Winterkälte haben die aus Fellen verfertigten Kleidungsstücke die Menschen geschützt: solche waren z. B. die mantelähnlichen Schafpelze und die Bauernmäntel aus Tuch. Die Trachtwerke des Kürschnerhandwerkes gehörten jahrhundertelang zu den Kleidungstraditionen des Szegeder Volkes. Die Hirten, Bauern, Fischer, Fuhrleute und Erdarbeiter haben um ihr tägliches Brot im Freien gearbeitet, so haben sie sich nicht nur vor der Winterkälte sondern vor den kühlen Sommernächten auch mit Lederkleidung geschützt. Der zierlich benähte Schafpelz wurde noch auf der Jahrhundertwende allgemein getragen. Daneben war die Kleidung aus Tuch in den vergangenen Jahrhunderten nicht nur Winterkleidung sondern sogar feierliche Tracht unseres Volkes. Die Blütezeit des berühmten Knopfgießerhandwerks in Szeged hängt mit der Verbreitung der Tuchverarbeitung zusammen. Tn die Zierden wurden auch türkische Züge aufgenommen. Die Oberkleidung der Frauen ist während des vergangenen Jahrhunderts fast völlig der Gebundenheiten des Hausgewerbes entrissen worden. Nicht nur neue, oft schon in Fabriken hergestellte, ausländische Tuchsorten wurden übernommen, sondern sie folgt auch den Modeformen nach. Zum ersten Weltkrieg hält sie sich aber an etlichen lokalen Konventionen fest. So verläßt sie die Schürze und die Haube, die bezeichnet, daß die Frau verheiratet ist, nicht. Von den Mädchen wurde gefordert, mit herabgelassenem, geflochtenem, langem Haar bioßköpfig zu gehen, von den verheirateten Frauen dagegen, daß sie den Kopf bedecken. Zur feierlichen Frauentracht gehörte das dreieckig gefaltete Seidentuch, das sich in seine Farben streng ans Alter der Trägerin angepaßt hat. Zur Schürze muß bemerkt werden, daß das Frauenvolk noch am Anfang des 20. Jahrhunderts samstags, weiterhin an hervorgehobenen Feiertagen Marias und zu Ostern weiße Schürze getragen hat. Der Verfasser stellt zuletzt gesondert die Zunftüberlieferungen, den Wortschatz und örtliche Besonderheiten der Volkstrachthandwerke dar. 27 A Móra Ferenc Múzeumi Évik. 77. II. 417