A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve, 1964-65. 2. (Szeged, 1966)

Dienes, István: Über neuere Ergebnisse und Aufgaben unserer archäologischen Erforschung der Landnahmezeit

Dienstleistungen verpflichtet. Hierfür zeugen uns jene Fundorte, wo die Friedhöfe ver­schiedener gesellschaftlicher Gruppen in die Nähe von einander gelagert zum Vor­schein gekommen sind. Die Verbindung ist manchmal ganz offensichtlich, in der Nähe der Friedhöfe der Gemeinen treffen wir auch die Ruhestätte der geringzahligeren vor­nehmen Gemeinschaft an. Ein Abhängigkeitsverhältnis ist jedoch nicht nur zwischen den Gemeinen und den Wohlhabenden, Mächtigen anzusetzen, sondern nach Zeug­nis der Friedhöfe auch zwischen den verschiedenrangigen Gruppen der Wohlhaben­deren. In Orosháza haben wir z. B. in 200 m Entfernung voneinander zwei kleinere Friedhöfe gefunden (s. die unter Druck befindliche Studie von István Dienes im Band I. von „Orosháza története és néprajza" ['Geschichte und Volkskunde von Orosháza']. Beide sind unzweifelhaft die Begräbnisstätten der Mitglieder der vornehmeren Schicht; in ihrem Denkmälermaterial gab es dennoch auffallende Unterschiede. Das Bild bei­der Friedhöfe ist die Projektion des alltäglichen Lebens : es bezeugt uns, dass die beiden nebeneinander lebenden Gemeinschaften in bezug auf Vermögen und auf gesellschaftliche Lage voneinander abgeschieden waren. Ihre Nähe macht uns gleichzeitig darauf aufmerksam, dass etwas die beiden Gruppen miteinander auch verknüpft haben wird, und das mag nur die Abhängigkeit des Schwächeren von dem Stärkeren, des Ärmeren von dem Wohlhabenderen und Mächtigeren gewesen sein. Es war unzweifelhaft nicht das Verhältnis von Herr und Knecht, sondern irgend­eine gelindere Form der vasallisehen Abhängigkeit. Aus der Verbindung der Friedhöfe ist einigemal auch eine mehrfache Abhän­gigkeit zu beobachten. In Bashalom im Kom. Szabolcs kamen die Friedhöfe von zwei vornehmen Gemeinschaften gleichfalls in 200 m Entfernung von einander ans Tageslicht: der eine mit geringerer Seelenzahl war reicher, der andere mit Beerdi­gungen in grossfamiliärer Ordnung weniger reich. In ihrem weiterem Umkreis haben wir von diesen in einer Entfernung von einigen hundert Metern auch den ärmlichen Friedhof des gemeinen Volkes, ihrer Untergebenen aufgefunden (s. Dienes L, Acta Arch. Hung. a. a. 0.; Az 1958. év régészeti kutatásai. Régészeti Füzetek 11. Bp. 1959, 54—5, 76). Natürlich können auch mehrere diensttuende Gemeinschaften unter die Macht einer vornehmeren Familie gehört haben. Auch aus der Untersuchung der Friedhöfe des gemeinen Volkes ergibt es sich, dass auch die Mitglieder dieser Gemeinschaften nicht vollkommen arme Leute waren; es lag auch im Interesse ihrer von ihnen Dienst­leistungen fordernden Herrn, dass sie über ein Eigentum verfügen sollen. Hierfür zeugt auch der Umstand, dass das Material der ärmerer Gräber in den vornehmeren Friedhöfen und das in den reicheren Gräbern des gemeinen Volkes im grossen und ganzen identisch ist. Die Gemeinen waren frei in dem Sinne, dass sie in ihrer eigenen Organisation lebten, was jedoch nicht bedeutet, dass sich die Macht der Sippen­aristokratie über sie nicht erstreckt habe. Nach unseren Erfahrungen ist die oben skizzierte Ordnung der Friedhöfe nicht eine Ausnahmeerscheinung, sondern sie ist -— je methodischer die Aufdeckungen werden — immer mehr als allgemeingültig zu bezeichnen. Für das Ganze der Gesell­schaft können wir als kennzeichnend annehmen, dass die verschiedenen Gruppen durch mehrfache Abhängigkeiten, manchmal durch eine ganze Kette derselben, miteinander verknüpft waren. Die auf je einem engeren Gebiet befindlichen, mitei­nander durch gezwungene Abhängigkeit verknüpften Gemeinschaften mit ver­schiedenartigem Vermögen und mit verschiedenartiger Macht bilden jene Zellen, Siedlungsgemeinschaften, aus welchen die Grundeinheit der Gesellschaft: die Sippe zusammengesetzt wird. Auf welchem Gebiet schon seit längerer Zeit eine systematische Forschung vor

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