Czeglédy Imre: Munkácsy Békés megyében (A Békés Megyei Múzeumok Közleményei 17. Békéscsaba, 1994)
ZUSAMMENFASSUNG M. Munkácsy (1844-1900) ist einer der erfolgreichsten ungarischen Maler des 19. Jahrhunderts. Aus einem verwaisten armen Tischlerlehrbuben kämpfte er sich unter die gefeiertesten Maler seines Jahrhundertes empor. Zu dieser Karriere verhalf ihm nicht nur der Zufall, sondern auch hilfreiche Hände unterstützten ihn. Zur Kenntnis seines romantischen Lebenslaufes trug auch er selber bei, indem er in den Achtziger jähren des 19. Jahrhunderts die Geschichte seiner Kindheit bis zum Künstlerwerden, d. h. bis zu seinem 19. Lebensjahre niederschrieb und auch seine auf französisch verfassten Erinnerungen noch zu seinen Lebenszeiten unter dem Titel „Souvenirs" erschienen. Vom Naturalismus seines Freundes Alphonse L. M. Daudets bei der Schilderung seiner Erinnerungen stark berührt hob er die Erlebnisse seines Elends und die Gegensätze zwischen dem Kinde und der Welt der Erwachsenen grell hervor. Diese in der Autobiografie dargestellten Erlebnisse knüpfen sich zumeist an das Komitat Békés. Den Forscher interessierte in erster Linie, inwiefern sich die in „Erinnerungen" geschilderten Ereignisse verifizieren, beziehungsweise die darin erwähnten Personen und Schauplätze sich identifizieren lassen, sowie ob die Erlebnisse der Kinderzeit ergänzt werden können; des weiteren - als Fortsetzung der Autobiografie- erforschte er die späteren Beziehungen des Künstlers zum Komitat. Er dehnte seine Forschungen auch auf das nahe zum Komitat Békés gelegene Arad aus, da die in Arad verbrachten Jahre unmittelbar an sein in Békés verbrachtes Leben anknüpfen. Das Forschen war nicht vergebens. Der erste Teil der Autobiografie fußt auf dem ständigen Gegensatz zwischen dem Kinde Mischka und seinem Oheim und Vormund István Reök, da der „gemütslose, rohe Junggeselle" Mischka viele Bitternisse zufügte. Der Verfasser klärt einleitend in seiner Arbeit die Persönlichkeit István Reöks. Er war der jüngere Bruder von Munkácsys Mutter, der als namhafter Rechtsanwalt in Pest wohnte und der die Revolution von 1848 vorbereitenden Jugend angehörte. Als Vereinsnotär konnte er sich im Kreise der führenden Schriftsteller, Wissenschaftler und Politiker des Landes bewegen, die ein gemeinsamer Gedanke - dem Vaterland und dem Fortschritt auf bürgerliche Weise zu dienen - beseelte. Die paar in Pest verbrachten Jahre waren lebenslang richtungsweisend für sein Denken und Handeln. Er liebte nie die Tatenlosigkeit; ständig wollte er dem Vaterlande und der Allgemeinheit zu Diensten sein. Nach dem Zusammenbruch des Freiheitskampfes von 1849 flüchtete er vor den Vergeltungsmaßnahmen zu seiner Schwester, Frau Steiner, die in guten Verhältnissen in Békéscsaba lebte, begann sich mit Landwirtschaft zu beschäftigen, und verblieb hier - entgegen seiner Absicht - 27 Jahre lang bis zu seinem Lebensende. Békéscsaba war seinerzeit eine bäuerliche Stadt dörflichen Charakters von 30000 Einwohnern. Nach seiner Niederlassung in Csaba starb sein Töchterchen und seine Frau verließ ihn. Der Zusammenbruch des Freiheitskampfes und der Verlust seiner Familie verhärtete sein Gemüt; gerade zu dieser Zeit langte der kleine verwaiste Mischka in Csaba an, der in Miskolc an ein sorgenfreies Leben in der Wohnung des Vorstehers des Salzamtes gewohnt war. So wird der Gegensatz zwischen dem Onkel und Mischka verständlich. Zum Glück kann Mischka die Tage in Hause seiner Tante verbringen, aber Frau Steiner erliegt den Folgen der anlässlich eines Betyárenüberfalls erlittenen Mißhandlungen. Munkácsy beschreibt ausführlich diesen Überfall und seine Schilderung erweist sich von Wort zu Wort als zutreffend, wie aus den im Archiv aufgefundenen Akten erhellt. Im Herbst 1853 ziehen Mischkas in die Nachbarschaft der Familie Vidovszky am Hauptplatz, 228