Kunt Ernő szerk.: Kép-hagyomány – Nép-hagyomány (Miskolc, 1990)

I. RÉSZTANULMÁNYOK - Wolfgang Brückner: Képhasználat és keresztes hadjárat a parasztság ellen a 13. században (Avagy a nácik Stedingenben)

BILDGEBRAUCH UND KREUZZUG GEGEN BAUERN IM 13. JAHRHUNDERT ODER DIE NAZIS IN STEDINGEN WOLFGANG BRÜCKNER Es gibt für mich einen höchst aktuellen Anlaß, das ferne mittelalterliche Beispiel auszugraben, nämlich seine politische Instrumentalisierung in Mitteleuropa vor einem halben Jahrhundert. Es ist genau fünfzig Jahre her, daß mit dem „Anschluß" Öster­reichs an das Deutsche Reich in Wien auch Vertreter der parteiamtlichen „Arbeitsge­meinschaft für Deutsche Volkskunde", gegründet 1937 in Berlin, auftauchten, um mit Hilfe sogenannter Gauschulungs-Referenten nationalsozialistische Volkstumsarbeit zu forcieren, die auf Beratungsstellen in den Museen zurückgreifen können sollte. Haupt­initiator und Verbindungsmann zwischen Berlin und Wien wurde von 1939 bis 1945 der österreichische Deutschlandemigrant und promovierte Volkskundler Karl Haiding. 1906 in Wien als Sohn des Bauunternehmers Paganini geboren, absolvierte er zunächst einen technischen Ausbildungsgang mit Hochbaustudium, ehe er als Berufstä­tiger über die Ergänzungsmatura an die Universität kam und dort erst als Dreißigjähri­ger bei Arthur Haberlandt im Fach Volkskunde doktorierte. Genau zu diesem Anlaß und Zeitpunkt 1936 wechselte er seinen Namen und schrieb sich von nun an statt Paginini Haiding. Das war und blieb für ihn bis zu seinem Tode 1985 ein weltanschau­liches Bekenntnis. Die Eindeutschung des Familiennamens als Assimilationswunsch genügt dafür nicht als Erklärung, obgleich es das Phänomen seit 200 Jahren überall im nationalisti­schen Europa gibt sowie in Übersee und heute in Israel. Die sprachlich exakte Ablei­tung des italienischen Herkunftsnamens von dem Orte Pagano würde Paganer oder noch „deutscher" Pagner heißen können. In Ungarn z. B. hat einst der Nationaldichter Alexander Petőfi (1823-1849) seinen slawischen Geburtsnamen Petrovics auf ähnliche Weise magyarisiert. Bei Haiding aber trat zur deutsch-nationalen Demonstration noch die glaubensmäßige Aufnordung hinzu. Dies hängt in Österreich mit der Kirchenaustritts­bewegung der Kämpfe um die Republik und dem Ständestaat zusammen: in den späten zwanziger Jahren auf Seiten der Sozialisten beliebt, in den dreißiger Jahren bei der verbotenen Minderheit von Nationalsozialisten gepflegt. Zu ihnen gehörte als Student und daher in der illegalen Hitlerjugend organisiert, der inzwischen fast 30jährige Karl Paganini. Die Etymologie seines Vaternamens legte er sich als vom lateinischen „paganus" abstammend zurecht und hängte die Personen­zugehörigkeitsendung „ing" daran, womit es in der oberdeutschen Schreibform des Umlautes (ai) Haiding nicht „einer von den Leuten aus der Heide" heißen sollte, sondern soviel bedeutet wie: Gefolgsmann eines bäurischen Heiden entsprechend der mittelalterlichen Bedeutung des Begriffs „paganus". Karl Paganini wollte mithin ein deutscher Landmann germanischer Herkunft mit noch oder wieder antichristlichem Bekenntnis sein. Woher hatte der als Volkskundler auf Kinderspiel, Erzählüberlieferung und Brauchgestaltung spezialisierte Praktiker von sogenannter Volkstumsarbeit unter der

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