A MÓra Ferenc Muzeum Evkönyve 1964-65. 1. (Szeged, 1966)
Marián Miklós: Die Vogelwelt im Winter auf den Überschwemmungsgebieten der Theiss und ihre Beziehungen zu der Wirtschaft
DIE VOGELWELT IM WINTER AUF DEN ÜBERSCHWEMMUNGSGEBIETEN DER THEISS UND IHRE BEZIEHUNGEN ZU DER WIRTSCHAFT Auf den Überschwemmungsgebieten und in den Galeriewäldern der durch die baumlose Ebene des Alföld (der Grossen Ungarischen Tiefebene) hinfliessenden Tisza (Theiss) hat sich eine charakteristische Vogelwelt herausgebildet. Mit der Vogelfauna dieses Flusses haben sich bisher nur wenige Forscher beschäftigt, über seine Vogelwelt im Winter ist bisher in unserer Literatur noch keine Untersuchung erschienen. Der Verfasser hat im Laufe von sechs Wintern (1958—64) einen in der Nähe von Szeged befindlichen typischen Teil des Überschwemmungsgebietes der Theiss studiert. Das Ziel war: auf Grund von kvantitativen Untersuchungen (aber auch mit Rücksicht auf die ökologischen Verhältnisse) eine Auswertung der Vogelwelt im Winter von diesem typischen Gebiet zu geben. Diese arbeit ist in Harmonie mit dem Programm der mit Unterstützung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften tätigen Arbeitsgemeinschaft für die Theissforschung fertiggestellt worden. Das angewiesene Probegebiet ist das Überschwemmungsgebiet, das sich nordöstlich von Szeged in einer Entfernung von 7 Km zwischen der Gemeinde Tápé und dem Damm wächterhaus „Vesszos" hinzieht. (Skizze Nr. 1). Nördliche Breite: 46° 16', östliche Länge: 37° 53'. Höhe über dem Meeresspiegel: 80 m. Die Länge des Gebietes: 2,1 Km, die grösste Breite: 250 m, die geringste Breite: 50 m. Flächenraum ungefähr 25 ha. Durchschnittliche Ternperatur des Jahresmittels: 11°C. Der kälteste Monat ist der Januar (Monatsmittel: 3°C). Die Niederschlagsmenge des Winterhalbjahres im Durchschnitt: 250 mm. Vom Schnee wird das Gebiet nur vom ca. 20. Dezember bis ca. 15. Februar bedeckt. Das zum Studium bestimmte Gebiet liegt also in einer solchen Gegend des Landes, wo der Winter am gelindesten zu sein pflegt. Innerhalb des Schutzdammes finden wir an dem Flusse den charakteristischen Galeriewald. (Saliceto-Populetum), Zerstreut sind auch Fraxinus pennsylvanica und einige Querem robur zu sehen. Das Unterholz wird von dichter Rubus caesius und Amorpha fruticosa gebildet. An einigen Stellen finden sich auch kleinere schilfbedeckte Flecke (Phragmitiori). Die wichtigsten Biotope sind auf Skizze 2 vorgeführt. Die Untersuchungen dauerten von November 1958 bis März 1964. Jeden Winter wurden von dem Verfasser 6—8 Exkursionen vorgenommen, möglichst in Abständen von zwei Wochen. Die Aufnahme des Bestandes wurde von ihm mit linearer Zählungsmethode ausgeführt. Er wandelte im langsamen Fussgang in der Mitte des Galeriewaldes hindurch. Zur einmaligen Begehung des Probegeländes waren 3 1/2 bis 4 Stunden erforderlich. Über die beobachteten Arten, über deren Verteilung je nach den Biotopen, über die Art und Weise ihrer Ernährung und über ihre Gewichtmasse (Biomasse) sollen die Tabellen Nr. 1, 2, 3 orientieren. Auf dem Versuchsgelände war im Laufe der sechs Winter das Vorkommen von 43 zu 9 Gattungen gehörenden Arten festzustellen, was ein Viertel jener ausmacht die im Sommerhalbjahr beobachtet werden können. Die heterogene Zusammensetzung der Vogelweit ist für die Vogelpopulationen des Überschwemmungsgebietes besonders charakteristisch. Unter den fehlenden Arten ist das Erscheinen noch der folgenden zu erwarten: Alcedo atthis ispida L., St rix alueo L., Erithacus rubecula L. und Bomby cilla garrulus L. Die Zahl der Artenpopulationen weist jährlich bzw. die der Individuen auch innerhalb des Winterzeitabschnittes starke Fluktuationen auf. ? Auf je einem Hektar des Probegeländes leben 30 Vögel, im Gewicht von 4,4 kg. Die wirtschaftliche Bedeutung des Bestandes zeigen uns die auf Grund der Gewichtsmenge ausgeführten Rechnungen an. Die grösste Gewichtsmenge haben die Gemischtfresser (Diversivores, D-Gruppe). Diese ist in wirtschaftlicher Hinsicht die wichtigste Gruppe, weil die Anpassungsfähigkeit bei den hierher gehörenden Arten am grössten ist. Ihre wirtschaftliche Bedeutung wird noch dadurch erhöht, dass sich 88% ihrer Gewichtsmenge auf dem angrenzenden landwirtschaftlichem Gelände ernährt. Die Pflanzenfresser (Herbivores, H-Gruppe) verfügen über die kleinste Gewichtsmenge, was darin seinen Grund hat, weil das Überschwemmungsgebiet im Winter wenig pflanzliche Nahrungsmittel bietet. Die Fleischfresser (Carnivores, C-Gruppe) stehen mit ihrer verhältnismässig niedrigeren Individuenzahl den Pflanzenfressern näher, in Hinblick auf ihre Gewichtsmenge werden aber diese von ihnen weit übertroffen. Sie sind auf die Gruppen der Raubvögel und der Käferfresser zu trennen. Die Raubvögel sind nur mit einer Gewichtsmenge von 18% vertreten, weil das Gebiet nur zur Erhaltung von wenig Individuen geeignet ist. Die Käferfresser, deren Nutzen in der Land- und Waldwirtschaft unschätzbar ist, machen 88% der Fleischfresser aus. 90 % der Gewichtsmenge der 311