A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1964-65. 2. (Szeged, 1966)
Dienes, István: Über neuere Ergebnisse und Aufgaben unserer archäologischen Erforschung der Landnahmezeit
gen Tag nur für den Nachlass der landnehmenden Ungarn charakteristisch zu sein scheinen. Von den aus unserem Vaterlande in grosser Zahl bekannten Taschenplatten ist z. B. nur ein näheres Exemplar vom Gebiet der Mari (Tscheremissen), aus dem Friedhof von Veselovskoje bekannt {Erdélyi L, Újabb adatok a tarsolylemezek stílusának elterjedéséhez Kelet-Európában. Arch. Ért. 88, 1961, 95—100). Wären auch diese Goldschmiede-Meisterstücke in dem Handelsverkehr verbreitet gewesen, so sollten sie in den berühmten Handelszentren, bzw. auf den entlang der Hauptverbindungsstrassen befindlichen Fundstätten auftauchen. Ihr Fehlen inspiriert uns zu der Annahme, dass diese Taschenplatten Erzeugnisse der Goldschmiede der landnehmenden Ungarn seien. Im Falle der Taschenplatte von Tiszanána haben wir hierfür auch einen Beveis verschafft ; hier kam nämlich aus dem Grabe eines 12—14 Jahre alten Knaben ein für ihn bestelltes, deswegen bedeutend kleineres als das gewohnte Exemplar zum Vorschein, das offensichtlich an die Statur des Knaben bemessen war. Sein Verfertiger kann nur ein im Karpatenbecken arbeitender Meister gewesen sein, da ja das Bürschchen unmittelbar vor seinem Tode in die Reihe der Männer eingetreten sein wird, und es die Würde, die ihm zum Tragen von einer mit Platte geschmückten Tasche berechtigte, auf alle Fälle an Ort und Stelle als ein vollberechtigtes Mitglied seiner Sippe erlangt haben mag. Ähnlich wie beiden Taschenplatten finden sich für die bei uns so häufigen schmucken Pferdegeschirrgarnituren in Scheibenform — mit ihnen verwandte kann man nur auf Darstellungen aus der Sassanidenzeit sehen — keine gleichzeitigen Entsprechungen in Osteuropa, höchstens taucht einigemal ein ähnlich aussehender Beschlag auf. Auch die Ansicht ist zu vernehmen, dass diese Goldschmiededenkmäler von östlichen Händlern nach Ungarn geliefert worden seien. Ein Zeugnis hierfür soll der Umstand sein, dass viele prächtigen Denkmäler der Goldschmiedekunst, und unter anderem auch ein Teil der Taschenplatten in Nordost-Ungarn, auf Gebieten, die in der Nachbarschaft der durch den Vereckepass führenden Handelsstrasse liegen, angetroffen wurden. Nur ist eine andere Gruppe der Taschenplatten eben aus entgegengesetzter Richtung, aus westlichen Landschaften bekannt, es ist also viel annehmbarer als ihre Verbreitung auf dem Handelsweg, dass sich eine über eine entwickelte Goldschmiedekunst verfügende Volksgruppe sowohl auf dem Gebiet der oberen Theiss als auch auf dem Kleinen-Alföld angesiedelt haben mag. Aus historischen Überlegungen (Györffy) ist diese am ehesten mit den Kawaren gleichzusetzen, in deren Kreis sowohl die Alanen als auch die Khoresmier von ihrer Goldschmiedekunst berühmt waren. Auch neuerdings wurden auf solchen Gebieten Taschenplatten gefunden, wo die militärischen Hilfsvölker gelebt haben mochten: so in Bana im Kom. Komárom (d. h. auf der uralten Besitzung des von Ketel abstammenden К atapán-Geschlechtes, der nach dem anonymen Notar einer der sich bei Kiew an die Ungarn angeschlossenen kumanischen Führer gewesen sein soll); in Tiszaeszlár— Bashalom und Rétközberencs im Kom. Szabolcs; in Tiszanána und in Besenyőtelek im Kom. Heves; in Ecsegfalva im Kom.Békés.—Zugleich bezeugen uns die von nicht-kawarischen Gebieten stammenden Taschenplatten von Szolnok—Strázsahalom und Kecskemét—Fehéregyháza, desgleichen die im Kunstkreis der Taschenplatten von diesen befruchteten und weit verbreiteteten Denkmäler, dass diese Goldschmiedekunst auch bei den übrigen Stämmen Wurzel gefasst hat. 11 11 In Zusammenhang mit den Taschenplatten liesse sich auch eine andere Möglichkeit in Vorschlag bringen. Wie wir erwähnt haben, tauchen diese Meisterwerke der Goldschmiedekunst — es hat den Anschein — im Umkreis von Burgen auf, die für Hauptorte je einer territorialen Einheit angesehen werden können. Es wäre nicht unvorstellbar, dass die Zentralmacht die in engere Abhängigkeit einbezogenen Beauftragten, die an die Spitze der ihre Macht unterstützenden Stämme 106