A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1969. 2. (Szeged, 1969)

Nováki, Gyula: Änderungen der Weizenarten in Ungarn von der Bronzezeit bis zum Mittelalter

Einkorn und den Emmer trifft dies nicht zu, da sie auch unter den günstigeren Bedingungen keinen höheren Ertrag lieferten. Somit ist es also natürlich, daß der Gemeine Weizen mit der Zeit die beiden anderen Arten völlig verdrängte. Aus den Weizenfunden kann man bis zu einem gewissen Grad auf die Entwicklungsstufe des Ackerbaus schließen. Das auffallendste Beispiel ist hier­für, daß im von den Römern besetzten Transdanubien, dem hohen Niveau des Ackerbaus zufolge, sich nur der Gemeine Weizen verbreitete, während in den Gebieten außerhalb des Römischen Reiches noch der Emmer von Bedeutung war. Dies läßt sich nur darauf zurückführen, daß der Ackerbau hier auch in der Römerzeit noch auf der bronzezeitlichen Stufe stand. Nach den Römern behauptete sich das Niveau ihres Ackerbaus auch weiterhin, erst in Trans­danubien, dann in ganzem Land, und mit dem Beginn des Mittelalters gelangte von allen Arten der Gemeine Weizen endgültig zur Dominanz. Von den mit Ungarn benachbarten Gebieten ist uns aus der Tschechoslo­wakei die ausführlichste archäologisch-botanische Zusammenfassung von Z. TEMPIR aus dem Jahre 1966 bekannt. Nach den dort veröffentlichten Angaben weicht die Änderung der Weizenarten von jener der ungarländischen etwas ab. In der Slowakei hatte während der Bronzezeit der Emmer Bedeutung, das Einkorn stand im Hintergrund und der Gemeine Weizen war völlig be­langlos. In der Früheisen- und Römerzeit stieg der Anteil des Emmers weiter an, der des Einkorns verringerte sich zunehmend und der Gemeine Weizen wies eine steigende Tendenz auf. Vom 11. Jahrhundert an ist letzterer in der ganzen Tschechoslowakei alleinherrschend. 3 Der Weg der Änderung weicht also insofern von den in Ungarn beobachteten Erscheinungen ab, daß von den bei­den alten Weizenarten immer der Emmer der wichtigere war, das Einkorn zähl­te nie ernstlich mit. Die Bedeutung des Emmers aus dem „Barbaricum" der Römerzeit stellt eine treffende Parallele zum alleinigen ungarischen Fundort aus dieser Zeit dar (Szirmabesenyő), da diese Gebiete auch geographisch in Zusammenhang gebracht werden können. Das andere benachbarte Land, aus dem archäologisch-botanische Daten bekannt sind, ist Österreich, wo H. L. WERNECK im Jahre 1950 die bisherigen Ergebnisse zusammenfaßte. Die Daten sind leider verhältnismäßig spärlich, zeugen jedoch immerhin dafür, daß in der Bronze- und Früheisenzeit Emmer und Gemeiner Weizen mit nahezu gleich Anteilen vorkamen, das Einkorn dagegen unbedeutend war. Aus der Römerzeit führt Werneck nur einen Fundort an, und auch dieser enthielt nur Gemeinen Weizen; neuere Funde wer­den hier nicht erwähnt. 4 Die Änderung der Weizenarten ist also auch hier denen der vorangehend angeführten ähnlich, durch die Bedeutung des Emmers be­steht jedoch eher mit der Tschechoslowakei eine Verwandtschaft. Mit den tschechoslowakischen und österreichischen Daten verglichen stel­len also Transdanubien und der mittlere Teil des Donau—Theiß—Zwischen­stromlandes ganz besondere Gebiete dar, da in diesen das Einkorn während der Bronzezeit eine bedeutende Weizenart war. Aus den südlich von Ungarn gelegenen Gebieten sind uns leider keine Angaben bekannt, die Gegenüber­stellungen zuließen. Es soll die Aufgabe späterer Untersuchungen sein, zu er­8 Tempir, Z.: Vysledky paleoetnobotanického studia pestování zemëdëlskych rostlin na územi CSSR. —• Vëdecké Práce Ceskoslovenského Zemëdëlského Muzea. 1966. 27—144. 4 Werneck, H. L.: Die naturgesetzlichen Grundlagen des Pflanzen — und Waldbaues in Oberösterreich. — Wels. 1950. 44

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