A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1964-65. 2. (Szeged, 1966)

Dienes, István: Über neuere Ergebnisse und Aufgaben unserer archäologischen Erforschung der Landnahmezeit

Oberhäupter, die die Vertrauensleute des Chans werden; der Fürst befestigt sie der Reihe nach in ihrer Würde und schenkt ihnen als Vasallenlohn — mit vererb­barer Macht — ihre eigene Sippe oder ihren Stamm. Die Widerspenstigen lässt er ausrotten und in ihre Würden ernennt er die Mitglieder seiner eigenen Sippe. Mit dem Aufbau des mongolischen Reiches wurde auch die Heeresorganisation auf neue Grundlagen gelegt und eine strenge und folgerichtige Ordnung eingeführt. Das ganze Volk wurde in zehner, hunderter, tausender und zehntausender Gruppen eingeteilt und an ihre Spitze Hauptleute von Zehnern, Hundertern, Tausendern und Zehntausendern gestellt. Das waren nicht einfache Amtsleute, sondern Würden­träger von Vasallen, die über so viel diensttuende Leute verfügten, aus der sie ihre Einheit ausstatten konnten. In ihre Würde sind sie mit Installation eingetreten. Neben sich hat der Chan eine eigene Leibgarde eingestellt, deren Dienst auf das genaueste geregelt war. Der Chan Dschingis tat nichts anderes, als dasser jene Rahmen der Organisation, die im Laufe der früheren sozialen Entwicklung zustande gekommen waren, befestigte und bewusst weiterentwickelte. Jene soziale Entwicklung, die wir im Anschluss an das klassische Werk von Wladi­mircov hier versucht haben zu skizzieren, ist nicht nur eigenartig auf die Mongolen kennzeichnend. Wir können sie in ihren Grundzügen — natürlich mit zeitgemässen Abweichungen, mit Unterschieden, die sich aus der Produktionsweise ergaben — für alle diejenigen nomadischen und halbnomadischen Völker als gültig ansehen, die schon bis an die Grenze der Auflösung der Sippenorganisation gelangt sind und die feudalen Verhältnisse in ihrer Gesellschaft unter dem Deckmantel der Stammes- und Sippenorganisationen, dann diese früher oder später sprengend erschienen und vor­herrschend geworden sind. Die Anfänge dieses Prozesses sind nicht von der mongo­lischen Periode angefangen zu verfolgen, sondern reichen in frühere Zeiten zurück: in Osteuropa ist das VIII — X. Jahrhundert das Zeitalter des sich entfaltenden Feudalis­mus, als das Ungartum noch auf seinen früheren Wohngebieten gelebt hat. Eben auf dem Gebiet des auf türkische Herkunft zurückgehenden Chasarenreiches, können wir zu dieser Zeit die Zeugen einer grossartigen wirtschaftlichen Umwälzung sein, die mit dem Prozess der festen Ansiedlung verknüpft ist (s. die Kultur von Saltovo­Majack) und die auf diese folgenden sozialen Veränderungen, was auch in Bezug auf die Entwicklung des zwei Jahrhunderte im Schoss dieses Reiches sich aufhaltenden Ungartums nicht spurlos vorübergegangen sein mag. Die auf die frühfeudale Staats­bildung der Chasaren bezüglichen Quellen bezeugen einhellig, dass diese immer mehr fest ansässig werdende Gesellschaft stark geschichtet war, und dass die gut voneinan­der abgesonderten Gruppen durch ein ganzes System der vasallischen Abhängigkei­ten zusammengehalten wurden und die Ordnung des Reiches durch eine bewaffnete Körperschaft gesichert wurde. Es wäre natürlich unrichtig, wenn wir die Organisation des landnehmenden Un­gartums ohne ein gründlicheres Beweismaterial nach dem Beispiel einer entwickelten frühfeudalen Gesellschaft darstellen wollten, obgleich uns die historischen Beizehun­gen des Frühungartums, desgleichen die Daten schriftlicher Quellen vermuten lassen, dass wir auch in ihrem Kreise mit einer Reihe von parallelen Zügen rechnen können. Am meisten können uns doch die archäologischen Quellen vergewissern, dass die Produktionsweise des Ungartums, seine Gesellschaft, seine Organisation denen der Chasaren nahe gestanden haben mag und der charakterisierte Vorgang der Feuda­lisierung auch in ihrem Kreise sich entfaltete; offenbar verdankten sie schon diesem Prozess, dass sie um 830 begannen, von der Chasarenherrschaft sich zu befreien. Über den Zustand der ungarischen Gesellschaft vor den Verbindungen mit den 90

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