Ujváry Zoltán: Kultusz, színjáték, hiedelem (Miskolc, 2007)

Játék és maszk. Dramadkus népszokások II.

die Hochzeiten in der Grossen Ungarischen Tiefebene so typischen Gestalt des Kumanenhauptmanns (ung.: kunkapitány) war dazu berufen, den Spass und die gute Laune zu steigern. Letztere Figur wurde durch den Funktionsverlust einer einstigen Amtsperson zum Spassmacher auf Hochzeiten. Im Repertoire der Hochzeitsspiele kam jenen drei Dialogen eine ganz besondere Rolle zu, welche einen gesellschaftiichen Konflikt zum Inhalt hatten. Im Rund der ungarischen dramatischen Volksspiele kamen kaum Szenen vor, in denen sich Klassenwidersprüche oder Widersprüche zwischen den einzelnen Gesellschaftsschichten oder Personen widerspiegeln. Die hier zu nennenden Lebensbüder und Genreszenen sind zumeist Karikierungen der dargestellten Personen unter besonderer Betonung des Extremen. Es handelt sich hierbei vorwiegend um Einzeldarstellungen und stumme Szenen, in denen Konflikte oder dramatische Spannung nicht Zustandekommen konnten. In einem gewissen Part des Monologs und der Ein- oder Mehrpersonenszenen treten jedoch schon die Möglichkeiten zur Entstehung eines dramatischen Konflikts hervor. Und gerade aus diesem Grunde sind unter den wenigen, einen gesellschaftlichen Konflikt darstellenden Spielen jene Szenen von besonderer Bedeutung, in denen der Widerspruch zwischen dem Hirten und seinem Brotgeber sowie zwischen dem armen Burschen und dem die Macht vertretenden Pandúrén zum Ausdruck gebracht wird. Diese Spiele einzustudieren, zu erlernen und einzuüben, bedeutete eine grosse Aufgabe für die Darsteller. Denn der verbindliche, oft in Reime gesetzte Text liess ihnen keinen Raum für Improvisierungen, sondern verlangte nach einer genauen Wiedergabe und einem glaubhaften Spiel. Es ist anzunehmen, dass diese Szenen aus der Feder volkstümlicher Versemacher stammten. Der Dialog des den betrunkenen Mann und seine Frau darstellenden Paares weist auf literarische Beziehungen und Quellen hin. Er wurde häufig auf den Hochzeiten in den Dörfern der Grossen Ungarischen Tiefebene vorgetragen. Zu anderen Anlässen war dieser Spieltyp auf dem gesamten ungarischen Sprachgebiet bekannt. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die melodiösen Variationen des Dialogs. Dadurch, dass dieses Spiel oder dieses Lied über das ganze Sprachgebiet verbreitet war, lässt sich darauf schüessen, dass diese Szene im Repertoire der volkstümlichen Dialogstücke zu den beliebten gehörte. Die Parodisierung der Bestattung und der Toten^eremonie ist sowohl vom formellen als auch vom funktionalen Aspekt her das beachtenswerteste Hochzeitsspiel. In der Grossen Ungarischen Tiefebene war es gang und gäbe. Durch semen häufigen Vortrag bildete sich eine feste, traditionelle Form heraus. In dieser Szene wurden die tatsächliche Bestattungszeremonie und die Totenpredigt auf groteske Weise nachgeahmt. Wenn der Tote wiedererweckt werden soll, tritt die in den Volksstücken sehr häufig vorkommende, in ganz Europa bekannte Anct-Figur auf, beziehungsweise eme ihr ähnelnde vermummte Gestalt. Als Hauptattraktion wurde der Phallus des Toten durch einen Strunk, einen Maiskolben, eine Mohrrübe usw. imitiert, doch es gibt auch Beispiele dafür, wo der Spieler nicht die Imitation, sondern seinen eigenen Phallus zeigte. Die Totenszene gehört zu den Mehrpersonenstücken, und ihre Vorführung setzt ein gut abgestimmtes Zusammenspiel der Darsteller voraus. Die Spieler gehörten zu den geladenen Gästen der Hochzeitsgesellschaft. Sie trugen die Szene vor einem sich zufällig versammelten Publikum vor. Die Bestattungsparodie gilt als eigenständige Einlage im Brauchgut der Hochzeit, und als ein daraus hervorzuhebender, unabhängig machbarer Teil. Gleich wo diese Szene aufgeführt wurde, zählte sie stets zu den wichtigen Ereignissen der Hochzeitszeremonie. Auf den Hochzeiten in den Dörfern der Grossen Ungarischen Tiefebene wurden auch häufig Parodien auf die Trauungvorgefühn während dieser Spieltyp in anderen ungarischen Gegenden hauptsächlich zu den Faschingsbräuchen zählte. Die Texte dieser Scheinhochzeitszeremonie waren obszönen Charakters. Ihre Grundlage hatte diese Szene auf der Parodisierung des Gelöbnisses, des Segens oder des Gebets und der Zeremonie. Ausserdem galten der komische Gesichtsausdruck der Spieler, die Mimik und Stimmverstellung als Attraktion der Szene. Der falsche Bräutigam und die falsche Braut trugen von der Wirklichkeit kaum abweichende, sog. gesichtsverändernde Masken. Bei den Hochzeitsfeiern sind zahlreiche Variationen der Nachahmungsspiele anzutreffen. Besonders beliebt war die Darstellung von verschiedenen Handwerken, Berufen und Genre-Gestalten. In ganz eigentümlicher Weise Spiegelt sich die Anschauung unter dem Volk darin, dass die wandernden Handwerker, die von Ort zu Ort ziehenden Händler, die für die Jahrmärkte typischen Gestalten, die Personen fremder Nationalität und die an der Peripherie der Gesellschaft stehenden Gestalten häufig als Thema für die verschiedenen Kunstgattungen der Folklore dienten. Mit besonderer Vorliebe wurden diese in den dramatischen Volksbräuchen, in den schauspielerischen Szenen und in den verschiedenen Improvisationsspielen dargestellt. Häufig treten sie in einem eigenständigen Spiel als Hauptfigur der Szene auf, anderwärts jedoch nur als Nebenfiguren zumeist in den Umzugsspielen. Bei den Hochzeitsfeiern traten die Genregestalten im allgemeinen als Einzeldarsteller auf. In den Darstellungen der verschiedenen Handwerke waren die Gestalt des Schmiedes, des Schusters, des Barbiers, des Schornsteinfegers, des Müllers, des Schenkenwirtes, des Arrêtes usw. besonders beliebt. Durch charakteristische Bewegungen ahmten sie die Berufe und Handwerke nach. In der Darstellung von Genre-Gestalten traten häufig der Betyár, der

Next

/
Oldalképek
Tartalom