A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1971. 2. (Szeged, 1974)

Die VII. Archäologische Konferenz in Szeged - Kőhegyi, Mihály–Marcsik, Antónia: Das sarmatische und awarische Gräberfeld von Mélykút

Aufgrund des oben Gesagten können wir sehen, dass innerhalb der beiden Gross­familien eine entschiedene Ordnung geherrscht hat, durch die auch der Platz der einzelnen Mitglieder im Gräberfeld im vorhinein bestimmt wurde. Die im Leben zusammengehörenden Personen haben sich auch nach dem Tode — oder mit an­deren Worten : an der Schwelle des ihren Glauben entsprechenden jenseitigen Lebens — nicht voneinander getrennt. Die Frauen wurden an der Rechten ihrer Gemahle, zuweilen etwas schräg hinter ihrem Rücken begraben (Grab 21—32, 37—36, 25—14, 26—41, 44—43). Es gibt auch eine davon abweichende Bestattungsart: die Gemahlin des Mannes in Grab 51 liegt von ihm südwestlich. Man hat das Gefühl, als würde diese traditionelle Ordnung schon im Auflockern begriffen sein, da ja gerade bei der jüngsten Familie B/5 diese abweichende Bestattungssitte am besten konstatiert werden kann. Innerhalb der mit A bezeichneten Grossfamilie konnten mit etwa 20 Individuen drei, bzw. vier Familien voneinander abgesondert werden. Für diese Grossfamilie war die geringe Zahl und der verhältnismässig ärmliche Charakter der Beigaben bezeichnend. Ein Gürtel, der auf ein Sippenhaupt verweist, ist uns nur aus einem einzigen Grab bekannt. Diese Grossfamilie dürfte das Belegen des Gräberfeldes begonnen haben. Die drei Gräber der Familie A/l (Grab 17, 18, 24) kamen chrono­logisch zusammen mit den beiden Gräbern der Familie A/2 in die Erde (Grab 13, 22). Ist aber dies der Fall, so dürften die einzelnen Mitglieder dieser beiden Familien zur gleichen Zeit gelebt haben. Die chronologische Absonderung ist also nicht scharf, was die Abgesondertheit der beiden Familien natürlicherweise nicht berührt. Diese Gleichzeitigkeit ist nicht überraschend, da ja in das Gräberfeld praktisch höchstens vier (eventuell zwei) Generationen bestattet werden konnten, das Gräberfeld wurde demnach zwischen sehr engen Zeitgrenzen belegt. Innerhalb der beiden Gross­familien gehören A/4 und B/4 zu den jüngeren. Im Frauengrab 29, das von der Familie B/l etwa 17 m nordöstlich liegt, sind neben einem Bronzearmband, Bronzeohrgehänge sowie Gefässfragmenten auch zylindrische Bernsteinperlen und zur Zeit des Konstantin d. Gr. in den Jahren 324— 325 geprägte Bronzemünze zum Vorschein gekommen. Dieses Grab bildet dem­nach einen Teil des bereits früher erschlossenen sarmatischen Gräberfeldes. Der Abstand der in lockeren Gruppen bestatteten Sarmaten liegt von dem - zwar einzi­gen Grabe der Gruppe B/l — nicht weiter, als dessen Abstand vom B/2 ist. Die mit Sicherheit als awarisch bestimmte Familie A/2 liegt noch entfernter als die sarma­tischen Gräber. Auf dem ziemlich umfangreichen Hügel und an dessen Hängen hät­ten die Sarmaten für Bestattungen genügend Platz gefunden. Dass sie sich dennoch zusammen bestatten Hessen, natürlicherweise ein jeder zu seiner eigenen Familie, kann das nicht ganz das Werk des Zufalles sein. Es ist demnach anzunehmen, dass einzelne sarmatische Gruppen gerade im Donau-Theiss-Zwischenstromgebiet die awarische Landnahme erlebt haben. Im Laufe der Neubewertung der spätsarmatischen Funde geht hervor, dass die Hunnen zwar dem selbständigen staatlichen Dasein der Sarmaten ein Ende be­reitet haben, doch wurde ihre verblüffend grosse Masse nicht vernichtet. 8 Als die Gépiden des Ardarich über die nach dem Tode das Grossen Königs sich gegenseitig bekämpfenden Söhne des Attila in der Schlacht an der Nedao einen entscheidenden Sieg errungen hatten, blitzte vor den Sarmaten der Hoffnungsschimmer der Selb­ständigkeit wieder auf. 9 In der Schlacht, deren historische Bedeutung mit Recht 8 Párducz, M., Archäologische Beiträge zur Geschichte der Hunnenzeit in Ungarn. Acta Arch. Hung. 1959. 309—398. 9 Váczy P., A középkor története. Budapest, 1936. 103—105. 126

Next

/
Oldalképek
Tartalom