Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)
I. RÉSZTANULMÁNYOK - Andreas Hartmann: A táncoló parasztok képe. Megjegyzések az altenburg-i néprajz három változatáról
nie höher, jauchzet nie froher, ist nie mehr alter, edler Slave, ohne daß er es weiß, als wenn er nach den Rumpuff tanzt. 5 " Und nun wieder aus der Feder Kronbiegels: „Dieser Tanz ist aber jetzt ganz in Vergessenheit gerathen, und nur noch einige alte Leute, sonderlich ihre alten Musici, wissen noch etwas davon. Schade ist es doch, daß dieser Nationaltanz, der den Geist der Nation so stark characterisirte, in Vergessenheit gerathen ist!" 6 : weshalb die Darstellung auch nicht den Rumpuff, sondern einen anderen Tanz, die angeblich ebenfalls repräsentativo Ronda, vor Augen führt. Für meine Überlegungen nun ist es nicht nur aufschlußreich, daß die Szenerie das Thema des Buches gewissermaßen an seinem Nervenzentrum visualisiert, sondern daß sie die Kollektivzuschreibung, das Nationalitätenstereotyp zugleich auch in einzelne Segmente zerlegt. Ein Beispiel: Die im voranstehenden Buchtext des öfteren zur Sprache gebrachten Züge des Frohsinns und des Optimismus kommen in der Figur des Tänzers zur Geltung: „Die erste Figur, ein Bauer, welcher schon über die erste Blüthe der Jugend ist, mit einem Bierkruge in der Hand, und mit der andern Schnippchen schlagend, scheint die Hauptfigur des Stücks zu seyn. . . . Sein heiteres Auge scheint keine Sorge der Zukunft zu sehen. Tanzend verscheucht er das Heer der Sorgen und des Kummers vorsieh hin." 7 In dieser Weise mustert Kronbiegel sämtliche auf der Tafel dargestellten Individuen durch und errichtet über dem szenischen Arrangement ein mentales Feld, das in der Art einer Quintessenz die Schilderung der „Sitten, Kleidertrachten und Gebräuche" zusammenfaßt. In dieser Ausgabe wiederholt sich häufiger als in der ersten und auch forcierter ein Lamento über das Schwinden oder gar den Verlust eines Goldenen Altenburgischen Zeitalters. Gleichsam im Gegenzug monumentalisiert der Text die überlieferten Attribute der ehemals glücklichen Welt, zum Beispiel die Trachten: Obwohl sich ihre Schilderung und übrigens auch ihre bildliche Darstellung nur unwesentlich unterscheiden, so bemerkt man doch im Ton 1 eine quasi unterschwellige Bewegung von der Empirie zur Historiographie: Die Unbefangenheit des - im besten Sinne - dilettierenden Ethnographen macht zumindest tendenziell dem Bewußtsein der Archivierung versinkenden Kulturgutes Platz. 1793 ist von dem Nationaltanz Rumpuff noch nicht die Rede: 13 Jahre später hingegen wird er als Verkörperung einer von Modernismen bedrohten Kultur gefeiert. Deshalb bemüht sich Kronbiegel um seine Revitalisierung: In dieser Absicht fügt er dem Bändchen Noten bei, die den verloren gegangenen Tanz-wie er betont-in seinem „ächten Ursprünge" zeigen. Denn heutzutage, so vermerkt er an anderer Stelle, haben die Altenburgischen Bauern anstatt der traditionellen Tänze „die ausgewähltesten Arien und Opern und andern Gedichtsammlungen zu ihren Volksliedern". 8 Kronbiegels Wiederbelebungsversuch sollte sich als Fehlschlag erweisen. 1839 wird Hempel das Bild von den tanzenden Bauern aus der dritten Auflage entfernen und sich darüber auslassen, daß vor 30—40 Jahren bei den Altenburgern von musikalischen Anlagen so gut wie nichts zu spüren gewesen sei: Es habe eine sehr einfache Tanzmusik gegeben und auch einen höchst simplen Nationaltanz, Rumpuff genannt, „den aber Niemand mehr kennt, und das nicht eben musikalische Gehör und Gefühl machten auch keine weitern Ansprüche"/' In dieser Neufassung nun findet sich eine Abbildung, die mit der Tanzszene von 1806 gewisse strukturelle Parallelelen aufweist. Im Ensemble der Illustrationen ist sie ebenfalls die einzige Darstellung eines Innenraums: In beiden Fällen trägt dieser Innenraum öffentlichen bzw. halböffentlichen Charakter. Im Gegensatz zu den übrigen Bildern dienen diese beiden Tafeln nicht in erster Linie der Visualisierung von Trachten. Gemeinsam ist ihnen außerdem, daß sie als einzige Bilddokumente den Komplex der ländlichen Vergnügungen thematisieren. Schließlich sind sie bei weitem die vitalsten