A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1969. 2. (Szeged, 1969)
Erdélyi, István: Steppe – Klima – Völkerwanderung
A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve 1969/2 STEPPE - KLIMA - VÖLKERWANDERUNG von ISTVÁN ERDÉLYI (Archäologisches Institut der Ung. Akademie der Wissenschaften, BUDAPEST) In Memórián Cs. Sebestyén Karoly Die Forscher der Geschichte der Nomaden beschäftigen sich schon seit lange mit der Ursache der Völkerwanderungen. Sie versuchen die Frage durch die Hilfe der schriftlichen Quellen zu beantworten, obwohl in diesen zumeist nur soviel mitgeteilt wird, welches Volk das andere aus dem genannten Gebiet gehetzt habe, ohne die tieferen Gründe dargelegt zu haben. Die Forschung dieser Probleme kann natürlich erst aufgrund konkreter Untersuchungen, die sich an ein gewisses Volk und Gebiet anknüpfen, fortgeführt werden. Es gibt so grosse Völkerbewegungen, wie die Eroberung der Mongolen, deren ursprünglliche Gründe auf politischem Gebiet zu suchen sind, zugleich aber müssen wir feststellen, dass die Mongolen, als Volk — so, wie z. B. der grösste Teil der asiatischen Hunnen, bzw. die landnehmenden Ungarn — in grossen Mengen ihren ursprünglichen Wohnort niemals verlassen hatten. Mehrere sind der Meinung, es sei mit der Vertrocknung der Steppe in Verbindung, dass einige Völker sich um eine neue Heimat zu suchen auf den Weg gemacht haben. Mit einem anderen Worte könnte der Grund für die Bewegung also im Qualitätsverderb der Weiden liegen. Die Ursachen der Wanderungen waren unzweifelhaft vom wirtschaftlichen Ursprung, nicht nur im Falle der Reitervölker (s. die Wikingen usw.). Indem die Nomaden sich den Möglichkeiten der Steppe sowie den der Waldsteppe mehr als 3000 Jahre schon angepasst hatten, hatten sie sich eine eigenartige Lebensform, bzw. drei Grundtypen dieser ausgestaltet, wodurch sie bedeutende Gebiete Eurasiens, also von dem Karpatenbecken bis zum ehemaligen Mandschurien eigentlich wohnbar gemacht hatten. Auf den Steppen ist die Hegemonie im Laufe der Jahrtausende von den Skythen (bzw. von den Kymmeren) begonnen bis zu den Kumanen sozusagen von Volk auf Volk übergegangen (Erdélyi, I.—Gumiljow, 1967). Dieser Wechsel der Herrschaft war kein Zufall, sondern er wurde von Gesetzmässigkeiten geregelt. Die Herkunft der Reitervölker, die das Karpatenbecken erreicht haben, is zumeist nach Asien zurückzuführen. Hauptsächlich haben sich sowjetische Historiker neuerlich mit dem Herkunftproblem der Reitervölker beschäftigt, und auch in der jüngsten Vergangenheit ist eine Serie der Studien erschienen, die die Gründe der Umsiedlungen behandeln. In den folgenden wollen wir diese Resultate kritisch überblicken, und wo möglich auch mit den Ergebnissen der ungarischen Forschung ergänzen, bzw. vergleichen. Vor der eingehenden Analyse der Umstände der Wanderungen halten wir für notwendig die Steppe und die Lebensform, die sich dort entwickelt hatte kurz zu charakterisieren. Die Steppenzone in Südrussland, die sich nördlich von dem Schwarzen Meer, und östlich von den Karpaten befindet, ist im mindesten nicht einheitlich. 139